Sommerflaute oder Konkurrenz durch das Internet? Im Reisebüro Herrmann-Korths spürt man von diesen Bedrohungen nichts. "Hier ist eigentlich immer etwas los, wir planen sogar jetzt schon Reisen für Ende 2017", sagt Monika Müller und ergänzt: "Allerdings sind wir da auch in einer glücklichen Situation. Von Kollegen weiß ich, dass es nicht allen Reisebüros so gut geht". Zum Beweis öffnet sie die E-Mail eines Fachverlags, die gerade erst reinkommen ist. Die Stimmung unter den Büros hat sich demnach im Vergleich zum Vormonat zwar verbessert, gut ist sie aber nicht. In Zahlen heißt das: 28 Prozent der Anbieter beschreiben die Lage als gut, 43 Prozent als befriedigend und 29 als schlecht.
Auch wenn in der Filiale des Puchheimer Reisebüros gerade keine Kunden sind, ohne Arbeit ist Müller deshalb nicht. "Mittlerweile läuft viel über E-Mails. Aber die Leute buchen trotzdem über uns und nicht direkt über das Internet". Als nächstes will sie sich um die Anfrage eines Ehepaares kümmern, dessen Reise sie schon länger betreut. "Die beiden feiern im Dezember 2017 ihre Hochzeit und wollen an dem Tag nicht zu Hause sein, sondern eine Kreuzfahrt machen." Allerdings gibt es ein Problem. Die Reise, für die sie sich entschieden haben, ist momentan nicht buchbar. "Ich habe deswegen vergangene Woche schon beim Veranstalter nachgefragt, und es hieß, man stehe mit einer Firma in Kontakt, die überlegt, das komplette Schiff zu buchen. Jetzt will ich mal nachfragen, ob es schon etwas neues gibt", erzählt Müller.
Eben dieser Service sei es, der die Leute weiterhin ins Reisebüro bringe. Egal ob es darum geht, Eintrittskarten für Städtereisen zu besorgen, Wünsche für Abflugzeiten zu berücksichtigen oder Erfahrungen zu bestimmten Hotels zu geben, die Mitarbeiter des Büros versuchen alle Kundenwünsche zu erfüllen - eine Leistung, die Internetportale so nicht bieten können. "Es kommen auch verstärkt Leute mit Internetausdrucken zu uns, die ihre Reise dann doch bei uns buchen wollen. Entweder weil es ihnen im Internet zu unübersichtlich ist oder sie einfach unsicher sind", sagt Müller. Der Kundenstamm beschränke sich dabei nicht auf den Landkreis, mittlerweile buchen auch Menschen aus der Schweiz, Österreich und Norddeutschland im Puchheimer Reisebüro. "Wir haben eine große Weiterempfehlungsrate und dazu einen großen Stammkundenkreis, den wir uns in 30 Jahren aufgebaut haben", sagt Beatrix Ehegartner, die Leitern des Reisebüros. Aktuell arbeiten dort vier Mitarbeiter, eine weitere Aushilfe wird dringend gesucht.
Monika Müller hat mittlerweile die Kontaktperson des Kreuzfahrt-Veranstalters erreicht, mit dem Gespräch ist sie zufrieden. "Sie konnten mir zwar noch immer nichts genaues sagen, weil die Verhandlungen noch laufen, aber ich habe jetzt ein Alternativschiff, das ich den Kunden vorschlagen kann, mit der Option, auf die Ursprungsreise umzubuchen, falls die Firma noch abspringt". Kreuzfahrten sind das Spezialgebiet des Puchheimer Reisebüros, aber natürlich längst nicht das Einzige, was es im Angebot hat. "Wir bieten Reisen mit allen großen Veranstaltern in Deutschland an", sagt Müller. Auch individuelle Planungen sind möglich.
Besonders ziehe es die Deutschen in diesem Jahr nach Mallorca, verrät Müller. Aber auch Griechenland steige wieder in der Beliebtheit. "Das Flüchtlingsthema dort wurde ja durch die Anschläge in anderen Ländern abgelöst. Deswegen fahren die Leute wieder dorthin, dafür werden andere Ziele vermieden." Immer hoch im Kurs sind aber nach wie vor Urlaubsziele in Deutschland.