Direktvermarktung:Frischware vom Erzeuger

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Vor 30 Jahren hatten Bauern im Landkreis die Idee, ihre Produkte direkt zu vermarkten und den Handel außen vor zu lassen. Damit waren sie Pioniere und fanden später Nachahmer in ganz Bayern

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Das Kilo Spinat füllt Robert Reichlmayr in eine Tüte und gibt noch ein paar Blätter einer asiatischen Variante zum Probieren dazu. Und auf den Wunsch nach einer Allzweckkartoffel empfiehlt er die Rote Laura, die heuer ganz besonders gut gediehen sei. Einkaufen auf dem Bauernmarkt bedeutet immer auch persönliches Gespräch, Zubereitungstipps eingeschlossen. Reichlmayr hat schon lange einen Gemüsestand auf dem Markt, der jeden Samstag- und Dienstagvormittag in einem Gebäude am Kloster Fürstenfeld stattfindet. Fast alle Beschicker sind schon lange dabei, manche von Anfang an. Der Bauernmarkt Fürstenfeldbruck feiert am kommenden Mittwoch sein 30-jähriges Bestehen und mit ihm der Verein "Bauernquelle", zu dem sich die Bauernmarktbeschicker zusammengeschlossenhaben.

Als sich etwa 30 Landwirte aus dem Landkreis im Jahr 1988 zu einem Verein zusammentun, war die Idee noch ziemlich neu, landwirtschaftliche Produkte auf direktem Weg an die Verbraucher bringen zu wollen - und den Handel dabei außen vor zu lassen. Der damals gegründete "Verein zur Förderung der Direktvermarktung" benannte sich später in "Bauernquelle" um, immer aber ging es darum, dass sich kleine Landwirte unabhängig machen wollten von industriellen Strukturen, die ihr Überleben gefährdeten. Denn schon in den Achtzigerjahren war es für die bayerischen Bauern schwieriger geworden, sich in einer zunehmend industrialisierten Nahrungsmittelproduktion zu behaupten. Einige Jungbauern wagten - zumeist unter Missachtung offizieller Empfehlungen - erste Schritte in der Direktvermarktung ihrer Produkte, indem sie eigene Hofläden gründeten. Der Verein Bauernquelle brachte die Erzeugnisse seiner Mitglieder schließlich auf einem Bauernmarkt unter die Verbraucher. Erstmals fand ein solcher im Oktober 1988 auf dem ehemaligen Molkereigelände neben dem Brucker Volksfestplatz statt. Er war der zweite regelmäßig betriebene Bauernmarkt in Bayern überhaupt.

Auf dem Brucker Bauernmarkt bedient Robert Reichlmayr seine Kunden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

1991 zog die Einrichtung auf das Klosterareal um, in das ehemalige Ökonomiegebäude in Haus 12, zwei Jahre später wurde das Obergeschoss ein Raub der Flammen. Der Marktbetrieb wurde vorläufig unter Planen aufrecht erhalten, ein Jahr später konnte der Bauernmarkt auf dem Gelände umziehen - in Räumlichkeiten, die nur er nutzt. Erstmals konnten die Marktbeschicker feste Verkaufsstände installieren - mit Verkaufstheken und Kühlschränken. Mittlerweile gibt es neben dem Samstag einen zweiten Markttag am Dienstag.

Immer mehr Verbraucher schätzten im Laufe der Jahre den direkten Einkauf von Fleisch, Wurst, Käse, frischem saisonalen Gemüse, Brot, Mehl, Kuchen, Eier, Nudeln, Honig, Obst, Obstsäften und Obstbränden. Immer wieder mal gibt es Kostproben, wie zuletzt Spiralkartoffeln, aber auch heiße Maroni, Kartoffel- oder Tomatensuppe. Nach Lebensmittelskandalen machen sich regelmäßig mehr Menschen zu den Direktvermarktern auf, meist nur vorübergehend. Umgekehrt hatte im vergangenen Jahr der Skandal um den Brucker Schlachthof mit Verstößen gegen das Tierwohl auch Auswirkungen auf den Bauernmarkt. Die Besucher hatten Vertrauen in die regionalen Kreisläufe verloren, was auch Josef Unglert einräumte, der die Bauernquelle mitgegründet hat und seit 30 Jahren ihr Vorsitzender ist: "Die Leute haben uns schon abgestraft", sagt er damals.

Josef Unglert hat ebenfalls einen Stand auf dem Bauernmarkt und führt den Verein "Bauernquelle" seit dessen Gründung. (Foto: Günther Reger)

Mittlerweile gibt es in Bayern 178 Bauernmärkte, der in Fürstenfeldbruck hat "so etwas wie Entwicklungshilfe geleistet", erinnert sich Unglert. Immer wieder gab es zwischendurch Pläne, dem Marktgeschehen einen anderen Standort zuzuteilen, etwa am Alten Schlachthof auf der Lände oder in einer politisch diskutierten Markthalle am Viehmarktplatz. Doch die Marktbeschicker fühlen sich wohl auf dem Klosterareal und sind mittlerweile selbst zu einer der Attraktionen im Rahmenprogramm vieler Wochenendveranstaltungen von Fürstenfeld geworden.

30 Jahre Bauernquelle am Mittwoch, 3. Oktober. 10.30 Uhr ökumenischer Gottesdienst in der Klosterkirche. 11.30 Uhr gemeinsames Essen und buntes Rahmenprogramm in Fürstenfeld/Tenne.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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