Die Pandemie-Bekämpfung im Landkreis Fürstenfeldbruck:Auf der Suche nach flexiblen Impf-Angeboten

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Der Landkreis prüft Alternativen, um die Zahl der Immunisierungen anzuheben. Über eine Beteiligung von Arztpraxen hinaus geht es unter anderem um eine Variante, für die auch der BRK-Kreisvorsitzende wirbt: eine temporäre Station in Hallen oder Schulen nach dem Vorbild des Blutspendedienstes

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Zahl der Impfungen muss deutlich steigen, wenn der Landkreis noch in diesem Jahr zumindest in die Nähe der Herdenimmunität kommen will. Das Landratsamt rechnet von nächster Woche an mit deutlich mehr Impfstofflieferungen und prüft längst Alternativen für die Ausweitung der Kapazitäten. Einiges deutet darauf hin, dass es Anleihen geben könnte beim Konzept des Blutspendedienstes: der nutzt, zeitlich befristet, breit gestreut Hallen, Schulen oder andere öffentlich zugängliche Räume.

Nachdem das landkreisweit bislang einzige Impfzentrum im Brucker Westen mit 300 Injektionen täglich an seine Kapazitätsgrenze gelangt ist, wird mit Blick auf die erwartete Zunahme der Lieferungen dort eine zusätzliche "Impfstraße" eingerichtet. Die räumlichen Voraussetzungen sind in dem ehemaligen Aldi-Gebäude sind vorhanden. Zu erweiterten Öffnungszeiten sind dann jeden Tag etwa 620 Immunisierungen möglich. Ergänzt wird das stationäre Zentrum weiterhin durch mobile Teams, die zurzeit etwa ein weiteres Drittel zum täglichen Pensum beisteuern.

Verschiedene Einsatzorte: Der Blutspendedienst BSD des Bayerischen Roten Kreuz versucht stets mehrere Orte im Landkreis abzudecken, so wie 2020 in Emmering in der Amperhalle. (Foto: oh)

Dass auch dies auf lange Sicht nicht ausreicht, zeigen einfache Berechnungen, wie sie auch SZ-Leser Jens Metschkoll am Stichtag 1. Februar vorgenommen hat. Zugrunde legte er mit Blick auf die Herdenimmunität eine Impfquote von 70 Prozent, die es in seinem Beispiel bis zum 1. September zu erreichen gilt. Metschkoll kommt zu dem Schluss, dass bis dahin jeder Impfwillige nur dann das zweite Mal zum Zuge käme, wenn täglich 1544 Injektionen im Landkreis verabreicht würden. Die Berechnung mag Unschärfen haben - so dürfen beispielsweise Unter-16-Jährige bislang nicht geimpft werden. Klar ist aber, dass es deutlich schneller gehen muss - sobald genügend Impfstoff zur Verfügung steht.

Andreas Magg (SPD), Bürgermeister von Olching und Kreisvorsitzender des Roten Kreuzes, von dem das Brucker Impfzentrum betrieben wird, hält diese Zahl für zu hoch. Aber mehr als tausend Impfungen pro Tag werde man wohl schon schaffen müssen. Bereits Mitte Dezember hatte er laut über eine Expansion nachgedacht: "Es braucht mehr Impfzentren und mehr Impftermine, wenn denn der Impfstoff dann da ist. Sonst sind wir in zwei Jahren noch nicht damit fertig." Mit fast zwei Monaten Erfahrung im Rücken würde er nun allerdings eine flexiblere Lösung bevorzugen. Zum einen würde es helfen, wenn Arztpraxen sich beteiligen wollen und dürfen. Landrat Thomas Karmasin (CSU) hatte zusätzlich Impfbusse ins Spiel gebracht, die an zentralen Plätzen in den Orten Station machen. Magg verweist auf einen Schwachpunkt: Busse böten zu wenig Platz, gerade älteren Personen seien Wartezeiten vor und nach der Impfung unter freiem Himmel nicht zuzumuten. Sein Vorschlag: "Popup-Impfzentren", die nach dem Vorbild des Blutspendedienstes, möglichst breit gestreut über die Fläche des Landkreises, öffentliche Gebäude zu freien Zeiten nutzen.

Auch darüber gebe es mit dem Landkreis Gespräche, sagt Magg, der der Kreisbehörde beim Thema Corona schnelle und effiziente Arbeit bescheinigt. "Wir würden uns das auch zutrauen", sagt der BRK-Kreisvorsitzende mit Blick auf den Betrieb einer temporären Impfstation selbstbewusst, "die Manpower haben wir". Das habe man mit dem kurzfristigen Aufbau des zentralen Impfzentrums nahe dem Geschwister-Scholl-Platz mit nur vier Wochen Vorlauf bewiesen.

Das Landratsamt bestätigt Gespräche, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Auch eine stationäre Dependance des bestehenden Impfzentrums ist denkbar. "Wir schauen in alle Richtungen", sagt eine Sprecherin. Priorität habe die effiziente Nutzung vorhandener Kapazitäten.

Offen ist, bis wann alle aus der Gruppe mit oberster Priorität, zu der neben medizinischem und pflegenden Personal vor allem die Über-80-Jährigen zählen, ihre zweite Spritze erhalten haben. Das könnte noch bis April dauern. Genaue Prognosen gibt es wegen der nach wie vor nicht gesicherten Versorgung mit Serum nicht.

Für die Online-Anmeldung unter www.impfzentren.bayern können sich nun bis zu fünf Personen mit einer einzigen E-Mailadresse für die Impfung gegen Sars-CoV-2 registrieren. Telefonische Anmeldung unter 08141/400 450

© SZ vom 19.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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