So lange und so selbstständig wie möglich zu bleiben, das ist der größte Wunsch des Fürstenfeldbrucker Ehepaars Maria und Josef Ramsauer. "Daheim ist es einfach schöner", sagt der 86 Jahre alte Rentner. Vor einigen Jahren war der ehemalige Bauingenieur körperlich noch sehr aktiv. "Ich bin gerne spazieren gegangen, habe im Garten Pflanzen umgesetzt oder bin selber Auto gefahren. Diese Dinge werden aber immer schwieriger und anstrengender. Manchmal bin ich schon nach dem Duschen sehr kaputt." In ein Altersheim zu gehen, kam für ihn jedoch nicht in Frage. Deshalb entschied sich das Paar für das Caritasprojekt "Wohnen und daheim".
Das Ehepaar hat zwei Kinder, zudem sind beide achtfache Großeltern. "Wir sind sehr stolz auf das, was unsere Kinder erreicht haben. Wir wollen Ihnen nur ungern zur Last fallen. Wir wollen uns weitestgehend selbst versorgen". Das sind weitere Gründe der Ramsauers für das Cariatasprojekt. Hier können sich Senioren aus einem Leistungskatalog ein Unterstützungsangebot aussuchen, das es ihnen ermöglicht, weiter in den gewohnten vier Wänden zu bleiben. Die Leistungen reichen von einfachen Kaffeetrinken gegen die Einsamkeit bis zu Einkaufshilfen und Hausarbeiten.
"Wir haben versucht, unser Haus so einzurichten und umzugestalten, dass wir lange hier wohnen bleiben können", sagt Maria Ramsauer. Die 84-jährige spielte Orgel und liebte das Musizieren. Auch dies wurde für sie im Alter immer schwieriger. Die Umgestaltung des Hauses zeigt sich in kleinen und großen Dingen. Duschhandgriffe waren schnell eingebaut, Rutschgelegenheiten wie unbefestigte Teppiche schnell beseitigt. Als Langzeitprojekte erwies sich hingegen ein Treppenlift. "Es hat sich gelohnt. Wir fühlen uns jetzt viel sicherer", freut sich Josef Ramsauer. Sein Auto lässt er mittlerweile stehen. "Ich gab damit zwar ein Stück Freiheit auf, bereuen tue ich es allerdings nicht. Ich muss realistisch denken und sehen, dass ich eine Gefahr für den Straßenverkehr sein könnte. Meine Augen werden schließlich auch nicht besser."
Um sich fit zu halten lesen beide täglich Zeitung. Jeden Morgen wird das Kreuzworträtsel ausgefüllt und das Sudoku gelöst. Sogar ein Seniorenstudium im Fach Theologie begann der 86-Jährige vor einigen Jahren, um sich weiter zu bilden und einer Demenz vorzubeugen. "In unserer Vergangenheit sind wir viel gereist. Südamerika, China, Australien: Wir haben schon vieles gesehen. Jetzt können wir uns mit ruhigem Gewissen zuhause entspannen". Das Paar ist seit 62 Jahren verheiratet. "Und immer noch verliebt", sagt Josef Ramsauer.
Am diesem Mittwoch, 21. Oktober, begeht "Wohnen und daheim" das zehnjährige Bestehen. Leiterin Sabine Fritzsche ist besonders stolz auf das Projekt. "Wir haben sehr klein angefangen. Mittlerweile haben wir schon 40 Klienten und 28 ehrenamtliche Mitarbeiter", sagt sie. Die Sozialwirtin schätzt besonders die Dankbarkeit der Senioren und das Engagement ihrer Mitarbeiter. Die Einsatzbereitschaft sei enorm, deshalb wolle sie vernünftig feiern. Aber auch traurige Seiten birgt der Beruf. Es seinen schon einige ihrer Klienten gestorben. "Das nimmt einen besonders mit", bekennt sie. Trotzdem begeistert sie sich jeden Tag neu für ihre Aufgaben. "Den Senioren das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln sei von unschätzbarem Wert. Die eigenständige Lebensführung zu bewahren, stehe immer im Vordergrund. Jeder sollte, so lange er wolle, in seinem gewohnten Umfeld bleiben dürfen. Die Jubiläumsfeier in den Räumen des "Brucker Fensters", Hauptstraße 5, beginnt um 15 Uhr.