Durchatmen beim SV Esting:Rentenversicherung gewährt Aufschub

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Seine letzte Mitgliederversammlung hätte sich Vorsitzender Manfred Kistler (rechts) vermutlich anders vorgestellt. Und auch der Kassier des SV Esting, Erwin Hafer, hat derzeit kein leichtes Amt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bis Ende Juli soll der Sportverein die strittigen Pauschalen der Übungsleiter erneut überprüfen lassen

Von Julia Bergmann, Olching

Seine letzte Mitgliederversammlung nach 22 Jahren als erster Vorsitzender des SV Esting hätte sich Manfred Kistler wohl anders vorgestellt. Dass am Ende seiner Zeit im Vorstand des Vereins eine Nachforderung von 150 000 Euro Sozialversicherungsleistungen der Deutschen Rentenversicherung steht, habe ihn genauso überraschend getroffen wie alle anderen Vereinsmitglieder auch. Immerhin einen kleinen Erfolg kann der SV Esting nun aber feiern, wie Kistler bei der Mitgliederversammlung am Montag bekannt gab. Bis zum 31. Juli soll das Verfahren ausgesetzt werden. In diesem Zeitraum hat der SV Esting die Möglichkeit, diejenigen Übungsleiter, die nach Auffassung der Rentenversicherung nicht selbständig tätig sind, überprüfen zu lassen und einen Sachstandsbericht vorzulegen. Die Deutsche Rentenversicherung zeigte sich zudem dazu bereit, die Mehrwertsteuer, die vom Verein während der vergangenen Jahre an die selbständigen Übungsleiter ausgezahlt wurde, aus ihrer Forderung herauszurechnen. "Dabei geht es immerhin um 30 000 Euro", sagt Kistler.

Die Gespräche, die zwischen den Vereinsvertretern und der Deutschen Rentenversicherung stattgefunden haben, haben nicht nur bei Kistler zu Verwunderung geführt. "Unter anderem waren der Amtsleiter, der Abteilungsleiter, der Prüfer und - sozusagen als Drohkulisse - der zuständige Mitarbeiter für Schwarzarbeit anwesend", so Kistler. Ihnen sei mitgeteilt worden, dass die Prüfungen so erfolgen, dass man in Einzelfällen zu anderen Bewertungen kommen könnte und dass die Mitarbeiter der Rentenversicherung selbst nicht anders hätten agieren können, weil sie sonst ungesetzlich gehandelt hätten.

Bei gleichbleibender Rechts- sowie Sachlage sei das erstaunlich. "Es gibt offenbar nichts, was uns in diesem Fall Rechtssicherheit gewährt", lautet Kistlers Kritik. Sowohl der Vorstand des Vereins, als auch die Vertreter des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) seien sich einig, dass es hier vor allem um eine sozialpolitische Frage gehe. "Wir sind nicht der einzige Verein, den es so hart trifft", sagt er. Ein Verein aus Landshut stehe gerade vor dem Aus. Dessen Vorstand sei wegen Verschleppung der Insolvenz vor den Staatsanwalt zitiert worden, weil man so lange wie möglich versucht habe, den Verein zu retten.

Momentan habe man diese Übungsleiter beim SV Esting, betroffen sind etwa 20, als Minijobber angestellt. Eine vorübergehende Lösung, wie Kistler betont. Sollte man diese Praxis auf lange Sicht beibehalten müssen, werden Mehrbelastungen auf den Verein zukommen. Kistler spricht davon, dass der SV Esting dann gezwungen sei, etwa 30 000 Euro mehr pro Jahr über die Mitgliedsbeiträge einzunehmen. Auf den neuen Vorstand, der bei der Versammlung gewählt wurde, kommen somit schwierige Zeiten zu. Der neue Vorsitzende und bisheriger sportlicher Leiter, Tilman Brenner, sein Stellvertreter Stefan Raum, der sportliche Leiter Alexander Bähr und Schriftführerin Gabriele Paal ist das bewusst, die Wahl nahmen sie ohne zu zögern an. Erwin Hafer behält weiterhin sein Amt als Kassier.

Bei der Entlastung des Vorstands wurde der Punkt, der die Deutsche Rentenversicherung betrifft, bewusst ausgeklammert. Darüber solle erst dann entschieden werden, wenn die Angelegenheit komplett geklärt ist. In Zukunft, so kündigt Kistler an, werde der SV Esting auch beim Kauf neuer Sportgeräte Abstriche machen müssen, man müsse anders wirtschaften. Als Existenzgefährdung sieht er die Forderung der Rentenversicherung aber nicht. "Wir haben für unvorhersehbare Fälle Rücklagen gebildet", sagt er. Momentan liege das Vermögen des Vereins bei etwa 244 000 Euro. Man wolle den geforderten Betrag vorerst bezahlen. Ob der Verein Klage einreichen wird, soll sich nach Ablauf der Frist am 31. Juli entscheiden.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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