Eichenau:Erster Abschied

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Bürgermeister Hubert Jung lädt Ehrenamtliche zum Neujahrsempfang. Da seine Amtszeit am 31. August endet, ist es sein letzter in dieser Funktion.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Für Bürgermeister Hubert Jung ist ein Jahr der Abschiede angebrochen. Vieles, was er in den kommenden Monaten tut, wird er ein letztes Mal tun, denn am 31. August endet seine Amtszeit. Am 19. Juni wird sein Nachfolger gewählt, und so wie es derzeit aussieht, werden sich der CSU-Kandidat Dirk Flechsig und für die SPD Martin Eberl um die Gunst der Wähler bemühen. Beide waren am Montagabend unter den Gästen des Neujahrsempfangs, zu dem Jung Ehrenamtliche und Mandatsträger eingeladen hatte. Dass er selbst im kommenden Jahr zum Empfang gebeten wird, davon geht der Bürgermeister nicht aus. "Ich bin kein Gemeinderat", sagt Jung ganz ohne Wehmut im Gespräch am Buffet, an dem sich nach Jungs Einführungsrede die Gäste anstellen.

Es ist eine Geste des Dankes an viele Eichenauer, die sich um das Gemeinschaftsleben kümmern, die bei Feuerwehr und Rotem Kreuz Dienst tun, die in Vereinen tätig sind oder Jugendarbeit in den Kirchen leisten. Wahlhelfern vom Bürgerentscheid im vergangenen Jahr wird damit ebenso gedankt wie Schulweghelfern. Sich dort treffen zu können am Anfang des Jahres, sich auszutauschen, das hat Hubert Jung mit dieser Veranstaltung gefördert. Viele Gäste waren schon einmal dabei, Günter Lederer ist das erste Mal dabei. Der in Eichenau lebende, langjährige Vorsitzende des Germeringer Trachtenvereins D'Parsberger ist im vergangenen Jahr für diese ehrenamtliche Tätigkeit ausgezeichnet und deswegen eingeladen worden. Lederer, der im Polizeipräsidium München tätig ist, ist aber auch seit vielen Jahren Fußballtrainer in Eichenau und gibt in den Firmgruppen der Pfarrei regelmäßig Selbstbehauptungskurse.

Es sind Menschen wie Lederer, die Jung in seiner Rede anspricht und denen er persönlich dafür dankt, dass sie das "Zusammenleben aktiv gestalten". Dieses überwiegend harmonische Zusammenleben schien aber auf der Kippe zu stehen, als der Landkreis die Ankunft von Flüchtlingen ankündigte. Doch die spontane Bereitschaft von mehr als hundert Eichenauern, noch bevor die ersten 50 Asylbewerber da waren, sich in einem Helferkreis zu engagieren, hat den Bürgermeister tief beeindruckt. Und so ist ihm offensichtlich auch nicht bange, dass sich die ihm als "positiv und aufgeschlossen" beschriebene Stimmung drehen könnte, nur weil derzeit schon 110 Asylbewerber in der Gemeinde wohnen und die zu erfüllende Quote bei 147 liegt. "Ohne den Helferkreis wäre das alles nicht machbar", sagt Jung und lobt vor allem dessen erfolgreiche Wohnungssuche für die Anerkannten oder Geduldeten, die aus den Asylunterkünften ausziehen müssen und in Gefahr sind, obdachlos zu werden.

Allerdings weiß auch Eichenaus Bürgermeister noch nicht, wohin Neuankömmlinge sollen, so lange die beiden Behelfsbauten im Norden und im Süden der Gemeinde noch belegt sind. Die katholische Kirche hat ein Gebäude zur Verfügung gestellt, ein weiteres Wohnhaus sei der Gemeinde angeboten worden, sagt Jung. Er setze auf dezentrale Unterbringung, und die dürfte auch notwendig werden, da etliche von den für 2016 prognostizierten 2500 neuen Flüchtlingen im Landkreis nach Eichenau kommen könnten. Für den Übergang hat die Gemeinde ein Wohnhaus für Obdachlose, ob neue Wohnungen dazu kommen, könnte im Gemeinderat ein Thema werden, hieß es am Rande der Veranstaltung.

Jung wird seinem Nachfolger ein gut bestelltes Haus hinterlassen. Auch im letzten Haushalt, den er zu verantworten hat, werden erneut Schulden abgebaut, keine neuen Kredite aufgenommen, und die Höhe der Steuern bleibt unverändert. Wenn der Kämmerer gut wirtschaftet, könnte es also sein, dass beim nächsten Neujahrsempfang noch ein Essen für den Ex-Bürgermeister drin ist.

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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