Eichenau:Abschied zum Jubiläum

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Gabriele Hein organisiert noch die Feier zum 30-jährigen Bestehen der Senioren-Begegnungsstätte in Eichenau. Seit 20 Jahren ist sie die Leiterin der gut besuchten Einrichtung. Nun nimmt sich die 59-Jährige eine Auszeit

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Es wird eine große Feier werden an diesem Samstag, wenn die Senioren-Begegnungsstätte ihr 30-jähriges Bestehen begeht. Und es wird das letzte Fest sein, das Gabriele Hein organisiert. Denn die 59 Jahre alte Leiterin der Begegnungsstätte wird im Oktober eine zweijährige Auszeit beginnen. "Eine Rückkehr nach Eichenau ist nicht geplant", sagt Hein. So wird sie am Samstag noch mindestens 180 Gäste im Kardinal-Döpfner-Saal des katholischen Pfarrzentrums begrüßen können, und auch bei den von ihr noch geplanten Ausflügen nach Oberstdorf und Stams in Tirol wird sie dabei sein. 20 Jahre Leitungstätigkeit als Teilzeitjob werden dann zu Ende sein. Die Sozialpädagogin der Caritas Fürstenfeldbruck will sich mehr um ihre 27-jährige behinderte Tochter kümmern. Aber vorher muss sie beim Sommerfest nach dem Festakt noch erzählen, wie das so war in der Begegnungsstätte.

Was der Kranken- und Altenpflegeverein Eichenau als Träger der Senioren-Begegnungsstätte an Gabriele Hein hat, das drückt der Vorstand so aus: Dass sie sich mit großem Engagement und hoher Fachlichkeit für die Belange der Senioren eingesetzt habe, dass sie ein buntes, gesundes, kreatives und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe maßgeschneidertes Programm zur Verfügung gestellt habe und dass sie Ansprechpartnerin für Kirche und Gemeinde gewesen sei. Das dürfte nun auch die Stellenbeschreibung sein, auf die sich Bewerber für den Leitungsposten einstellen dürfen. Denn der Kranken- und Altenpflegeverein will die Halbtagsstelle schon "zum September", wie es heißt, wieder besetzen.

Der PC-Stammtisch am Freitag ist in der Senioren-Begegnungsstätte Eichenau unter der Leitung von Gabriele Hein entstanden. (Foto: Günther Reger)

Gabriele Hein kam 1995 nach Eichenau, als die Senioren-Begegnungsstätte am Kolpingweg bereits zehn Jahre bestand, und fiel bei der Jubiläumsfeier mit ihren Äußerungen zu den "jungen Senioren" auf, die sie gerne in der Begegnungsstätte hätte. "Ü 60" muss man schon sein, um dort anderen Senioren zu begegnen, und Hein wollte diejenigen auch für ehrenamtliche Mitarbeit begeistern und anwerben, die gerade aus dem Berufsleben ausgeschieden waren und eine neue Orientierung und Aufgabe suchten. Hein selbst war 39, zwar selbst noch weit vom Rentenalter entfernt, aber schon seit ihrem Studium an der Fachhochschule Eichstätt mit "alten" Menschen befasst. In ihrer Diplomarbeit in Sozialpädagogik befasste sie sich dem Thema "Vorbereitung auf das Alter". Als sie 1978 bei der Caritas in Fürstenfeldbruck eine Stelle fand, begegnete sie in der Praxis diesem Thema. Für neun Jahre, bis zur Geburt ihrer ersten Tochter, beriet sie Menschen im westlichen Landkreis in allen möglichen sozialen Fragen. Die Tochter kam schwer behindert zur Welt und brauchte viel und besondere Zuwendung. Zwei Jahre später brachte Gabriele Hein ihre zweite Tochter zur Welt, erst 1995 stieg sie wieder in den Beruf ein. Die Halbtagesstelle in Eichenau kam ihr gelegen. Es war die Zeit von Albert Bauernfeind, heute Dekan in Fürstenfeldbruck, der als Eichenauer Pfarrer Vorsitzender des Kranken- und Altenpflegeverein war. Doch ein reiner Katholiken-Club war die Senioren-Begegnungsstätte nicht. Sie steht allen Eichenauer Senioren zur Verfügung und wurde in den Jahren immer stärker angenommen. Wohl auch dadurch, dass Gabriele Hein mit vielen ehrenamtlichen Helfern ein Programm vorlegen konnte, das attraktiv war.

"Ich weiß, was meine Senioren erwarten", sagt Hein und blickt dabei auf eine Vielzahl von Ausflügen und Reisen zurück. Für 820 Mark konnten die Senioren damals mit Pfarrer Bauernfeind als kompetentem Reiseleiter nach Lourdes fahren, es entwickelte sich die Reihe der Stadtspaziergänge in München - zuletzt in dieser Woche auf den Spuren des Hitler-Attentäters Georg Elser. Hein ist stolz darauf, dass eine Gymnastikgruppe für Osteoporosepatienten zustande kam, deren Kosten von Krankenkassen übernommen. Ebenso geht es mit der Nachsorge für Krebspatienten, eine so bislang einmalige Gruppe im Landkreis, wie Hein sagt. Aus den Wandergruppen sei auch eine Radlergruppe hervorgegangen, das Programm ist erweitert worden. "Der Bedarf ist gegeben", sagt Hein, denn weil immer mehr Senioren immer länger zu Hause leben wollen, müsse es für sie auch die Möglichkeit zu Begegnung und Austausch geben. "Wenn man sie möglichst lange aktiv hält, ist das gut für die Angehörigen und den Staat", ist sie überzeugt. Körper und vor allem Geist fit zu halten und zu trainieren, das sind eben auch wichtige Aspekte, die Gabriele Hein versucht hat, in Gruppenaktivitäten zu pflegen. Dazu gehört auch der PC-Stammtisch am Freitag, an dem sich die älteren Herrschaften mit der digitalen Welt und ihren Problemen auseinandersetzen. "Es ist schön zu sehen, dass es in diesem Alter keine sozialen Unterschiede mehr gibt, das Du ganz selbstverständlich ist", sagt Hein.

Gabriele Hein leitet die Senioren-Begegnungsstätte Eichenau. (Foto: Günther Reger)

Bald wird auch sie "Ü 60" sein, doch wenn man ihr so zuhört, dann sieht sie sich nicht als Aktive in der Senioren-Begegnungsstätte. Sie will von Herbst an erst einmal zwei Jahre unbezahlten Urlaub nehmen, das lässt die Caritas als ihr Arbeitgeber zu, um "einfach Kraft zu tanken". Kraft, die sie braucht, um sich um die behinderte Tochter zu kümmern. Sie will die Energie bei der Gartenarbeit schöpfen. Und da ist ja auch noch ihr Mann Bernd, bis zu seiner Pensionierung Pressesprecher des Caritas-Landesverbandes, auch einer dieser Aktiv-Senioren, wie sie Gabriele Hein die vergangenen 20 Jahre kennen gelernt hat. Allerdings wird sie für ihn wohl kein Programm wie in der Begegnungsstätte auflegen müssen.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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