CD-Tipp:Geschenk zum Todesjahr

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Eine neue CD, die sich gut dafür eignet, den Komponisten Max Reger abseits bekannter Klangmuster kennenzulernen: Max Reger (1872-1916) zum 100. Todestag. Christian Brembeck (Orgel). Ifo Classics ORG 7259.2, 14.99 Euro. (Foto: N/A)

Christian Brembeck spieltOrgelwerke von Max Reger

Von Klaus Mohr, Eichenau

Nicht jeder Musikfreund liebt Max Reger. Für viele Interessierte ist er ein sperriger Komponist, seine Werke scheinen allzu oft schwer verständlich. Das liegt sicher einerseits an der bis an die Grenzen gedehnten (und für das Hörverständnis oft darüber hinausgehenden) harmonischen Sprache. Es könnte aber auch damit zu tun haben, dass sein Ausdrucksrepertoire in gewisser Weise singulär ist. Das Instrument, mit dem man Reger in Verbindung bringt, ist die Orgel. Anlässlich seines 100. Todestages 2016 wurden nicht nur viele sonst kaum aufgeführte Kompositionen auf Konzertprogramme gesetzt. In gewisser Weise war durch die verstärkte Auseinandersetzung im Konzertleben auch eine Veränderung des Blickwinkels möglich, so dass sich eine positivere Sichtweise ergab. Eine Reihe von CD-Produktionen nahm sich in diesem Jahr schließlich Kompositionen Max Regers an.

Der Eichenauer Organist Christian Brembeck hat jetzt auf zwei historischen Orgeln Werke von Max Reger vorgelegt: Es handelt sich zum einen um die sinfonische Späth-Orgel aus dem Jahr 1924/25 in Sankt Michael in Saarbrücken und zum anderen um die spätromantische Klais-Orgel von 1932 in Herz-Jesu-Kirche in Ludwigshafen/Rhein. Damit kommen Instrumente zum Einsatz, die in zeitlicher Nähe zur Lebenszeit Regers entstanden sind und insofern einen klangästhetischen Bezug zu seinem Schaffen vorweisen können.

Vier der "Sieben Stücken für die Orgel" op. 145 sind bestimmten Zeiten im Kirchenjahr zugeordnet, nämlich Weihnachten, Passion, Ostern und Pfingsten. Sie atmen auf wunderbare Weise kammermusikalischen Geist und entwickeln eine stimmige Intimität. In den teilweise tiefen und geheimnisvoll wirkenden Passagen im Stück "Weihnachten" wird in großer Ruhe auf klangliche Weise das Mysterium der Geburt Jesu in Töne gesetzt. Chromatik und Dissonanzen bilden das Rückgrat des "Passions"-Stückes, wobei das Tempo und die klangliche Differenzierung das Mitvollziehen der Entwicklungen sehr unterstützen. Jubelnde Dur-Klänge symbolisieren eindrucksvoll "Ostern", und das Wehen des Geistes zu "Pfingsten" gelingt durch sanft tremolierend-schwebende Klanggesten.

Phantasie und Fuge über den Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" op. 52 Nr. 2 arbeitet in der Phantasie sehr stark mit unterschiedlichen Klangschichtungen, die durch die einfallsreiche Registrierung transparent und plastisch zugleich freigelegt werden. Das quirlige Thema der Fuge wird in hoher Präzision und dem richtigen Tempo stets in Abstimmung mit dem Nachhall im Kirchenraum vorgestellt und durch die Stimmen geführt. Klangreichtum im Sinne einer opulenten Farbpalette wird in den Variationen über ein Originalthema in fis-Moll op. 73 hörbar.

Diese CD eignet sich gut für jeden Neugierigen, der die Orgelmusik Regers auch abseits bekannter (und auch oft abgelehnter) Klangmuster für sich kennenlernen möchte.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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