Das Ende einer Diskothek:Eine wehmütige Abschiedsparty

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Am letzten Abend erlebt der Fürstenfeldbrucker Club Buck Rogers noch einmal etwas, was es lange nicht mehr gegeben hat: ein volles Haus

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Lichter zucken durch die Dunkelheit. Menschen drängen sich auf der Tanzfläche. Ein tiefer Bass setzt ein, lässt Boxen und Körper vibrieren. Dann ertönt die schnurrende Stimme von Popikone Lady Gaga aus den Lautsprechern: "Just dance!" Eine Aufforderung, der in dieser Samstagnacht im Buck Rogers nur allzu gerne nachgekommen wird. Bis in die frühen Morgenstunden tanzen, trinken und feiern die Besucher - zum letzten Mal. Denn von nun an bleiben die Bässe des Clubs in der Hasenheide still.

Etliche zieht es zu diesem Anlass ein finales Mal in das Brucker Industriegebiet. So viele, dass bereits um elf Uhr abends, einer Zeit, zu der Münchener Clubs teilweise noch nicht einmal geöffnet haben, bereits ein enormer Andrang herrscht. Vor dem Eingang reicht die Schlange der Wartenden bis zur Straße - Nässe und Kälte zum Trotz. Auch im Inneren drängen sich bereits viele um die Bar, bewegen sich zur Musik auf der Tanzfläche oder haben es sich mit einem Drink in der Hand auf einer der zahlreichen Lounge-Möbel gemütlich gemacht. Sehr bemerkenswert, wenn man berücksichtigt, dass der Club aufgrund rückläufiger Besucherzahlen schließt.

Wäre der Andrang immer so gewesen, hätte die einzige Diskothek in der Kreisstadt und Umgebung wohl nicht zugemacht. (Foto: Günther Reger)

"Man wird schon ein bisschen wehmütig", sagt auch Hans Schmölz, einer der Geschäftsführer des Buck Rogers. "Man denkt: Wenn es doch immer so wäre." Aber er freue sich natürlich auch: "Es ist ein überwältigender Abschied." Besucher heißt er an diesem Abend persönlich willkommen. Er steht hinter der Garderobe, nimmt lächelnd die Jacken entgegen und wechselt gelegentlich ein paar Worte mit den Gästen. Bereits etliche bekannte Partygänger konnte er begrüßen: Viele Freunde, Stammkunden und ehemalige Mitarbeiter seien erschienen, um dem Buck Rogers die letzte Ehre zu erweisen, erzählt er. "Darunter sind auch Einige, die von der Geburtsstunde an mit dabei waren."

Entsprechend bunt gemischt ist auch das Publikum. An diesem Abend kommen Vertreter verschiedenster Altersgruppen zusammen: von Anfang 20 bis Mitte 30 ist alles vertreten. Die Kleidung reicht von Hemd mit Anzughose über bauchfreie Tops bis hin zu Spitze und rosa Rüschen. Sogar zwei Dirndl sind darunter.

Wie auch Schmölz empfinden einige trotz der Partystimmung ein wenig Wehmut. "Es ist schon echt traurig, dass es schließt", sagt ein Mädchen, das zusammen mit ihrer Freundin im Club ist. Beide waren sehr oft zum Feiern in der Hasenheide. "Es war das Einzige, was es hier in der Gegend gibt." Nach München will sie eigentlich nicht. "Wir gehen sowieso nicht mehr so oft weg wie früher." Aber nicht alle teilen die nostalgischen Gefühle. Manche sehen die Zeit für den Schlussstrich gekommen. So ein Pärchen Ende 20, das vor vier Jahren den Club häufig besuchte, dann aber lange nicht mehr. "Es wurde einfach ein bisschen langweilig", sagt die Frau. "Aber ein letztes Mal muss das schon sein." So sieht es auch ein junges Mädchen aus Grafrath. Ein häufiger Gast war sie nie. "Die Leute, die hier waren, und auch die Musik waren einfach nicht meins." In dieser Nacht ist sie trotzdem da. "Weil heute sind ungefähr alle hier. Heute ist die Stimmung geil."

Schlange stehen müssen die Gäste, um zum letzten Mal im Fürstenfeldbrucker Club Buck Rogers eine Nacht durchzutanzen. (Foto: Fotos: Günther Reger)

Ob man das Buck Rogers gemocht hat oder nicht - eine Institution war es allemal. Neun Jahre bot die Diskothek für Brucks feierfreudige Jugend eine Anlaufstelle. Auch durchaus mit Reputation: Etliche bekannte Produzenten und Künstler haben im Buck Rogers aufgelegt, darunter Fritz Kalkbrenner und Stefan Dabruck, jetziger Manager des DJs Robin Schulz. Ein solches Event gibt es an diesem Abend nicht. Auch sonst ist kein besonderer Höhepunkt geplant. "Wenn ich jetzt eine Ansprache halte, zerstört es die Stimmung. Und die ist gerade so gut", meint Schmölz lächelnd mit einem Blick auf die Tanzfläche.

Und wirklich: Je später der Abend, desto mehr versammeln sich die Gäste auf dem Bereich vor dem DJ-Pult.

Die Lichter blitzen, die Bässe wummern. Die Hits wechseln in rascher Folge, von amerikanischem Hip Hop zu deutschem Pop. Dann bleiben die Scheinwerfer stehen, die Musik verstummt, der Song ist unterbrochen. Eine unausgesprochene Aufforderung, der die Partygäste prompt nachkommen. Hände strecken sich in die Luft. Viele Stimmen singen eigenständig die unterbrochenen Zeilen weiter: "Und wir feiern die ganze Nacht! Die ganze Nacht!"

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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