Der Ferienreporter:Wie sich die Spreu vom Weizen trennt

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Weil Grüne Männchen blaue Shorts verschmähen, steht fest: Mit Hans Liegsalz sitzt hier ein Erdenbürger. (Foto: Günther Reger)

In der Mittagshitze erntet Hans Liegsalz mit seinem Mähdrescher das Kornkreis-Feld für den Besitzer ab

Von Moritz Dauer, Mammendorf

Hans Liegsalz sitzt in der gut gekühlten Führerkabine seines Mähdreschers und lenkt ihn in der Mittagshitze zielstrebig über den Acker von Bauer Josef Huber. Liegsalz' Tag läuft genauso ab, wieder jeder andere in der Hochsaison der Erntezeit. Um acht Uhr fängt er an alles vorzubereiten und kontrolliert den Drescher noch einmal auf die Funktionsfähigkeit, denn wenn es dann um 11 Uhr in Richtung Feld geht, muss alles passen. An diesem Donnerstag wartet eine besondere Aufgabe auf Liegsalz: In Mammendorf soll das Feld mit dem Kornkreis gedroschen werden. Den hält er zwar eher für einen Scherz. Aber es ist das erste Mal in seiner 25-jährigen Tätigkeit, dass er zu so einem Feld bestellt wird. Liegsalz arbeitet für ein Unternehmen, dass für Bauern deren Ernte einfährt.

Als er um 12 Uhr beginnt, ist das Wetter optimal: Das Morgentau ist bereits verdunstet und die abendliche Feuchtigkeit lässt noch auf sich warten. Während Liegsalz mit seinem Drescher eine scharfe Kurve fährt, beginnt er plötzlich zu erzählen, wie die Maschine arbeitet. Der Weizen wird zuerst vom Schneidwerk klein geschnitten , danach gelangt er über die Einzugsschnecke und den Schrägförderer zur Dreschtrommel samt Dreschkorb. Dort wird das Stroh in den Rotoren nachgedroschen, während das Korn unter dem Dreschkorb auf ein Sieb fällt, in dem sich dann die Spreu vom Weizen trennt. Das was nach dem Sieben übrig bleibt, wird weiter in den Korntank geleitet. Trotz einem Fassungsvermögen von 10 000 Litern, ist er erstaunlich schnell voll und muss über den Ablauf in einen bereitstehenden Container entleert werden. Mit seinen bei voller Beladung 18 Tonnen Gewicht verbraucht der Mähdrescher in etwa 20 Liter pro Hektar, das heißt circa 60 Liter pro Stunde. Trotzdem fährt das Gefährt mit seinen 460 PS nur 40 Stundenkilometer.

Die Aufgabe von Hans Liegsalz ist also gar nicht so einfach, denn er muss darauf achten, dass in diesem ganzen Mechanismus das eine Rad in das andere greift. Dazu gehört auch, den Kühler jeden Tag zu säubern, damit sich der Staub nicht festsetzt und diesen zum Überhitzen bringt. Doch seinen eigentlichen Beruf übt Hans Liegsalz erst nach der Erntezeit aus. Denn in den vier Wochen von Mitte Juli bis Mitte August muss alles absolut reibungslos laufen. Deshalb sorgt er den Rest des Jahres, vor allem in der Wintersaison, als Landmaschinen-Mechanikermeister für die Wartung und Reparatur.

Ein paar mal muss Liegsalz aussteigen, da sich ab und an etwas in der Einzugschnecke verfängt. "Deshalb braucht man einen Fahrer.", betont er. Allein um solchen Vorfällen vorzubeugen oder kleinere Gefahren zu erkennen. Aber auch die Einstellung des Abstands von Dreschtrommel und Korb und die Trommeldrehzahl muss vorgenommen werden. Das ist von Getreideart zu Getreideart anders, erzählt Liegsalz weiter. Beim Weizen hat er zum Beispiel eine relativ langsame Drehzahl. Früher musste man das alles per Hand einstellen. Glücklicherweise lasse sich dieser Vorgang heutzutage mittels Knopfdruck auf einen Touchscreen erledigen. Die Mechanik ist allerdings seit mehr als 100 Jahren gleich geblieben.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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