Ortsgeschichte:Eine Billion Porto

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Mit dem Lieferwagen vom Typ Hanomag L 28 lieferte die Deutsche Bundespost 1955 die Briefe und Pakete nach Wenigmünchen. (Foto: Arbeitskreis Gemeindegeschichte Egenhofen)

Der Arbeitskreis Gemeindegeschichte befasst sich mit dem Postwesen in Egenhofen. Und blickt dabei auf die galoppierende Inflation vor 100 Jahren zurück.

Von Manfred Amann, Egenhofen

Briefmarken, die jeden Tag teurer werden, und ein Postbote auf Skiern: Auch im neunten Band seiner "Egenhofener Geschichte(n)" hat sich der Arbeitskreis Gemeindegeschichte ein Schwerpunktthema gesucht. Informativ und reich bebildert, kann das Büchlein zur Ortsgeschichte nun erworben werden.

"So wie die Poststellen in unsere Dörfer kamen, so wurden sie auch wieder geschlossen, nicht selten aus finanziellen Überlegungen heraus", heißt es im Vorwort zum Schwerpunktthemas. Berichte über die Poststellen in den Ortsteilen Wenigmünchen, Egenhofen und Unterschweinbach liefern den Beleg dafür. In Egenhofen sei bereits 1899 eine Telegrafenstation eingerichtet worden, wird erzählt, und dass während des Zweiten Weltkrieges der Seiler Andreas Schöpf quasi nebenher die Post zugestellt habe - bei hohem Schnee sogar auf Skiern.

Unter erschwerten Bedingungen: Postbote Andreas Schöpf im Winter. (Foto: Arbeitskreis Gemeindegeschichte Egenhofen)

Mit der Post im weitesten Sinne hat auch das Kapitel über die Inflation vor 100 Jahren zu tun. Darin gehen die Hobbyhistoriker auf den damals galoppierenden Wertverlust. Kurz vor der Währungsreform 1923 wurde für den Versand eines Briefes eine Billion Mark verlangt.

Zehn Milliarden Mark kostet eine Briefmarke im Jahr 1923. (Foto: Arbeitskreis Gemeindegeschichte Egenhofen)

Den Anfang bildet unter der Überschrift "Ungarische Ochsen in unserer Heimat" ein Blick in die Zeit vom 16. bis ins 18. Jahrhundert, als jährlich Ochsenherden, sogenannte Trecks von etwa 200 Tieren, aus Ungarn über Wien nach Deutschland unter anderem nach Augsburg getrieben wurden. Von dort aus wurden sie dann zum Beispiel bis München verteilt. Wie Georg Strasser schreibt, führte wenigstens ein Triebweg durch das heutige Gemeindegebiet von Egenhofen. Besonders interessant sind die Ausführungen zu den Profiteuren der Triebe: Metzger, die Tiere notschlachten mussten oder Zollstationen und Wegbesitzer, die sich den Trieb über ihren Grund bezahlen ließen, sowie die anliegenden Bauern, die Futter verkauften. "Es ist zu bedenken, dass die Besitzer der anliegenden Grundstücke für den Erhalt der Straßen verantwortlich waren, ein nicht zu unterschätzender finanzieller Aufwand", erklärt der Autor.

Das Wandgemälde beim ehemaligen Omnibusbetrieb Sollinger in Germerswang zeigt die Postzustellung per Kutsche. (Foto: Arbeitskreis Gemeindegeschichte Egenhofen)

In einer Straßenbeschreibung von 1583 sei zum Beispiel zu lesen: "Item von Schwainpach geet die Straß auf Vogach. Daselbst mues yeder Paur 4 und ain Hueber1 2 Fuder recht Holz aus des von Fürstenfeld gehülz (fahren), miessen alles was sy fieren und treiben nicht desto weniger verzollen". "So ist es schon verständlich, dass sich die Bauern diese Straße dann nicht durch riesige Ochsenherden ruinieren lassen wollten", so Strasser. Überall dort, wo Flurnamen mit Ochsen vorhanden seien, könne man davon ausgehen, dass zumindest indirekt eine Beziehung zu den Trieben bestanden habe, so Strasser.

Auch die Triebstraße in Frauenberg (Gemeinde Maisach) gebe einen Hinweis darauf.

Die Triebstraße in Frauenberg weist auf das Treiben von Ochsenherden hin. (Foto: Arbeitskreis Gemeindegeschichte Egenhofen)

"Mehr Platz in der Kirche" ist ein weiterer Bericht von Georg Strasser überschrieben, in dem die Verlängerung des Kirchenschiffes der Marienkirche in Unterschweinbach von 1978 bis 1980 dokumentiert wird. In weiteren Kapiteln werden der Burgstall in Aufkirchen, der Bau des Rathauses vor 55 Jahren, das Leben von Rosa Schöpf, die einstige Hut-Herstellung in Wenigmünchen sowie die Errichtung eines Kalksilos näher betrachtet. Bürgermeister Martin Obermeier erinnert zudem an 200 Jahre Landkreis Fürstenfeldbruck, und es wird über Ereignisse in der Gemeinde seit dem vergangenen Jahr berichtet. Zum Schluss stimmt ein Adventsgedicht auf die Weihnachtszeit und den Übergang ins Jahr 2024 ein.

Das Heft kann im Rathaus in Unterschweinbach zu den Öffnungszeiten für sechs Euro erworben werden.

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