Eichenau:Blasorchester mit Auflagen

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Das Proben der Musiker in einer Eichenauer Schule ließ Anwohner Sturm laufen. (Foto: Johannes Simon)

Musikverein Eichenau erlebt nach Protesten aus der Nachbarschaft Einschränkungen

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Es spielte keine Rolle, ob der Ton ein hoher war oder ein tiefer. Wenn der Musikverein in den Räumen der Josef-Dering-Grundschule in Eichenau seine Übungsstunden hat, tönte es immer über die Straße. Auch und immer genau auf das Grundstück eines Ehepaars, das am Adalbert-Stifter-Weg ein neues Haus beziehen wollte. Gute drei Jahre ist das jetzt her. Seither üben die Musiker schallisoliert, weil die Gemeinde keinen Prozess riskieren wollte. 100 000 Euro wurden angesetzt, um in den dem Musikverein und dem Akkordeon-Klub überlassenen Schulräumen den Lärmschutz zu gewährleisten. Hinzu kamen Auflagen, wie etwa beim Üben die Fenster nicht mehr aufzumachen.

Vor dem Wohnungseinzug hatte das Ehepaar festgestellt und umfangreich protokolliert, zu welchen Zeiten besonders laut musiziert wurde. Statt mit den Vertretern des Musikvereins zu sprechen, wurde ein Anwalt eingeschaltet. Damit nahm ein Konflikt seinen Ausgang, an dessen Folgen der Musikverein noch heute leidet. Aber auch die Gemeinde hat erkennen müssen, dass die teils spontane und damit unbürokratische Hilfe, die sie Vereinen angedeihen lässt, nicht von allen befürwortet wird.

In einer an Vereinen reichen Gemeinde wie Eichenau gibt es ein Dauerproblem: ausreichend Vereinsräume. Die Gemeinde ist finanziell in der Lage, dass sie ihre Hallen und Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellen kann, doch mehr Übungszimmer sind es weder für Sportvereine oder Musikunterricht in den vergangenen Jahren nicht geworden. Und in einer sensibler werdenden Nachbarschaft sind mit einer gewissen Lautstärke verbundene Aktivitäten ohnehin schwierig.

Das haben auch die Verantwortlichen im Eichenauer Jugendhaus schon erlebt. Immer wenn Kinder auf dem Hartplatz der angrenzenden Schule ein paar Bälle kickten, ging das Gezeter in der Nachbarschaft los. Immer nachmittags, nicht abends.

Im Fall der bis spätabends übenden Blasmusiker des Musikvereins ging es aber noch um etwas anderes, quasi den guten Ton. Denn die sich beklagende Nachbarin beharrte darauf zu wissen, was die "perfekte Musik" ausmache. Den Musikern die Zeit zuzugestehen und zu üben, bis sie diese angebliche Perfektion erreichen, das wollten die Nachbarn aber dann doch nicht.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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