Der Ferienreporter:Ständig in Bewegung

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Wenn Cindarella Winter nicht gerade Karten verkauft, kümmert sie sich um ihre Töchter, die Haus- und die Büroarbeit. (Foto: Günther Reger)

Cindarella Winter betreibt mit ihrer Familie mehrere Fahrgeschäfte. Momentan stehen sie in Maisach

Von Verena Niepel, Maisach

Langsam beginnt sich das Karussell zu drehen. Die bunten Lichter gehen an und Jahrmarktsmusik ertönt. Doch wenn das Geschäft mit dem Kinderlachen anläuft, ist Karussell-Betreiberin Cindarella Winter schon lange auf den Beinen. Denn obwohl Ferien sind, steht sie um acht Uhr auf und erledigt mit ihrem Mann, Alexander Winter, einen Teil der Büroarbeit, dann weckt sie ihre Töchter, drei und acht Jahre alt. Als nächstes kümmert sie sich dann um den Haushalt, sie putzt und wäscht, "was eine Hausfrau eben so macht", erklärt sie.

Was sie allerdings von anderen Hausfrauen unterscheidet ist die Tatsache, dass ihr Haushalt auf Rädern steht. Denn mit ihrem Wohnwagen und den Fahrgeschäften gehört die Familie Winter zur Gruppe der Schausteller. Wenn sie wie jetzt auf der Maisacher Festwoche, ihre Fahrgeschäfte aufgebaut haben, verbringt Cindarella Winter die meiste Zeit in dem kleinen Kassenhäuschen und verkauft Eintritts-Chips für das Karussell. Sobald genügend Plätze besetzt sind, drückt sie einen Schalter und los geht's! Ein paar Minuten dauert eine Fahrt. Wenn das Karussell stoppt, schauen viele Kinder verdutzt drein, in Erwartung auf mehr.

Auch die Kinder der Winters fahren gerne mal eine Runde mit. Die Achtjährige darf schon in den Autoscooter, den der Vater betreibt. Während der Schulzeit kommt die Älteste aber nur am Wochenende zu ihren Eltern, denn sie soll fest auf eine Schule gehen. Cindarella Winter ist es wichtig, dass ihre Kinder die Möglichkeit haben, später auch einen anderen Beruf ausüben zu können. Seit Jahren läuft das Geschäft auf dem Jahrmarkt immer schlechter und selbst am Kindertag der Maisacher Festwoche kommen nicht viel mehr Besucher als an anderen Tagen. Am Wetter liegt es nicht." Die Fahrgeschäftsbetreiberin kann sich die Misere nicht erklären.

Trotzdem macht die Familie weiter, es ist schließlich ein Unternehmen, das schon über Generationen weiter gegeben wurde. "Wenn ich keinen Spaß daran hätte, würde ich das nicht machen", erklärt Cindarella Winter "langweilig wird es nie, wir kommen viel rum und es hat viele Vorteile eigenständig zu sein, da kann ich auch mal später anfangen, wenn ich Lust habe", fügt sie schmunzelnd hinzu.

Im Sommer ist die Familie mit dem Karussell, dem Auto-Scooter und dem Trampolin des Schwagers unterwegs, im Winter ziehen sie mit einem Langosch- und Dampfnudelstand von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt. Es ist immer derselbe Ablauf, zwei Tage Abbau, ein Tag Fahrt, zwei Tage Aufbau. In ein paar Tagen ist es auch in Maisach wieder soweit, dann wird abgebaut und es geht weiter zum nächsten Ort.

Seit Cindarella Winter Mutter ist, gibt es noch mehr zu tun, als nur die Geschäfte zu betreuen. Während sie und ihr Mann arbeiten, müssen sie gleichzeitig nach ihren Töchtern schauen. Nach Ende einer Theateraufführung kommen sie zu der Mutter ins Kassenhäuschen und helfen mit, Eintritts-Chips auszugeben, dann sind sie schon wieder in Richtung Trampolin verschwunden. Cindarella Winter seufzt, "Ganz schön anstrengend, sie im Auge zu behalten." Abends wenn sie das Karussell herunter fährt und die Lichter auf dem Jahrmarkt ausgehen, ist ihr Tag noch nicht zu Ende. Die Wartung der Fahrgeschäfte, Büroarbeit - es gibt noch viel zu tun, damit sich das Karussell der Familie Winter weiter dreht.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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