Eichenau:Dufte Scheune

Lesezeit: 2 min

Der Eichenauer Pfefferminzverein weiht am Samstag seine neue Teehalle ein. Bereits nach der ersten Verarbeitung riecht dort schon alles minzfrisch

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Langsam öffnet Hans Kugler das Scheunentor und Licht fällt in Halle. Es müsste jetzt nach würzigem Heu oder herb nach Stroh riechen. Doch es ist der Duft von Minze. In dieser Umgebung zu arbeiten, kann eigentlich nur gesund sein. Das bestätigen Hans Kugler, der Vorsitzende des Eichenauer Pfefferminzvereins, und Vereinssprecher Wolfgang Heilmann gerne. In der neu gebauten Teehalle an der Walter-Schleich-Straße macht die mühevolle Arbeit mit der Pfefferminze offenbar große Freude. Am Samstag wird die Halle offiziell eingeweiht.

Der schlichte Holzbau beim Sportgelände hat den Verein 80 000 Euro gekostet. Gut angelegtes Geld, denn wenn die Aktiven im Verein zwei Mal im Jahr die Minze auf dem eigenen Feld schneiden, müssen sie sie auch weiterverarbeiten und trocknen können. Bislang sind sie dafür in einer Halle der Gärtnerei Ondrusch untergekommen. 30 Jahre hat diese Kooperation gedauert. Weil bei Ondruschs aber umstrukturiert und die Halle nun selbst benötigt wurde, wie Kugler erzählt, musste eine Lösung her. Die gibt es nun - vis-à-vis der Gärtnerei und nicht weit weg vom Pfefferminzacker.

Riechprobe unterm Dach: Hans Kugler (links) und Wolfgang Heilmann vom Pfefferminzverein prüfen die neue Ernte. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Es wird keinen musealen Betrieb geben, es ist eine reine Arbeitshalle", führt der Vereinsvorsitzende aus. Das Museum bleibe im Souterrain an der Parkstraße. Dort wird auch die getrocknete und in Tüten abgepackte Pfefferminze der Sorte "Mitcham" verkauft. Der Reinerlös kommt dem Museumsverein zugute. Allein aus dem Teeverkauf hätten die Kosten für die Halle, die eine Zimmererfirma aus Vogach aufgestellt hat, allerdings nicht bestritten werden können. Deshalb sind Kugler und Heilmann froh und dankbar über die Sponsoren, die dazu beigetragen haben, das Brauchtum in Eichenau weiter pflegen zu können.

Die Geschichte der Eichenauer Pfefferminze begann 1918 mit Adolf Pfaffinger, der Wurzeln der Mitcham-Minze, die aus einem Versuchsgarten in Weihenstephan stammten, in den moorigen Boden der Eichenau legte. In den kommenden Jahrzehnten bauten etwa 60 Bauern auf immerhin 40 Hektar Fläche diese Minzsorte für Tee an. Damals wie heute muss mit der Hand die ganze Saison über Unkraut aus dem Acker entfernt werden, damit das Heilkraut gedeihen kann. Dafür sind die Aktiven des 120 Mitglieder starken Förderverein zuständig. Für die Älteren ist es eine arge Schinderei, aber Heilmann hat die Hoffnung, dass sich der Altersdurchschnitt senkt. Denn inzwischen sind auch Familien mit dabei.

Im Erdgeschoss der Halle stehen Maschinen, im Obergeschoss wird der Tee getrocknet. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Jeweils im Juni und Ende August wird die Minze dann geerntet. Der erste Schnitt erfolgt mit dem Messer und ist sehr aufwendig, den zweiten können Geübte mit einer speziellen Sense erledigen. Gleich nach dem Schnitt kommt die Minze in die Teehalle, wo die ganze Pflanze in kleine Stücke geschnitten wird. Diese werden anschließend in einer etwa 80 Jahre alten "Windfege" geblasen. Dadurch werden Stengel und Blätter getrennt. Im Obergeschoss der Halle werden die Blätter dann auf siebartigen "Horden" eine Woche lang getrocknet. 80 Kilogramm kommen so jedes Jahr zusammen. Verkauft wird der Tee nur sonntags zu den Öffnungszeiten des Museums (14 bis 16 Uhr).

Die Einweihungsfeier der neuen Teehalle an der Walter-Schleich-Straße findet am Samstag, 27. August, von 10.30 Uhr an statt. Am Nachmittag sind alle Sponsoren zu einer eigenen Führung eingeladen.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: