Eichenau:Beseelte Barockmusik

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Solistin mit verlässlichem Begleiter: Marion Treupel-Franck (Traversflöte) und Christian Brembeck (Cembalo). (Foto: Johannes Simon)

Gelungenes Eröffnungskonzert in Roggenstein

Von Klaus Mohr, Eichenau

Marion Treupel-Franck, die beim ersten Abend der diesjährigen Konzertreihe in der Kapelle Sankt Georg in Roggenstein am Sonntag mit ihrer Traversflöte zu hören war, fasste ihre Begeisterung für dieses Instrument in klare Worte: Mit der Traversflöte könne man von der Seele aus zum Zuhörer sprechen. Die Idee der "beseelten Musik" stand von daher wie ein Motto über diesem Konzert, zu dem alle Musikfreunde gekommen waren, denen die Musik wichtiger war als das fast zeitgleich stattfindende Fußballspiel der Europameisterschaft. Christian Brembeck war der verlässliche Partner der Flötistin am Cembalo. Auf dem Programm standen Werke des Hochbarock.

Eröffnet wurde der Abend mit einer Suite in e-Moll für Traversflöte und Basso continuo von Pierre Danican Philidor, einem französischen Komponisten am Hofe von Ludwig XIV. Der Kopfsatz (Très lentement) begann mit einer wie improvisiert wirkenden Melodielinie, deren Empfindsamkeit den Ausdrucksreichtum der Flöte wie auf einer akustischen Schautafel präsentierte. Das erst später einsetzende Cembalo stützte den Klang nach unten ab, behinderte aber die freie Artikulation der Flöte in keiner Weise. Im Allegro gab das Cembalo im Bass den Puls vor, auf dem sich in fließendem Tempo ein wunderbar phrasierter Verlauf in der Flöte entspann. Besonders die weich punktierten Rhythmen in der Flöte fügten sich organisch in die klare Struktur des Satzes ein. Wie aufgrund der Satzbezeichnung Sarabande zu erwarten, entwickelte sich hier ein würdevoll schreitender Duktus, der vom runden, ausgeglichenen Ton der Flötistin und der sorgsamen Cembalo-Unterstützung lebte.

Joseph Nicolas Pancrace Royer, ein auch als Cembalist und Sänger tätiger Musiker, war der Komponist des nächsten Stückes, "La Marche des Scythes" für Cembalo. Im Gegensatz zum vorhergehenden Werk, das für den Hörer durch die eindeutige Struktur gut mitzuvollziehen war, waren in diesem Marche nur die klar gegliederten Couplets quasi Ruhepunkte im Verlauf. Die dazwischen erklingenden Passagen hatten eine unglaubliche Anzahl an Tönen, die einen oft rauschhaften Klangeindruck hinterließen. In manchmal fast schwindelerregender Geschwindigkeit sausten Tonleitern oder Arpeggien von oben nach unten oder umgekehrt, doch blieb die Trennschärfe der einzelnen Klänge aufgrund der schnell verklingenden Cembalo-Töne dennoch ungeschmälert erhalten.

Wie ein Gegenstück mutete die Suite in e-Moll für Traversflöte solo von Jean Daniel Braun an, die als nächstes auf dem Programm stand. Das Prelude wartete mit weicher Tongebung und vielen Obertönen auf, und durch die in dynamische Schattierungen eingebettete Artikulation entstand aus der horizontalen Linie subtil gestaltete Musik. Technisch sehr versiert waren auch die weiteren Sätze, wobei in den schnellen Teilen die einzelnen Töne punktgenau getroffen waren beziehungsweise äußerst zuverlässig ansprachen.

Auf eine Suite für Cembalo solo in G-Dur von Georg Friedrich Händel folgte als Abschluss die Sonate in h-Moll op. 9 Nr. 1 für Traversflöte und Basso continuo des gleichen Komponisten. Hier wurde deutlich, dass Händel ein Meister der repräsentativen Musik war: Der Vivace-Satz überzeugte in seinem konzertanten Gestus, wobei die Linien der Instrumente ineinander griffen, sich ergänzten oder sich in Dialogform austauschten. Das Lautenzugregister bot der Flöte in manchen Sätzen eine besonders sensible Basis für das gemeinsame Musizieren. Am Schluss gab es als Zugabe auf den reichen Beifall einen langsamen Satz aus einer Tripelsonate des Thomaskantors Bach.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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