Corona und Schule:Kreisbehörde ohne Konzept

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Dass sich der Landkreis erst drei Wochen vor Ende der Ferien mit der Anschaffung von Raumluftfiltern beschäftigt ist nicht akzeptabel

Kommentar von Heike A. Batzer

Anderthalb Jahre geht diese Pandemie nun schon. Junge Menschen durften in dieser Zeit teilweise nicht in die Schule gehen oder mussten, wenn sie etwas älter waren, ihr Studium daheim vor dem Bildschirm absolvieren. Das Leben hat sich für junge Leute am gravierendsten geändert. Dabei brauchen sie soziale Kontakte für ihre Entwicklung und auch mal das wilde Leben draußen. Sie brauchen die Schule auch deshalb, nicht nur für die Wissensvermittlung.

Es ist daher zwingend notwendig, dass die Erwachsenen alles unternehmen, um dieses Leben für die jungen Menschen wieder möglich zu machen. Und wie so oft in der Pandemie, gilt es zügig zu handeln. Deshalb ist es nicht akzeptabel, dass sich der Landkreis, zuständig für immerhin 18 Schulen, erst drei Wochen vor Ende der Ferien mit der Anschaffung von Raumluftfiltern beschäftigt. Noch weniger akzeptabel ist, dass die Kreisverwaltung nicht imstande ist, dazu die nötigen Vorarbeiten zu erledigen. Welche Schulen verfügen bereits über Lüftungsanlagen? Welche Luftreinigungsgeräte haben welche Vor- und Nachteile? Welche sind überhaupt geeignet? Welche kosten wie viel? Welche sind auf dem Markt noch zu haben? Fragen, die die Behördenmitarbeiter längst hätten beantworten müssen.

In einer Pandemie hängt vieles auch von der Geschwindigkeit des Handelns ab. Dieses Tempo bei Bedarf einzufordern und die Sache aktiv voranzutreiben, ist Aufgabe der Behördenleitung. Die Trägheit des Amtes mit dem Hinweis auf Personalkürzungen schönzureden, wie es Landrat Thomas Karmasin (CSU) tat, ist zwar menschlich verständlich, in der Sache aber schädlich. Es gibt genügend Kommunen, die deutlich schneller reagiert haben. Dass der Landkreis viel Geld in die Hand nehmen und sich dann wohl für die teuerste Lösung, den Einbau von raumlufttechnischen Anlagen, aussprechen wird, ist ehrenwert, kostet aber weitere Zeit. Nicht vor dem Schuljahr 2023 wären sie einsatzbereit. Und Nutznießer sein sollen nur Fünft- und Sechstklässler. All das zeugt nicht von einem durchdachten Konzept. Und so werden Gymnasiasten und Realschüler einen weiteren Winter vor weit geöffneten Fenstern verbringen.

© SZ vom 21.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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