Digitale Klosterführung:App mit Abt

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Für Fürstenfeld gibt eine eigene App. Die sollte man vor einer Führung schon auf dem Smartphone haben, denn die Datenmenge ist ziemlich groß. Und offenes WLAN fehlt im alten Gemäuer.

Von Julia Bergmann

Still, fast verschlafen liegt es da, das ehemalige Kloster Fürstenfeld. Zisterziensermönche gibt es hier schon lange nicht mehr zu sehen, dafür drehen von Zeit zu Zeit Besucher und Touristen ihre Runden auf dem Gelände. Eine kleine Gruppe asiatischer Touristen bleibt vor der Klosterkirche stehen, die Smartphones werden gezückt, Fotos geschossen. Danach hält man kurz inne und zieht weiter. Wer das Areal ohne Führung oder Museumsbesuch besichtigt, hat kaum die Gelegenheit, Näheres über das Kloster zu erfahren. Wie es wohl gewesen sein mag, damals 1263, als das Kloster gegründet wurde? Wie haben die Mönche dort gelebt und warum wurde das ehemals gotische Kloster im 17. Jahrhundert durch einen prunkvollen Barockbau ersetzt? Antwort auf all diese Fragen bietet seit Kurzem die neue App "Kloster Fürstenfeld" für Smartphones, die es ermöglicht, das Kloster mittels einer GPS-gestützten digitalen Führung kennenzulernen. Zumindest theoretisch.

Nur bei "Fürstenfeld leuchtet" zeigt sich die Fassade der Klosterkirche so. (Foto: Günther Reger)

Wer im Vorfeld des Klosterbesuchs nicht zufällig auf die App gestoßen ist, wird enttäuscht. Beim Versuch, das Programm über das mobile Internet herunterzuladen, beginnt das Smartphone zu protestieren. Das Datenvolumen sei für den mobilen Download zu groß. Einen WLAN-Hotspot sucht man in der Umgebung vergeblich. Zwar dürften Besucher mit einem umfassenderen Smartphone-Tarif diesem Problem entkommen, aber gerade für Touristen aus dem Ausland könnte der fehlende WLAN-Zugang auf dem Klosterareal ein großes Manko sein. Ist das Download-Debakel aber erst mal aus dem Weg geräumt und die App im Vorfeld zu Hause heruntergeladen, steht der interaktiven Führung nichts mehr im Weg.

Vor der Klosterkirche angekommen, ertönen die ersten Orgelklänge aus der Hosentasche. Es ist die Alarmfunktion der App, die immer dann angeht, wenn man einen von insgesamt 20 wichtigen Punkten passiert, zu denen es Audio-, Video- oder Textdateien gibt. Wählen kann man zwischen drei unterschiedlichen Themenführungen: "Das Kloster damals und heute", "Abt Führer führt" und "Auf Entdeckungstour - die Kinderführung". Hat man sich für die letzte Variante entschieden, steht nun das Video "Was die Mode verlangt: Barocker Baustil" zum Abruf bereit. Eine angenehme Sprecherstimme erklärt aus dem Off, was die Klosterkirche von Waldsassen mit der Fürstenfelder Klosterkirche gemeinsam hat - den barocken Baustil.

Mittels moderner Videoaufnahmen, verschiedenem Bildmaterial und direkter Ansprache des Zusehers wird kindgerecht erklärt, was den barocken Baustil kennzeichnet. Eng mit der Themenführung für Kinder ist auch das Rätselmodul der App verbunden. Am Ende jedes Beitrags erscheint ein kleines Fenster, dass den Besucher dazu auffordert, die thematisch abgestimmten Rätselfragen zu lösen. "Wie bezeichnet man den Baustil der Kirche von Fürstenfeld?" Ein Kinderspiel für den aufmerksamen Nachwuchs. Und auch wer die Grenze zum Erwachsenenalter längst überschritten hat, ertappt sich mitunter beim Eintippen der Lösungsworte.

Wer ganz an den Beginn der klösterlichen Geschichte gehen möchte, kann sich in der Themenführung 1 "Das Kloster damals und heute" über die blutigen Anfänge Fürstenfelds informieren. Erzählt wird die Legende vom Wittelsbacher Herzog Ludwig dem Strengen, dem zu Ohren gekommen war, seine Frau hätte sich auf einen Anderen eingelassen. Rasend vor Eifersucht ließ er seine frisch angetraute Gattin 1256 hinrichten, doch die Gerüchte stellten sich als falsch heraus. Zur Buße trug Papst Alexander ihm auf, ein Kloster für zwölf Mönche zu errichten. Darf man der Legende glauben, war das die Geburtsstunde des Sühneklosters Fürstenfeld.

In insgesamt 15 Kurzvideos, sechs Audiodateien und vier Text- und Bildelementen erzählt die App unter anderem vom täglichen Leben der Zisterziensermönche, den Aufgaben eines Abtes, von der Gründung und dem Bau des Klosters und informiert gleichzeitig über moderne Angebote, wie das Klostermuseum und das Veranstaltungsforum Fürstenfeld. Die Gestaltung der App, sowie die Aufbereitung und Darstellung der Inhalte lässt kaum zu wünschen übrig. In mühevoller Detailarbeit und unter Einsatz multimedialer Elemente ist eine äußerst gelungene App entstanden, die es schafft, die Historie des Klosters spannend und kurzweilig zu vermitteln.

Die App "Kloster Fürstenfeld" steht im iTunes Store und im Google Play Store kostenlos zum Download bereit. Zahlreiche Inhalte der App sind nach dem Download auch offline verfügbar.

© SZ vom 07.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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