Bürgerversammlung in Gröbenzell:Schäfer stellt sich Kritikern in den Weg

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Kai Rotermund will seinen Antrag gegen die Bebauung an der Freyastraße auf der Bühne begründen. Das darf er nicht. Auch sein Anliegen wird zurückgewiesen

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Die Besucher der Bürgerversammlung in Gröbenzell bringen viel Ausdauer mit. Die Versammlung zieht sich schon mehr als drei Stunden lang hin. Erst redet Bürgermeister Martin Schäfer 90 Minuten ausführlich über seine und die Aktivitäten der Kommune. Danach reichen streitbare Diskutanten 35 Fragen ein, die sie beantwortet haben wollen. Kai Rotermund bringt zudem einen Antrag ein, den die Versammlung aber mit großer Mehrheit ablehnt. Schäfer reagiert gereizt, als Rotermund zur Antragsbegründung auf die Bühne im Bürgerhaus steigen will, wo der Bürgermeister zusammen mit den führenden Mitarbeitern im Rathaus steht. Auch die SPD-Gemeinderätin und Fragen-Verleserin Inga-Verena Wiebers befindet sich dort. "Unten bleiben", mahnt Schäfer lautstark und läuft dabei zur Bühnenseite, wo Rotermund gerade hochsteigen will, um ihn den Weg zu versperren. Rotermund bleibt unten.

Rotermund kritisierte als Anwohner den Bebauungsplan um die Freyastraße, der mehrstöckige Häuser erlaube, als "Verstädterung, die sich negativ auf den Gartenstadtcharakter" Gröbenzells auswirkt. Er beantragt dann, dass der Gemeinderat erst einmal "übergreifende städtebauliche Planungsgrundsätze entwickelt", ehe er Bebauungspläne umwidmet. 13 Besucher sind für den Antrag Rotermunds, aber 75 dagegen.

Wohnen und Bauen sind immer wieder ein heikles Thema in Gröbenzell, weil die Flächen sehr begrenzt sind, genauso der Zugriff der Gemeinde, weil sie in der Regel nicht Eigentümerin der Flächen ist. Auch geht den Bürgern vieles zu langsam, wie das Dauerthema Bahnhof- und Kirchenstraße - also die Ortsmitte-Planung - zeigt. "Wir brauchen dort die Eigentümer, dass sie ihre privaten Flächen aufwerten", bekräftigt Bauamtsleiter Markus Groß, und sich "in Ortsmitte etwas Schönes entwickelt", fügt Bürgermeister Schäfer ergänzend hinzu.

Der Bürgermeister sieht sich dann mit dem zweiten Schwerpunkt, dem Verkehr in Gröbenzell, konfrontiert. "Ja, der Bus 832 im Gröbenzeller Norden fährt weiter, davon gehe ich aus", beantwortet er eine Bürgerfrage. Auch Tempo 30 auf der Eschenrieder Straße habe sich im Test bewährt. Die Rechtslage könnte es jedoch verbieten, Tempo 30 dort fest zu etablieren. Man habe jedoch in wenigen Tagen ein Gespräch mit dem zuständigen Straßenbauamt Freising, bei dem alles auf den Tisch kommen werde. Auch über eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Augsburger Straße - einer Staatsstraße - werde man reden, versprach Schäfer einem Frager. Nichts tun kann er für den Wunsch eines Bürgers, der gerne möchte, dass der Expressbus nach Moosach auch an der Krähenstraße hält.

Walter Voit, Ortsvorsitzender der Grünen, will wissen, welche Fahrradschnellwege nach München geplant sind. Bauamtsleiter Markus Groß, offenbar auch Fahrradfahrer, berichtet, dass noch keine Trassen vorgesehen sind, sich Gröbenzell aber als einzige Kommune im Landkreis an dieser Diskussion mit der Landeshauptstadt München regelmäßig beteilige. "Das ist jedoch eine große Hausnummer", betont Groß, die viele Jahre dauern werde. Auch der vom Münchner Stadtrat beschlossene Radschnellweg nach Garching werde in den nächsten fünf Jahren nicht gebaut werden. Bis es so weit sei, könne man jedoch auf den "Alltagswegen", sagt Groß, über Lochhausen und Langwied bis zur Hackerbrücke nach München radeln.

Eine Sorge kann dann Hartwin Lang, der Chef der Polizeiinspektion Olching, den Gröbenzellern nehmen: "Durch den Umzug der Polizei von Gröbenzell nach Olching im März dieses Jahres hat sich keine Verschlechterung der Sicherheitslage ergeben." Lang verkündet für Gröbenzell sogar einen Rückgang der Straftaten von 460 auf 400. Auch die Einbrüche seien rückläufig; es habe bis dato nur einen Einbruchsversuch gegeben.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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