Bundestagswahl im Landkreis:Schon wieder mitten im Getriebe

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Die wiedergewählten Abgeordneten Katrin Staffler und Michael Schrodi schätzen die kommenden Wochen im Bundestag ein

Von Dorothea Gottschall, Fürstenfeldbruck

Während im Berliner Regierungsviertel Grüne und FDP bereits seit Dienstagabend sondieren, finden sich CSU-Direktkandidatin Katrin Staffler und SPD-Bundestagskollege Michael Schrodi in ihren jeweiligen Fraktionssitzungen wieder. Sowohl Staffler als auch Schrodi beginnen ihre zweite Mandatszeit "praktisch bei Null", so Staffler. "Mal schauen, was die nächsten Wochen bringen werden, alles ist möglich", beschreibt Staffler den aktuellen Zustand. Ein Jamaika-Bündnis ist für sie vorstellbar, dies würden zumindest die Erfahrungen der Sondierungsgespräche zwischen Grünen, FDP und Union zeigen, die vor knapp vier Jahren mit den Worten des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren" für beendet erklärt wurden und in einer großen Koalition mündeten. Dennoch berichtet sie von vielen gelungenen Kompromissen, die die gemeinsamen Sondierungen hervorbracht hätten und auf welchen aufgebaut werden könne.

Schrodi hingegen bekräftigt den Wunsch nach einer Ampelkoalition. In dem Zuwachs der Stimmanteile bei FDP, Grünen und Sozialdemokraten interpretiere er eine deutliche Verantwortung, zu der seine Partei Stellung beziehen müsse. "Mir fehlt die Fantasie, woher der Regierungsauftrag der Union kommen soll." Der Wahlsieg gebühre heuer der SPD. Staffler schließt sich bei dieser Frage dem CSU-Parteivorsitzenden Markus Söder an. Für sie habe schlicht die stärkste Fraktion den Auftrag die Regierung zu bilden, "natürlich ist Scholz als Kanzler aktuell die wahrscheinlichste Option. Aber nicht die einzige." Trotz der aktuellen Umstände sehe sie nicht, warum sich die Union vor eventuellen Gesprächen verschließen solle, "schließlich müssen wir zur Verfügung stehen, falls anderweitige Verhandlungen zum Erliegen kommen sollten." Ob mit Armin Laschet die richtige Wahl als Kanzlerkandidat getroffen wurde, fällt Staffler schwer zu beurteilen, schon gar nicht im Namen der gesamten Union. Viel eher bezieht sie sich auf regionale Rückmeldungen aus dem Wahlkreis, die "eher nicht positiv" ausgefallen sind. "Bayrische Wähler haben sich eher andere Köpfe gewünscht."

In den Augen Schrodis hätte es jeder Kandidat aus der Union schwer gehabt, auch Söder: "Natürlich ist er der Spitzenkandidat im Freistaat, aber auch seine Schwächen wären außerhalb Bayerns sichtbar geworden."

Auf die beiden Abgeordneten Staffler und Schrodi warten nun spannende Wochen. Wie sich ihre politische Arbeit in der neuen Legislaturperiode gestaltet, ist "noch vollkommen unabsehbar", so der SPD-Abgeordnete aus Olching. Er hat am Dienstag einen Einblick in die neue Zusammensetzung erhaschen können. "So viel Wandel und frisches Blut", schildert er begeistert die Atmosphäre mit den jungen neuen Mitgliedern, die sogar etwas mehr als die Hälfte der SPD-Fraktion ausmachen. Egal ob die Union als Regierungs- oder Oppositionspartei agieren wird, für Staffler wird sich bei den Themen und Inhalten ihrer bisherigen Politik nichts ändern. Nur organisatorisch sähe das Ganze eben etwas anders aus, gibt die CSU-Abgeordnete zu. Sowohl sie als auch Schrodi waren seit 2017 in je zwei Ausschüssen beteiligt. Staffler würde diese gern fortführen, wenn dies möglich wäre, "sicher ist aber noch nichts". Für Schrodi waren die vielen, manchmal gar parallel stattfindenden Sitzungen "schwer unter einen Hut zu bringen". Wenn er sich entscheiden müsste, würde er fortan am liebstenden Fokus auf den Finanzausschuss richten.

© SZ vom 30.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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