Alling:Spitzen gegen Söder

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Jürgen Kirner ist Volkssänger, Kabarettist, Schauspieler, Entertainer und Moderator der BR-Sendung "Brettl-Spitzen". (Foto: Johannes Simon)

Beim Neujahrsempfang der CSU spricht Kabarettist Jürgen Kirner Klartext und hat es mal wieder auf den Ministerpräsidenten abgesehen. Das gefällt nicht jedem seiner Parteifreunde.

Von Manfred Amann, Alling

Die Hoffnung auf einen gelebten Humanismus in einem friedlichen Land lässt den Volkssänger, Kabarettisten, Schauspieler, Entertainer und Autor Jürgen Kirner in der aktuell arg verworrenen und krisenhaften Zeit nicht verzagen. Er wünscht sich aber grundlegende Veränderungen auf allen politischen Ebenen. Mit eiem Satz bringt er die Sache beim Jahresauftakt des CSU-Ortsverbandes Alling auf den Punkt und die etwa 70 Gäste zum Schmunzeln: "Es gibt in der Politik viele Beispiele, dass totales Versagen des Gehirns nicht zum Tode führen muss", sagt der 63-jährige Initiator und Moderator der BR-Sendung "Brettl-Spitzen". Was folgt, ist eine "Abrechnung" mit der Bundes- und der Landespolitik, zeitweise ein wenig wie ein Starkbierrede, bei der auch seine CSU, vor allem die Parteispitze, ihr Fett wegbekommt.

Sitzen beim Neujahrsempfang in der ersten Reihe neben Kabarettist Jürgen Kirner (von links): die Politikerinnen Katrin Staffler, Martina Drechsler und Gabriele Off-Nesselhauf. (Foto: Johannes Simon)

Die Bundestagsabgeordnete der CSU, Katrin Staffler, Landtagsmitglied Benjamin Miskowitsch, Bezirksrätin Gabriele Off-Nesselhauf, Landratsstellvertreterin Martina Drechsler und die CSU-Bürgermeister und Kreisräte, die der Einladung gefolgt waren, können da bei manchen verbalen Attacken gar nicht lachen. "Ich bin Christsozialer und ein politischer Mensch, aber ich sage auch, was ich denke, stehe dazu und reibe mich auch gerne an der CSU-Führung", verrät er. Sein am Ende geäußerter Wunsch, dass "an den wichtigen Stellschrauben der Partei" die jetzigen Akteure durch geeignetere Personen ersetzt werden sollten und dass er statt Markus Söder lieber die Landtagspräsidentin Ilse Aigner als Ministerpräsidentin sehen würde, gefällt nicht allen.

"Söder ist mein Spezialfreund, der mich sicher nicht liebt", verrät er. Er habe den Parteichef mehrfach wissen lassen: "Die CSU ist keine Ich-AG". Nach der Landtagswahl hätte sich Kirner eine "Reflektion" gewünscht. Stattdessen werde weiterregiert gemäß dem Schubert-Lied "Wohin soll ich mich wenden?" Auch die Partei der Freien Wähler unter Hubert Aiwanger stuft der Kabarettist als "Ich-AG" ein, und alle Parteien wie AfD und Werteunion, die mit ihren Vertretern "völkische Interessen" vertreten, sowieso.

Sabine Stoklossa ist Vorsitzende des Allinger CSU-Ortsverbands. (Foto: Johannes Simon)

Den Allinger Parteifreunden schmeichelt er ob ihres Zusammenhaltes und weil sie sich in stetem Austausch untereinander und mit anderen für eine positive Entwicklung der Gemeinde starkmachen. Wie die Vorsitzende der Allinger CSU, Sabine Stoklossa, bei der Begrüßung der rund 70 Gäste herausstreicht, wird das "super CSU-Team" vom Gemeinschaftsgeist getragen, und der Zusammenhalt sei ein wesentliches Erfolgskriterium der Gemeindepolitik.

Auch Bürgermeister Stefan Joachimsthaler lobt in seinem Rückblick auf das Jahr 2023 den Zusammenhalt intern, aber auch den Austausch mit den anderen politischen Gruppierungen im Gemeinderat. Dieses An-einem-Strang-ziehen zum Wohle des Volkes vermisst Kirner auf allen politischen Ebenen. "Dass die "Ampel nicht mehr blinkt, wissen wir längst", sagt er. Daran ändere auch nichts, wenn man "Olaf ab und an aus der Gruft holt".

Bürgermeister Stefan Joachimsthaler beschwört den Zusammenhalt. (Foto: Johannes Simon)

Als Hauptgrund für die Unzufriedenheit in der Bevölkerung macht er die "Erwartungshaltung der Bürger" aus, die in der "zu langen Ära Merkel" anerzogen worden sei. Diese "Rundum-sorglos-Mentalität - alles ist möglich, wir schaffen das" habe die Menschen verändert und wirke sich negativ auf das Gemeinschaftsleben aus. Viele "im Reagenzglas gezogene, vom Studium in die Politik gehievte" Politiker hätten auch aktuell keine Ahnung, was dem Volk wichtig sei, so Kirner. Und manche, vor allem rechtsorientierte Politakteure mit Deportationsfantasien seien schlichtweg dumm. Das gefällt den Zuhörern.

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