Eichenau:Aldi Süd schließt Logistikzentrum Eichenau

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Von der Entscheidung sind 200 Mitarbeiter betroffen. Die Suche nach einem neuen Standort blieb erfolglos

Von Erich C. Setzwein, Barbara Mooser, Eichenau

Nach 45 Jahren ist für Aldi Süd Schluss in Eichenau. Am 30. April kommenden Jahres wird das 1972 gebaute Logistikzentrum geschlossen. Derzeit sind dort 200 Menschen in Verwaltung und Logistik beschäftigt. Was aus ihnen wird, ist noch völlig unklar.

"Ich bin völlig überrascht worden", äußert sich Eichenaus Bürgermeister Hubert Jung wenige Minuten, nachdem ihm die Geschäftsführerin des Logistikzentrums, Bettina Felbinger, mitgeteilt hat, dass Aldi Süd den Standort Eichenau aufgeben wird. Jungs Gedanken, so erzählt er, waren sofort bei den Beschäftigten, die zum Teil seit vielen Jahren von Eichenau aus die Belieferung der 37 Filialen im Münchner Raum und im Oberland sicherstellen. Was aus ihnen werde, wisse er nicht, sagt Jung, er hoffe aber, dass viele von ihnen eine Stelle finden, wenn andere Betriebe sich in dem 80 000 Quadratmeter großen Gewerbegrundstück im Süden der Gemeinde ansiedelten.

Der Bürgermeister möchte so bald wie möglich mit dem Eigentümer Gespräche über die Nachfolgenutzung aufnehmen. Jung denkt auch an die Gewerbesteuer, die Aldi bezahlt hat, rechnet aber nicht mit einem dauerhaften Ausfall der Summe. Er geht davon aus, dass sich neue, Gewerbesteuer zahlende Betriebe ansiedeln.

Vor gut zehn Jahren hatte man bei Aldi in Eichenau begonnen, nach einem neuen Standort zu suchen und diese Suche 2010 intensiviert, nachdem feststand, dass das Gebäude in Eichenau nicht aufgestockt werden kann. Diese Lösung hätte auch die Gemeinde favorisiert, um den durchschnittlich eine halbe Million Euro Gewerbesteuer zahlenden Betrieb am Ort zu halten. Mit dieser Summe warb auch der für die Filialentwicklung bei Aldi Süd zuständige Michael Klöter in den Gemeinden, in denen er Grundstücksverhandlungen führte.

In Gilching fand Klöter einen Grundstücksbesitzer, der ihm die benötigte Fläche von 120 000 Quadratmetern verkauft hätte. Doch der Protest der Bürger gegen das Grundstück im Süden der Gemeinde - für Aldi in unmittelbarer und idealer Lage an der Autobahn 96 - wuchs, und so kam es 2012 zum Bürgerentscheid. Der Standort wurde abgelehnt, worauf Klöter auch seinen Versuch, auf ein Grundstück wenige Meter weiter auf Gautinger Grund auszuweichen, aufgab.

Kurz nach der Niederlage in Gilching, warb die Wörthseer CSU mit einem Gemeindegrundstück an der Autobahnausfahrt Wörthsee im Ortsteil Etterschlag um Aldi. 130 000 Quadratmeter groß, in einer Senke gelegen und vor Jahrzehnten schon mal als Standort für eine Restmülldeponie des Landkreises Starnberg im Gespräch, hätte sich die Fläche angeboten. Aldi Süd wollte elf Millionen Euro dafür bezahlen, versprach, nicht mit den Lastwagen durch den Ortsteil Etterschlag fahren zu wollen und machte sich bereit für die Verhandlungen. Doch ähnlich wie in Gilching, bildete sich nach dem ersten Bekanntwerden der Ansiedelungspläne eine Protestbewegung, die über ein Bürgerbegehren in einen Bürgerentscheid mündete. Und der ging knapp gegen Aldi aus.

Aldi Süd mit Sitz in Mühlheim zog daraus Konsequenzen und überdachte sein Logistikkonzept in Südbayern. Das Unternehmen stellte fest, dass die vorhandenen Lagerflächen nicht ausreichen, um das durch Markenartikel und Frischware größer werdende Sortiment aufzunehmen und kam zu dem Schluss, dass die 37 von Eichenau aus belieferten Filialen so unter den drei weitere Logistikzentren aufgeteilt werden können, dass für Eichenau kein neuer Standort gefunden werden muss. So liest sich zumindest die Presseerklärung, die am Dienstagmittag die Konzernzentrale verließ.

Im kommenden Jahr also werden die Lager in Geisenfeld (Landkreis Pfaffenhofen), Kleinaitingen (Landkreis Augsburg) und Ebersberg die Belieferung übernehmen. In der Ebersberger Stadtverwaltung wusste man am Dienstagnachmittag noch nichts von der Entscheidung, die sich auf die örtliche Aldi-Logistik auswirken wird. Ein Antrag auf eine Erweiterung des bestehenden Areals liege noch nicht vor, so ein Sprecher.

Allerdings wurden die Weichen für eine dauerhafte Sicherung des Standorts bereits vor Jahren gestellt: Im Flächennutzungsplan ist bereits vorgesehen, dass ein weiterer Ausbau bei Bedarf möglich ist, die entsprechenden Flächen sind vorhanden. Zuletzt war das Auslieferungslager im Jahr 2007 erweitert worden. Aldi selbst hält den Standort Ebersberg für optimal.

Obwohl die Stadt Ebersberg von der Gewerbesteuer profitiert, gibt es immer wieder auch Kritik am Auslieferungslager. Denn von Norden fahren die Lastwagen - eigene von Aldi sowie die von Subunternehmern - über die ohnehin überlastete Ortsdurchfahrt des Forstinninger Gemeindeteils Schwaberwegen. An diesem Mittwoch ist eine Umgehungsstraße erneut Thema im Gemeinderat.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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