Eichenau:Doppeltes Jubiläum

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Friedenskirche erinnert bei Gemeindefest an ihre Wurzeln

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

"Von Eisenach nach Eichenau" lautet der verbindende Titel des Gemeindefestes der evangelischen Friedenskirche Eichenau im Jubiläumsjahr der Reformation. Mit Eisenach ist Martin Luther gemeint, der vor 500 Jahren die Spaltung der Kirche verursachte und dem Protestantismus den Weg ebnete, mit Eichenau sind die Friedenskirche und ihre Vorgängerin, die Jugend- und Freizeitenkirche gemeint. Die wurde am 4. Juli vor 80 Jahren eingeweiht. So viele Gäste, wie damals nach Eichenau kamen, erwartet der Pfarrer der Friedenskirche, Christoph Böhlau, am Sonntag zwar nicht zum Gemeindefest. 1937 waren etwa 4000 Menschen gekommen. Der Festtag in Eichenau beginnt am Sonntag mit einem Gottesdienst, in dem Böhlau einführende Worte sprechen wird, bevor Dekan Stefan Reimers die Reformation und die evangelische Kirche in Eichenau thematisieren wird.

Bereits 1927 suchte sich die evangelische Jugend München einen Platz außerhalb der Stadt, wo sie sich an Wochenenden und in den Ferien in der warmen Jahreszeit treffen und über den Glauben austauschen konnte. Ein Grundstück in der nahen Eichenau, mit dem Fahrrad gut erreichbar und durch die Vorortbahn erschlossen, schien geeignet, um dort zu zelten und Bibelstunden abzuhalten. In der ausgehenden Weimarer Republik konnte niemand ahnen, dass die Freizeiten im Grünen nicht lange bestehen bleiben würden. Als die Kirche 1936 in Eichenau bauen wollte, wurde das Vorhaben von den Nationalsozialisten argwöhnisch verfolgt. So entstand die erste Freizeitenkirche in Deutschland, deren Hauptgebäude heute noch stehen und genutzt werden. Dass sich dort bis zu 700 Menschen zwischen sechs und 50 Jahren aufhielten, kann Pfarrer Böhlau heute kaum nachvollziehen. Die Zahl sei aber verbürgt und sie ist auf der Zeitleiste dokumentiert, die neu am Glockenturm angebracht wurde. Dort ist auch die kleinere der beiden ursprünglichen Glocken zu sehen. Die größere habe für die Rüstung abgegeben werden müssen, erklärte der Pfarrer. Die religiöse Arbeit in der Freizeitenkirche durfte nur drei Jahre bestehen. 1940 wurden die Gebäude für die Unterbringung von Umsiedlern aus der in Rumänien liegenden Südbukowina benötigt, 1944 dann für Flüchtlinge. Böhlau betont, dass die Jugendarbeit in Eichenau durch Freizeitenkirche einen besonderen Stellenwert erhalten habe. Auch heute sei es der unsichtbare und spürbare Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit. Wie sehr die Friedenskirche die Jugend schätzt, zeigt sich unter anderem an dem neuen Jugendhaus, das nach Angaben Böhlaus jeden Tag gut besucht ist.

Gemeindefest der Friedenskirche Eichenau, Hauptstraße 33, Sonntag, 16. Juli, Beginn 10 Uhr.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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