Corona-Impfung:Leserbriefe

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Zu Berichten über das Impfen gegen Corona im Landkreis in den vergangenen Wochen: "Zu Besuch bei den Pandemiekämpfern" (8. März), "Zermürbende Hängepartie beim Impfen" (4. März), "Corona hat es leicht in der Unterkunft" (3. März); "Panne im Impfzentrum" (22. Februar).

Gesten der Menschlichkeit

Dass sich das politische Personal auf Bundes- und Landesebene darüber informiert, wie es im Impfzentrum Fürstenfeldbruck steht, ist gut und sicher auch lehrreich. Informationen, die die interessierte Öffentlichkeit gleich mit erhält, sind aufschlussreich. Eine von mir bewusst nichtöffentlich gestellte Frage und Anregung auf wirksame Hilfe zum Impftermin für die nicht internetkundige Bevölkerung hat mir der sicher völlig überarbeitete Landrat seit Wochen nicht beantwortet. Lese ich, was die CSU-Kollegen so erfahren haben, dann zuckt mir allerdings die Augenbraue. Etwa 21 000 Impfungen sind bereits erfolgt. Das dürften so etwa 13 bis 15000 Personen sein, die zweifach geimpft sind, in zwei Monaten etwa sechs Prozent der Landkreis-Bevölkerung.

Ab Ende März sollen die Impfquoten erheblich erhöht werden. Das ist dringend nötig, sollen die restlichen etwa 70 Prozent der Bevölkerung, die wir bis zur Herdenimmunität benötigen, nicht erst bis Ende 2022 (drei Prozent pro Monat ergäbe etwa 25 Monate Dauer) geimpft sein.

Da befremdet es zu lesen, es sei nun dringend die Planung und Beschaffung von Personal und Infrastruktur angesagt. Läuft das wirklich erst jetzt an? Soll das erneut zentral strukturiert werden? Statt dringend dezentral in den einzelnen Kommunen? Ohne zügige Einbindung der Ärzteschaft? Da drohte aus meiner Sicht eine Organisation, die an den Bedürfnissen der Menschen vorbei ginge.

Es muss eine Organisation her, die binnen der nächsten vier bis fünf Monate etwa 120 000 bis 150 000 Menschen im Landkreis zwei Mal impft. 240 000 bis 300 000 Impfungen müssen geleistet werden. Das bedeutet, 60 000 Menschen pro Monat oder 3000 Menschen pro Arbeitstag müssen durchgeschleust werden. Wie soll das gehen ohne die Mitwirkung der Ärzteschaft im Landkreis? Wie kann das noch funktionieren, wenn die Organisation nicht bereits steht und die mitwirkenden Menschen noch nicht definiert sind? Droht uns im Landkreis da ein Desaster?

Alfred Münch, Olching

Finger in der Wunde

Der Bericht von Stefan Salger, zum Thema "Impfchaos in FFB" hätte besser nicht sein können. Er hat da wirklich den Finger in die Wunde gelegt. Ich versuche schon seit Wochen vom Landratsamt oder BRK in Erfahrung zu bringen, ob es irgendeine Statistik gibt, die Auskunft über den Impfstand in unserem Landreis gibt. Bisher 0 konkrete Aussage dazu! Ich kann nicht glauben, dass es so etwas nicht gibt, ansonsten müsste ich annehmen, dass im Landratsamt die Entwicklungen der letzten Jahre total verschlafen wurden. Oder es wird einfach nur Geheimnistuerei betrieben, was ja total unverständlich wäre, aber möglicherweise von Missständen ablenkt. Ich habe inzwischen auch den MdL Herrn Friedl gebeten, sich hier mal einzuschalten um da vielleicht etwas Bewegung reinzubekommen. Es wäre gut, wenn Sie auch an dem Thema dranblieben.

Helmut Kraft, Eichenau

Einseitige Darstellung

Meine Frau und ich (beide 88 Jahre alt) waren am 4. Januar bei der Erst- und am 25. Januar bei der Zweitimpfung. Außerdem haben wir eine uns bekannte ältere Dame im Februar zur Erst- und Zweitimpfung nach FFB begleitet. Wir können uns der einseitigen und wenig objektiven Darstellung des Artikels in keinster Weise anschließen. Wir möchten feststellen, dass das Personal des BRK Teams sehr gut den nicht einfachen Dienst versieht, wobei technisch bestimmte Strukturen baulich und organisatorisch vorgegeben sind. Auch die Schwierigkeiten, der in dem Artikel dargestellten unzureichenden Informationen über die Wartezeiten sind zumindest für aufmerksame Leser nachvollziehbar. Dies gilt beispielsweise für die verzögerte Lieferung der Impfstoffe als auch deren teilweise umstrittene Wirksamkeit. Ferner sind die Pandemie und die Impfung doch derzeit Dauerthema im Fernsehen auf allen Kanälen. Gerade einer Leserin wie Frau Waltraud Schmidt-Sibeth dürfte doch auch klar sein, dass der Jahrgang 1940 nicht zu den Erstgeimpften der Stufe 1 gehört.

Bei der Online-Registrierung bekommt jeder eine Bestätigung über die Aufnahme in das Register und den Hinweis auf die gesonderte Terminierung. Eine extra Verständigung ist technisch nicht programmiert und notwendig, von der Kostenfrage ganz abgesehen. Aber diese Frage stellt sich ja bei unserer Anspruchsgesellschaft überhaupt nicht und auf das größtenteils mangelnde Interesse der älteren Menschen an der modernen IT Technik möchten wirt nicht näher eingehen. Zudem wurde jeder über 80-Jährige des Landkreises über den Impfablauf schriftlich verständigt. Was uns noch nicht gefällt ist, dass der Verfasser des Artikels identisch ist mit dem Kommentator unter Überschrift "Fehlender Mut zur Prognose". Wenn jemand seine eigenen Gedanken zu einem Thema kommentiert, dann ist Objektivität zwangsläufig in Frage gestellt.

Emmi und Karlheinz Brem, Germering

Corona hat es leicht

Mit der Einrichtung von Quarantänemöglichkeiten laufen Sie den Infektionen in den Sammelunterkünften doch nur hinterher. Das ist kein Grund, sich auf die Schulter zu klopfen. Prävention ist etwas anderes. Wenn es diese Alternativen gibt - warum kann die Unterbringung der Geflüchteten dann nicht dezentral erfolgen, bevor eine massenhafte Infektion stattfindet? Den Bewohnern die Schuld zu geben, die - das behaupte ich einfach mal - in einer solchen Sammelunterkunft gar keine Chance haben, alle Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, ist natürlich die einfache Lösung.

Ulrike Kuhn, Gernlinden

Keine Verlässlichkeit

Ich bin fast 83 Jahre alt. Seit dem 20. Januar bin ich für ein Impfung vorgemerkt. Nach allgemeiner Information müsste unsere Gruppe jetzt dran sein. Diesbezüglich gibt es leider keine verlässliche Information. Festzustellen ist, dass meine Altersgruppe vornehmlich aus Menschen besteht, die fast täglich einkaufen gehen (müssen). Sie alle sind wesentlich stärker einer Ansteckung ausgesetzt als Leute in Seniorenheimen. Diese Situation wird öffentlich weder diskutiert noch berücksichtigt. Hier muss eine Lösung geschaffen werden. Wenigstens Information mit Perspektive! Alles andere ist unglaubwürdig.

Jürgen Koch, Germering

In welcher Welt leben wir?

In welcher Welt leben wir heute eigentlich? Corona ist eine Geißel unserer jetzigen Zeit! Wir müssen alle durch! Aber wie können wir helfen? Es geht mir im Moment nur um die alten Leute ohne Internet und Smartphones, deren Lebenszeit sowieso begrenzt ist und die besonders gefährdet sind, um die über 80-Jährigen, die in der ersten Gruppe der zu Impfenden sein sollen. Es ist bekannt, dass die Telefone der Impfzentren so gut wie gar nicht zu erreichen sind. Lange Warteschleifen, keine Erfolge, keine Termine! Was könnten eigentlich die Einwohnermeldeämter machen? Sie kennen doch die Daten, die Geburtsdaten, die Adressen. In der Adventszeit kommt eine persönliche Einladung an die Senioren zum Adventskaffee. Bald kommt die Flut der Wahlunterlagen, die jeden erreichen! Wie schön wäre es, die alten Bürger zu informieren: wir denken an euch, in circa so und so viel Wochen erhalten wir neuen Impfstoff und können dann einen Termin anbieten. Das wäre eine Hilfe - eine kleine Geste der Menschlichkeit!

Gisela Elgeti, 83, Gröbenzell

Es geht um Menschenleben

Der Aussage von Landrat Thomas Karmasin, das Impfzentrum arbeite ausgezeichnet, möchte ich widersprechen. Ein Beispiel: Nach einem Bericht der SZ wurden versehentlich 180 bis 200 Menschen aus der 2. Gruppe mit Vorerkrankungen (teilweise bis zu 25 Jahre jung) geimpft. Es wird auch darauf hingewiesen, dass dies an einem Fehler des Programms liegen könnte.

Es ist schon sehr ungewöhnlich, dass so ein Fehler des Programms nur sehr örtlich, nämlich in FFB, bei einem bayernweit eingesetzten Programm auftritt. Außerdem gehört die "Kunst des Filterns" zu den eher rudimentären Aufgaben eines Computerprogramms und ist dadurch nicht allzu fehleranfällig. In einer Stellungnahme des Landratamtes wird darauf hingewiesen, dass die irrtümlicherweise bereits am Sonntag geimpften Personen sowieso in der kommenden Woche geimpft worden wären. Ich fordere eine genaue Untersuchung dieses Vorfalls. Es hat einen Sinn, dass es Impfprioritäten gibt und ich erwarte, dass diese auch in FFB eingehalten werden.

Heike Trumm, Germering

Sachlich falsch

Als über 80-Jähriger wäre ich lieber heute als morgen geimpft, zumal ich projektbedingte Aktivitäten intensivieren möchte. Die hier und da geäußerten Beschwerden über Terminvergaben sind selbstbezogen, teils sachlich falsch, in jedem Fall kontraproduktiv - und nerven nicht nur mich. Gesundheitsamt, Impfzentrum, Landrat können ihre Zeitressourcen sinnvoller nutzen, als frustrierten BürgerInnen das zu erklären, was allenfalls bekannt sein dürfte: Alle sind froh, dass es überhaupt Impfstoffe gibt. Die Registrierung, zumindest in Bayern, funktioniert hervorragend. Das Impfzentrum erhält die Namen der Impflinge per Algorithmus aus dem Register und hat keine Möglichkeit zur Manipulation. Bis Anfang April ist die Gruppe 1 mit Impfen durch. Daher mein Aufruf: "Leute, stellt Euch hinten an und wartet, bis Ihr dran seid - so wie Ihr in Eurer Kindheit für Brot und Milch angestanden habt!"

Carsten Witt, Grünwald

© SZ vom 10.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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