Brucker Engelsberg:Forstbesitzer räumt Fehler ein

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Nach Protesten von Spaziergängern soll am Waldrand auf dem Brucker Engelsberg nachgepflanzt werden. Die Behörden bezeichnen die Fällaktion dennoch als vertretbar.

Stefan Salger

CSU-Kreisrat Johann Stürzer räumt durchaus eigene Fehler ein. Und, ja, er habe unterschätzt, dass das kleine Waldstück auf dem Engelsberg eine Art "Ersatzstadtpark" für viele Brucker sei. Am Mittwoch steht Stürzer gemeinsam mit Vertretern des Forstamts und der Unteren Naturschutzbehörde auf dem Waldweg, der parallel zu den S-Bahngleisen verläuft. Durch das dünne Geäst hindurch schallen die Durchsagen vom Bahnhof nach oben.

Anhand farbiger Markierungen wollen (von links) Petra Heber, Johann Stürzer und Hans-Jürgen Gulder veranschaulichen, welche Bäume erhaltenswert sind und welche gefällt werden sollen. (Foto: Günther Reger)

Der angebliche "Kahlschlag auf dem Engelsberg", bei dem am Waldrand 200 bis 300 Bäume gefällt worden sind, hat seit Januar für ein entsprechendes Echo bei den Spaziergängern gesorgt. Stürzer, Forstamtsdirektor Hans-Jürgen Gulder und Petra Heber vom Landratsamt wollen die Wogen glätten und setzen auf eine Art Kommunikationsoffensive.

Worum es geht, das ist, sorgsam aufgeschichtet, einige Meter weiter auf einer Wiese zu besichtigen. Bis zu 50 Zentimeter dicke Baumstämme warten dort in Stücken zu je vier Metern auf den Abtransport. Auf der Südseite des Spazierwegs sind auf einem Teilstück alle Bäume herausgeschnitten worden. Da habe es die Waldbauernvereinigung, die er mit dem Auslichten beauftragt habe, etwas übertrieben, räumt Stürzer ein.

Gulders Kollegin Eva-Maria Birkholz verteilt eine Pressemitteilung. Die beginnt mit dem Satz: "Am liebsten würde Waldbesitzer Hans Stürzer einige der gefällten Eichen und Buchen wieder aufstellen, denn er ist selbst nicht glücklich mit dem Anblick des Holzeinschlags am Engelsberg zwischen Bahnhof Fürstenfeldbruck und Kloster." Das deutet auf einen engen Schulterschluss zwischen Grundbesitzer und Behörde hin. An der Maßnahme hat die Behörde auch wenig auszusetzen. Sicher, sagt Petra Heber, wäre die Fällaktion vorher mit ihr abgesprochen worden, dann hätte sie zur Mäßigung geraten-und dazu, etwa ein Drittel der entfernten Bäume doch stehen zu lassen. Aber am Recht zur Bewirtschaftung will auch sie nicht rütteln. Verschlechtern darf sich der Gesamtzustand des Fauna-Flora-Habitat-Gebiets freilich nicht.

Nachdem Stürzer vor eineinhalb Jahren dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds das fünf Hektar große Waldstück abgekauft hatte, wurde zum ersten Mal seit etwa 50 Jahren der Grundstein gelegt für eine solche Bewirtschaftung. Zuvor habe man alles ziemlich "dahinschlampern lassen", findet Gulder. Um künftig vom Waldrand aus Bäume am Hang entnehmen zu können, wurden die Bäume, die südlich des Wegs auf dem angrenzenden Acker standen, gefällt. Dass dabei auf einem Teilstück "zu sehr Tabula rasa gemacht worden ist", bedauert Stürzer und will dort Bäume wie Elsbeere und Waldkirsche nachpflanzen. Forst- und Bauamt haben einige weitere Bäume in dem Waldstück rot markiert.

Es ist eine Empfehlung, auch diese zu entfernen - aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht oder weil die Bäume geteilte Stämme haben, krumm gewachsen sind oder nur eine kleine, sehr lichte Krone haben. Auf andere, dicke Bäume wurden mit grüner Farbe und Schablone kleine Spechtfiguren gesprüht-als Zeichen, dass diese Bäume besonders erhaltenswert sind. Lärchen, Buchen, Birken, Roteichen, Fichten und Spitzahorn wachsen hier.

Brucker Bürger haben am morgigen Freitag von 14 Uhr an die Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu machen (Treffpunkt: Pfaffinger Straße 6). Stürzer und Gulder wollen auch dann Rede und Antwort stehen.

© SZ vom 24.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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