Darlehen für Flüchtlinge:Starthilfe in ein neues Leben

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Der Asylhelferkreis setzt auf Eigeninitiative und bietet anerkannten Flüchtlingen zinslose Darlehen für die Erstausstattung an. Vor allem sollen sie in qualifizierte Jobs vermittelt werden

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Jetzt, da die ersten Schritt bei der Aufnahme von Asylbewerbern in Eichenau getan sind, kann sich der örtliche Asylhelferkreis um die mittel- bis langfristige Hilfe zur nachhaltigen Integration kümmern. So fasst Vorstandssprecher Hans Sautmann die Arbeit zusammen, die noch vor den 26 festen Mitgliedern und fast 200 freiwilligen Helfern liegt, die derzeit etwa 200 Geflüchtete betreuen. In 15 Arbeitskreisen kümmern sich Eichenauer um all das, was der Staat - in diesem Fall das Landratsamt - nicht leisten kann oder muss. Kleiderspenden ausgeben, zum Beispiel, oder Fahrräder reparieren, gehört nicht zu den Aufgaben der Kreisbehörde. Für die Asylhelfer, die sich am Dienstagabend zu ihrer zweiten Mitgliederversammlung getroffen haben, aber sehr wohl. Sautmann sagt, dass ein Arbeitskreis nun mehr gefordert werde: nämlich jener, der sich um die berufliche Zukunft der "Schützlinge", wie sie in Eichenau genannt werden, kümmert.

"Uns geht es in erster Linie darum, die Ausbildung und die Qualifikation zu verbessern, statt den Menschen Billiglohnjobs zu verschaffen", so Sautmann. Die Mitglieder des neuen Arbeitskreises sähen daher ihre Pflicht eher darin, die Qualifikationen der Geflüchteten herauszufinden und entsprechende Programme und Kurse zu finden, damit die Menschen adäquate Stellen finden. Auch Praktikumsstellen zu finden und sie zu vermitteln, sei wichtig und jüngst erneut gelungen, als sich ein Bewohner aus einer der Containerunterkünfte bei einem örtlichen Bäcker vorstellte.

Als oberstes Ziel gilt unter den Asylhelfern seit der Ankunft der ersten Flüchtlinge im vorvergangenen Jahr, den Menschen Deutsch beizubringen. Inzwischen, sagt Sautmann, sei das Angebot an professionellen Kursen vor allem in München so groß, dass die von Freiwilligen angebotenen Deutschstunden in Eichenau heruntergefahren worden seien. Jeden Tag seien die Bewohner der Unterkünfte am Schreberweg und am Lindenweg unterwegs, um Deutsch zu lernen, bei vielen von ihnen zeigten sich schon Erfolge. Aber es gebe auch Geflüchtete aus Ländern wie Nigeria oder Uganda, denen keine Kurse angeboten werden, weil sie keine "Bleibeperspektive" hätten. Dennoch lernten auch diese Asylbewerber auf irgendwelchen Wegen Deutsch und könnten sich in Eichenau verständigen.

Da sich die politischen Rahmenbedingungen "dramatisch verändert" hätten, so Sautmann, weil es einen "unseligen Deal mit der Türkei" gegeben habe, seien auch die Bedingungen in Eichenau andere geworden. Habe das Landratsamt darauf gedrungen, dass anerkannte Flüchtlinge die Behelfsunterkünfte schnell verlassen, um die große Zahl neu angekommener Asylbewerber unterzubringen, so sei dieser Druck nun weg. Für eine Übergangszeit seien die Anerkannten noch geduldet. Dass diejenigen, die rasch anerkannt werden, wie etwa Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien oder Eritrea, auch einen guten Start in ihr neues Leben in Deutschland haben, dafür setzt sich der Vorsitzende des Asylhelferkreises, Wilhelm Frenz, ein. Während ein eigener Arbeitskreis nach freien, bezahlbaren Wohnungen sucht, hat Frenz ein Darlehensprogramm aufgelegt, das sich aus Spenden finanziert. Sein Anliegen dabei ist es, den Bedürftigen keinen Zuschuss zu geben, den sie als Geschenk oder Almosen auffassen könnten, sondern ein zinsloses Darlehen, mit dem sie die wichtigsten Dinge für die Wohnungsausstattung oder den täglichen Bedarf bezahlen können. "Wir wollen nichts daran verdienen, wir haben keine Gewinnerzielungsabsicht", betont Frenz. Momentan sind 8100 Euro aus dem Darlehensfonds ausgereicht. Den Geldgebern sei bewusst, so Hans Sautmann, dass es "ein hohes Ausfallrisiko" gibt. Aber jedem Darlehensnehmer werde auch klar gemacht, dass er, sobald er dazu in der Lage ist, den Kredit auch abbezahlen muss.

Zu den vom Asylhelferkreis Betreuten gehören die 150 Bewohner am Schreberweg und am Lindenweg, dazu kommen jene, die in der Obdachlosenunterkunft der Gemeinde und in einem Haus der katholischen Kirche wohnen sowie einige, die eine eigene Wohnung bezogen haben. Bislang seien in 40 Fällen Anerkennungen ausgesprochen worden, sagt Hans Sautmann - in drei Fällen, ergänzt Vorstandsmitglied Ibrahim El Mahgary, aber auch Abschiebungen.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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