Dreck und Lärm rund um den Friedhof:Puchheimer Problemvögel

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Anwohner klagen in der ersten Stadtratssitzung über Saatkrähen. Bürgermeister Herbert Kränzlein reagiert genervt.

Peter Bierl

Gleich in der ersten Stadtratssitzung mussten sich die Puchheimer Kommunalpolitiker mit einem urbanen Problem beschäftigen: den Saatkrähen rund um den Friedhof von Puchheim-Bahnhof, von denen sich zahlreiche Bewohner seit einiger Zeit massiv belästigt fühlen. Als mehrere Bürger sich am Dienstag beim Tagesordnungspunkt "Aktuelle Viertelstunde" zu Wort meldeten, kam es zum Eklat. Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD) wollte zu dem Thema keine Debatte zulassen und unterbrach sie. Er erteilte einen Ordnungsruf und drohte mit Hausverbot, woraufhin die etwa zehn Bürger den Sitzungssaal verließen.

Zunächst hatte Alexander Wiesinger, der in dem von den Saatkrähen betroffenen Gebiet am Friedhof an der Allinger Straße lebt, angefragt, was die Kommune dagegen zu tun gedenke und ob die Bürger ein Protokoll der Versammlung bekommen könnten, die sich vor zwei Wochen mit dem Problem befasst hatte. Damals waren rund 90 Bürger gekommen und hatten mehrheitlich den Abschuss der Vögel gefordert. Ein Vertreter des Landesbundes für Vogelschutz hatte bestätigt, dass sich 89 Brutpaare im Bereich des Friedhofs aufhielten.

Der zweite Bürgermeister Wolfgang Wuschig (UBP), der diese Versammlung geleitet hatte, berichtete, dass die Verwaltung derzeit Informationen einhole und mit einem Falkner im Gespräch sei. Der Einsatz von Greifvögeln soll helfen, die Krähen zu vertreiben, damit diese sich andere Nistplätze suchten. "Massiv gegen die Saatkrähen vorgehen können wir erst im Frühjahr", sagte Wuschig. Bis Ende Juni dauert die Brutzeit. Die Maßnahmen würden rund 20000 Euro kosten - "ohne Erfolgsgarantie". Man könne allerdings schon jetzt so genannte Klatschen aufhängen, deren Lärm die Krähen stört. "Die werden manuell betätigt, mit einer Kordel, da könnten wir Ihre Hilfe brauchen."

Kränzlein ergänzte, dass die Verwaltung wegen des Naturschutzgesetzes eine Genehmigung der Regierung benötige, bevor ein Falkner überhaupt aktiv werden dürfe. Auf die Frage Wiesingers nach einem Protokoll antwortete der Bürgermeister, bei der Versammlung habe es sich um einen Meinungsaustausch gehandelt und es seien keine Beschlüsse gefasst worden. Die Summe, die ausgegeben werden müsste, um die Krähen zu dezimieren, bezeichnete Kränzlein als "exorbitant", der Erfolg sei "ungesichert".

Die Beschwerdeführer waren mit dem Vorgehen der Stadt jedoch nicht einverstanden. Die Nachbarn würden über diese Auskünfte enttäuscht sein, mutmaßte Wiesinger: "Die Bevölkerung kann sich nicht sicher sein, etwas zu bekommen. Wir hätten einen Partner gesucht, wir brauchen Ihre Hilfe." Bürgermeister Kränzlein versicherte, er sei "willig etwas zu tun", allerdings sei die Verwaltung an die Rechtslage gebunden.

Er brauche eine Genehmigung und der Stadtrat müsse über die Geldausgabe entscheiden. "Ich habe aber kein Verständnis, wenn Bürger hier aufmarschieren und wir Männchen machen sollen", betonte Kränzlein. Als sich daraufhin weitere Bürger zu Wort melden wollten, schnitt ihnen der Bürgermeister mit Verweis auf die Tagesordnung der Sitzung das Wort ab.

© SZ vom 09.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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