Bund Naturschutz:Neue Führung, alte Ziele

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Eugenie Scherb will sich als Chefin des Bundes Naturschutz vor allem dem Kampf gegen den Flächenfraß widmen. Ihre Vorgängerin Christa Spangenberg bleibt dem Kreisverband als Ehrenvorsitzende erhalten.

Peter Bierl

"Heute bin ich aufgewacht und dachte, morgen habe ich nichts mehr zu tun", sagte Christa Spangenberg bei ihrer kurzen Abschiedsrede am Donnerstag im Veranstaltungsforum Fürstenfeld. Die Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz (BN) gab das Amt nach 20 Jahren an ihre Stellvertreterin Eugenie Scheib ab.

Wechsel an der Spitze: Eugenie Scherb (links) übernimmt den Vorsitz der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz von Christa Spangenberg. (Foto: Johannes Simon)

Die über 50 Mitglieder der Kreisgruppe sowie der Landesvorsitzende Hubert Weiger, der nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin zur Energiewende eigens angereist war, dankten ihr mit viel Applaus, einem Blumenstrauß und allerlei Geschenken. Einstimmig wurde Spangenberg zu Ehrenvorsitzenden gewählt.

Zuvor hatte sie einen kurzen Rechenschaftsbericht über ihre letzte Amtsperiode abgelegt, in der die Kreisgruppe vor allem für die Windenergie geworben und die Kampagne gegen den Flächenverbrauch initiiert hat. Insbesondere kritisierte Spangenberg den Leitbild-Prozess des Landkreises. Der Bund Naturschutz habe sich mit seiner Forderung nach einer flächensparenden Siedlungsentwicklung nicht durchgesetzt, berichtete Spangenberg. "Das wurde uns verweigert und das hat mich sehr geärgert."

Spangenberg dankte allen Mitgliedern für die gute Zusammenarbeit und bekannte, dass sie das Amt mit gemischten Gefühlen aufgebe. Manches habe ihr viel Freude, ja sogar Spaß gemacht, etwa den Kröten bei ihren Wanderungen zu helfen, während sie Auseinandersetzungen mit Politikern eher zu den unangenehmen Erfahrungen zählt.

Ihre Nachfolgerin Eugenie Scherb wurde mit 52 Stimmen bei einer Enthaltung gewählt. Die gebürtige Saarländerin ist 60 Jahre alt und gehört dem Kreisvorstand seit 2005 an, erst als Kassiererin, dann als stellvertretende Vorsitzende. Sie ist ausgebildete Gymnasiallehrerin für Mathematik und Geschichte, konnte aber im Freistaat ihren Beruf nicht ausüben, weil es in Bayern diese Fächerkombination nicht gibt. Sie hat stattdessen Computer-Handbücher verfasst und ist seit dem Vorjahr erwerbslos, weil der Betrieb, in dem sie arbeitete, eingestellt wurde.

Scherb wohnt in Eichenau und hat sich zuerst in der Friedensbewegung und dann lange bei den Grünen engagiert, zog sich aber aus der aktiven Arbeit zurück, nachdem die Grünen als Regierungspartei 1999 den Angriff auf Jugoslawien mittrugen. Als Schwerpunkt ihrer Arbeit bezeichnete Scherb den Kampf gegen den Flächenfraß im Landkreis. Insbesondere gelte es, das Fliegerhorst-Areal als ausgewiesenes FFH-Gebiet zu schützen. "Wir werden versuchen, dieses Gelände zu verteidigen", kündigte sie an. Weil die Mitgliederzahl unter der Leitung Spangenbergs auf über 3000 angewachsen ist, musste die Versammlung erstmals zwei gleichberechtigte Stellvertreter wählen.

Scherb wird unterstützt von Claus Ehrenberg, einem Diplomingenieur für Kraftwerkstechnik, der bei den Stadtwerken München arbeitet. Der Eichenauer vertritt die Kreisgruppe bisher im Landesarbeitskreis Energie des BN sowie im Verein Ziel 21, dem der BN aber nicht angehört. "Wir müssen den politischen Akteuren bei der Energiewende auf die Finger schauen, damit nicht zu viel Unfug getrieben wird", sagte Ehrenberg.

Aus Puchheim stammt der zweite Stellvertreter, Reinhard Gatz, der sich vor allem der Bekämpfung der Massentierhaltung und von Neophyten widmen will, also von Pflanzen, die nicht in Deutschland heimisch sind. Dieses Thema ist im BN sehr umstritten. Gatz hatte beim CSU-Neujahrsempfang in Puchheim die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner mit der Frage konfrontiert, wie sie es mit ihrem christlichen Gewissen vereinbaren könne, dass in Südamerika Kleinbauern verjagt werden, damit auf ihrem Land deutsche Firmen Soja für den Export anbauen können.

© SZ vom 09.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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