Bürgerschaftliches Engagement:Gleiche Chancen für alle

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Die Jugendsozialstiftung der Gröbenzeller Familie Rieder fördert seit gut zehn Jahren benachteiligte Kinder und Jugendliche aus dem Landkreis. Besonders gerne gibt sie Unterstützung für Pilotprojekte, von denen schon einige zu etablierten Programmen wurden

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Ob nun der inzwischen sehr bekannte und beliebte Gröbenzeller Familienlauf, Projekte wie "Willkommen im Leben", Lernassistenten zur Unterstützung von Kindern mit besonderem Förderbedarf oder die vielen Einzelhilfen, etwa für eine Abschlussfahrt oder eine spezielle Therapie: Die "Jugendsozialstiftung der Familie Dr. Rieder " hilft seit guten zehn Jahren, damit Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 27 Jahren im Landkreis möglichst gute Startbedingungen fürs Leben bekommen. Chancenungleichheit, weil die Eltern beispielsweise kein Musikinstrument kaufen oder den Unterricht dafür bezahlen können oder ihr Kind ein Handicap und spezielle, oft teure Bedürfnisse hat, will die Stiftung so etwas abmildern.

Der Familienlauf finanziert einen Teil der Stiftungs-Ausgaben. (Foto: Johannes Simon)

In den gut zehn Jahren ihrer Existenz hat die Jugendsozialstiftung der Familie Rieder im Landkreis schon so manches Projekt mitangestoßen. "Manche Institutionen tun sich schwer, Projekte zu fördern, die neu sind", sagt der ehemalige Gröbenzeller Bürgermeister und Stiftungsmitbegründer Bernd Rieder. Die Stiftung unterliegt solchen Zwängen nicht, man sei nur den Stiftern und den Statuten verpflichtet, könne sich aber schlicht mehr Experimentierfreude leisten. "Wir lieben Pilotprojekte", betont Rieder deshalb. Diese relative Freiheit erlaubt es der Jugendsozialstiftung, regelmäßig Pilotprojekte zu fördern. Viele wären ohne eine finanzielle Unterstützung zum Start wohl nie realisiert worden. Und viele sind im Lauf der Jahre so erfolgreich geworden, dass sie inzwischen von anderen Einrichtungen, teils sogar der öffentlichen Hand, gefördert werden.

Bei Bedarf besteht die Förderung auch aus einem Instrument. (Foto: Privat)

Da wäre, um nur ein Beispiel zu nennen, "Willkommen im Leben". 2010 rief der Olchinger Verein "Schub" das Neugeborenenbesuchsprogramm auf freiwilliger Basis und auf die Amperkommune begrenzt ins Leben. Ohne die finanzielle Unterstützung von der "Aktion Mensch", dem Sozialdienst Olching, der Bürgerstiftung Fürstenfeldbruck sowie der Jugendsozialstiftung der Familie Rieder wäre es vermutlich nie zustande gekommen. Inzwischen kommen die fachlich qualifizierten Besucherinnen in alle Landkreiskommunen zu Familien mit Neugeborenen - sofern gewünscht. Und jede Familie erhält in jedem Fall ein Glückwunschschreiben von Landrat Thomas Karmasin, in dem er auf das Angebot hinweist. Das Besuchsprogramm wurde inzwischen von der Bürgerstiftung für den Landkreis übernommen, der Landkreis unterstützt es finanziell und die Jugendsozialstiftung der Familie Rieder kann nun wieder in andere Pilotprojekte investieren. Denkbar wäre auch ein Projekt, das werdende Mütter unterstützt. "Alle Fachleute sagen uns, je eher desto besser", erläutert Kuratoriumsmitglied Philippe Raths.

Neben den unzähligen Projekten, die die Jugendsozialstiftung der Familie Rieder bereits durch ihre finanzielle Hilfe mitangestoßen hat, ist ein zweiter Schwerpunkt die Unterstützung von Einzelpersonen. Für beide Bereiche gelten die gleichen Bedingungen, etwa dass die Förderung im musikalischen, sportlichen und gesundheitlichen Bereich erfolgen muss. Gezielte Hilfen werden bei besonders schwierigen Familienverhältnissen, etwa Scheidung und ihre Folgen gewährt, wie es auf der Internetseite heißt ( www.jugendsozialstiftung-dr-rieder.de). Ziel ist es, benachteiligten Schülern eine Perspektive zu bieten (etwa durch Förderunterricht, Teilnahme an besonderen schulischen Veranstaltungen wie Ausflügen oder Klassenfahrten). Im Vorjahr etwa zahlte die Stiftung für verschiedene Kinder und Jugendliche unter anderem Kindergartengebühren, Schwimm- und Musikunterricht sowie eine Reittherapie.

"Wir sind eine der wenigen Stiftungen, die Einzelfälle fördern", sagt Rieder. Denn jeden einzelnen Antrag zu prüfen - und das machen die sechs Kuratoriumsmitglieder in der Regel direkt vor Ort - ist sehr zeitaufwendig. Wie der Gröbenzeller Altbürgermeister betont, habe man bislang noch keinen korrekt gestellten Antrag abgelehnt. "Wir geben jedes Jahr mehr Geld an mehr Personen", weist Raths darauf hin, dass die Zahl der geförderten Personen fast kontinuierlich steigt. So wurden 2018 insgesamt 31 Personen gefördert, im Gründungsjahr 2008 waren es lediglich zwei. Darüber hinaus verdeutlicht er, dass der Inklusionsgedanke sowohl bei den Projekten wie bei den Einzelförderungen stets im Vordergrund steht. So werden unter anderem der Inklusionschor der Caritas und die Inklusionsfußballmannschaft des 1. SC Gröbenzell regelmäßig von der Jugendsozialstiftung unterstützt. Bei den geförderten Projekten stieg übrigens die Zahl seit der Gründung von Null auf 25. Wie Rieder erklärt, "haben wir damals noch kein Netzwerk gehabt", die steigenden Zahlen spiegelten das wider.

Auch finanziell entwickelt sich die Stiftung positiv, also sowohl die Einnahmen, etwa durch Spenden, Erbschaften und den Familienlauf nehmen zu, als auch die Ausgaben. "Eine Viertelmillion Euro wurde ungefähr in diesen zehn Jahren ausbezahlt", davon allein gut 50 000 Euro in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres, berichtet Raths weiter.

© SZ vom 24.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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