CSU-Fraktion beantragt Sanierung:Olching tickt nicht richtig

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Die Uhren am Kirchturm von St. Peter und Paul spielen verrückt

Von Julia Bergmann, Olching

Es gibt Orte auf der Welt, da ticken die Uhren anders. Zum Beispiel auf den niederländischen Antillen, wo unter bestimmten Bevölkerungsgruppen der direkte Augenkontakt während eines Gesprächs nicht als gute Umgangsform, sondern als grober Affront verstanden wird. Oder im ganz wörtlichen Sinn auf Sri Lanka, wo das singhalesische Neujahrsfest erst Mitte April gefeiert wird. Man muss aber nicht unbedingt in die Ferne schweifen, um dieses Idiom bestätigt zu finden. Denn in ganz Bayern, das wusste schon Willy Brandt, gehen die Uhren im Vergleich zum Rest des Landes anders - und das nicht nur auf politischer Ebene. Ganz besonders anders ticken die Uhren aber in Olching. Genauer gesagt, scheint am Kirchturm von Stankt Peter und Paul jede einzelne der vier Ziffernblätter eine andere Zeit anzuzeigen.

Die Uhren am Kirchturm von St. Peter und Paul zeigen verschiedene Zeiten an, auch die Farbe der Ziffernblätter blättert an einigen Stellen ab. (Foto: oh)

Was so skurril klingt, dass man die Nachricht am vergangenen Donnerstag für einen verfrühten Aprilscherz hätte halten können, meinen Maria Hartl, die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende, und ihr Kollege Josef Neumaier ernst. In einem Antrag fordert die CSU-Fraktion deshalb, die Ziffernblätter mögen neu gestellt werden. Auch wenn die unterschiedlichen Zeigerstellungen von Passanten auf die Perspektive zurückgeführt werden könnten, betont Hartl: "Die korrekte Uhrzeit zeigen alle vier Uhren gemeinsam nie an. Die eine geht einige Minuten vor, die andere einige Minuten nach", sagt Hartl. Nicht nur die unterschiedlichen Uhrzeiten stören die CSU-Politiker. Die Ziffernblätter seien einfach unansehnlich geworden. Besonders auf der Nordseite ist die Farbe großzügig abgeblättert, die Zahlen sind nur mehr schwer lesbar, einige Risse sind zu sehen.

Jedes einzelne der Zifferblätter scheint eine andere Zeit anzuzeigen. (Foto: oh)

Und weil die Olchinger auf eine öffentliche und verlässliche Anzeige der Zeit angewiesen seien, wie Hartl meint, soll die Stadt nun eingreifen. Die Gesamtkosten für die Restaurierung schätzt Hartl auf 15 000 Euro. Maximal die Hälfte des Betrags werde vom erzbischöflichen Ordinariat getragen. Die restlichen 7500 Euro müsste die Pfarrgemeinde stemmen. Zu viel, meinen Hartl und Neumaier und sehen hier die Stadt in der Pflicht. "Der Blick zur Kirchturmuhr hat nichts mit der religiösen Einstellung zu tun", meint Hartl. Die Uhr sei eine öffentliche.

Die denkmalrechtliche Erlaubnis zur Restaurierung liege der Kirchenverwaltung bereits vor, so Hartl. Jetzt liegt es an den Stadträten, zu entscheiden, ob die Uhren in Olching in Zukunft wieder im Gleichtakt ticken. Fraglich bleibt aber, ob so eine Restaurierung überhaupt wünschenswert wäre oder ob damit nicht vielleicht eine irrsinnige Touristenattraktion für Olching flöten ginge. Aufziehen könnte man die Sache mit den vier unterschiedlichen Uhren dann ähnlich wie am Münchner Isartor. Wer dort seinen Blick zum großen Turm schweifen lässt, findet auf der Seite, die Richtung Tal zeigt, eine spiegelverkehrte Uhr, deren Zeiger sich gegen den Uhrzeigersinn drehen. Gespendet wurde sie von Petra Perle, Wirtin des dort befindlichen Turmstüberls im Karl-Valentin-Musäum. Eine Kuriosität also, die an den Humor Valentins erinnert. Die Kuriosität hätte Olching bereits, es fehlt nur noch eine gute Geschichte, die sie erklärt.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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