Drohende Insolvenz:Ettner kritisiert Raff

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SCF-Präsident wirft OB vor, die Wahrheit zu verschweigen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Streit zwischen Sportclub (SCF) und Stadtspitze verschärft sich - sofern das überhaupt noch möglich ist. Nachdem Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) sich am Dienstag im Anschluss an die Stadtratssitzung sehr kritisch übers SCF-Präsidium geäußert hatte, wirft ihm Präsident Jakob Ettner nun vor, bewusst die Wahrheit zu verschweigen. Vermutlich wolle Raff ihn loswerden, um der Riege der mittlerweile aufgelösten Abteilung "Alte Liga" wieder den Weg an die SCF-Spitze zu bereiten. Ettner vermutet, dass diese Druck auf den OB ausübt und im Hintergrund die Fäden zieht.

Im Kern geht es um die Kündigung des Vertrags über die Pflege des großen Sportgeländes an der Klosterstraße im Juni durch die Stadt. Ohne die jährlich bis zu 97 000 Euro, die der Verein für die Arbeiten bekommt, würde dieser mit großer Wahrscheinlichkeit doch noch in die Insolvenz schlittern. Raff hatte am Dienstag angekündigt, er werde den Vertrag über den 1. Januar hinaus nicht verlängern. Er begründete dies mit der nun erstmals geforderten Mindestlaufzeit von sechs Jahren. Nur dann wolle der Verband die Zuschüsse in Höhe von 125 000 Euro für den Kunstrasenplatz fließen lassen - die der SCF dann direkt an die Stadt weiterreichen würde. Vor allem aber beschwerte sich Raff darüber, wie der Verein mit der Stadt umgehe und hinter dem Rücken des OB E-Mails an Stadträte verschickt würden.

Ettner verteidigt sich: Die Stadträte seien seinem Eindruck zufolge gar nicht umfassend informiert und würden nur Raffs Seite kennen. Dieser aber sympathisiere bekanntlich mit den Leuten der Alten Liga, die den Verein vor einigen Jahren erst so tief in die finanzielle Misere geritten hätten. Die E-Mail an die Stadträte enthält im Anhang in der Tat die Mitteilung des BLSV, in der eben jene Laufzeit von sechs Jahren gefordert wird. Denn der Verband will eine Sicherheit haben, dass der Sportverein nicht gleich wieder Insolvenz anmelden muss und damit seine Zuschüsse für Kunstrasen und Flutlichtanlage futsch wären. Raff wisse zudem sehr wohl, so Ettner, dass alle nötigen Unterlagen vom SCF an den BLSV als Vertragspartner bereits vollständig übergeben worden seien. Nun fehle lediglich noch der von der Stadt unterzeichnete, auf sechs Jahre abgeschlossene Pflegevertrag für das Sportgelände zwischen Stadt und SCF.

Mit dem jährlich auf 97 000 Euro gedeckelten Betrag für die Pflege finanziert der Verein Ettner zufolge Mitarbeiterlöhne und Betriebsmittel und leiste im Gegenzug ehrenamtliche Arbeit. Ettner glaubt, dass der SCF weiter sparen kann und mit dem Differenzbetrag zu den 97 000 Euro die erforderliche Flutlichtanlage sowie die Raten für das städtische Darlehen über 30 000 Euro abstottern kann. Lasse die Stadt den SCF nun aber wegen Kleinigkeiten in die Insolvenz laufen, dann sei das nicht nur das Ende für einen Verein, der nächstes Jahr sein hundertjähriges Bestehen feiern will. Raff müsste sich Ettner zufolge dann auch vorwerfen lassen, dass die Stadt "wegen persönlicher Eitelkeit" letztlich auf einem Verlust in sechsstelliger Höhe sitzen bleibe. Ettner: "Herr Raff blockiert seit Monaten."

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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