Eichenau:Die Zeit nach Aldi beginnt nächste Woche

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Noch bis Ende April starten Lastwagen in Eichenau, um Aldi-Filialen im Umland mit Lebensmitteln und anderen Artikeln zu beliefern. (Foto: Günther Reger)

Bereits kurz nach der Ankündigung des Discounters, Eichenau zu verlassen, will der Eigentümer des Logistikzentrums mit Bürgermeister Hubert Jung über die Zukunft der 80 000 Quadratmeter großen Fläche sprechen

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Die Nachricht kam kurzfristig und schmerzhaft, die Schockwelle über die Auflösung des Aldi-Logistiklagers im Eichenauer Gewerbegebiet aber ist noch nicht ausgerollt. In den gut zwei Wochen nach der Veröffentlichung der Unternehmensentscheidung haben sich viele Eichenauer Gedanken gemacht und sehen, wie sich bei der Podiumsdiskussion des Gewerbeverbandes zur Bürgermeisterwahl zeigte, mit großen Sorgen auf die weitere Entwicklung. Die Gespräche über die Zukunft des Geländes werden in der kommenden Woche beginnen, wenn der Grundstückeigentümer Matthias Happ einen Termin bei Bürgermeister Hubert Jung hat.

"Wir lassen nichts liegen", sagt Happ, Geschäftsführer der GIG Grundbesitz Vermögensverwaltungsgesellschaft in München am Donnerstag. Er reagierte damit auf Äußerungen bei der Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidaten vom Mittwochabend, bei der Aldi ein wichtiges Thema war. Happ bestätigte, dass der Mietvertrag für das Logistikzentrum mit Aldi noch bis zum Jahr 2020 läuft, das Grundstück aber in der Zeit nach dem Auszug am 30. April kommenden Jahres nicht leer stehen solle. Das wolle er "in einem Dreiergespräch" mit Aldi beim Bürgermeister ansprechen.

Wenn Aldi geht, sind auf einen Schlag 200 Arbeitsplätze weg, und im Haushalt der Gemeinde wird womöglich eine halbe Million Euro Gewerbesteuer fehlen. CSU-Bürgermeisterkandidat Dirk Flechsig nannte diese Zahl am Mittwochabend mit Rücksicht auf das Steuergeheimnis in seiner Einlassung zur Zukunft des Aldi-Geländes zwar nicht, aber dieser Betrag wurde von Aldi-Vertretern erst vor Kurzem genannt. Welche Konsequenzen allein der Ausfall der Gewerbesteuer haben könnte, das wollten die Eichenauer Gewerbetreibenden von den Bewerbern um das Bürgermeisteramt wissen.

Allen Vieren ist klar, dass es zu Einsparungen kommen müsse, dass Investitionen verschoben würden, dass sämtliche Ausgaben zu überprüfen seien. FDP-Kandidat Peter Münster äußerte seine Befürchtung: "Wir werden einen gewissen Investitionsstau vor uns herschieben und den Verlust nicht ganz kompensieren können."

Die Ankündigung von Aldi scheint zur Unzeit gekommen zu sein, genau jetzt, da die Bürgermeisterkandidaten sich gerade warmlaufen und ihre individuellen Themen vorbereiten. Doch wie sich bei der Podiumsdiskussion bereits zeigte: Münster, Claus Guttenthaler (FWE), Dirk Flechsig (CSU) und Martin Eberl (SPD) regen frühzeitig Gespräche mit dem Grundstückseigentümer an, um schon vor dem Auszug des Logistikzentrums zu eruieren, was sich dort in Zukunft entwickeln könnte.

Was weder die Kandidaten noch der Gewerbeverband noch die Eichenauer wollen, sprach Unternehmer Michael Hagemann aus: "Eine Spedition wie den Dachser, bei dem mehr als 300 Lkw täglichwegfahren." Auf dem 80 000 Quadratmeter großen Gelände kann sich Peter Münster in neu angesiedelten oder expandierenden Eichenauer Firmen bis zu 1000 Arbeitsplätze vorstellen.

Claus Guttenthaler möchte die Fläche ausschließlich für "sauberes Gewerbe" vorsehen. Auch für Start-ups sei die Fläche geeignet, die immerhin doppelt so groß ist wie das um sie herum liegende Gewerbegebiet Süd. Derzeit ist das Grundstück nur auf etwa 32 000 Quadratmetern mit den Verwaltungs-und Lagerbauten von Aldi bebaut.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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