Breitband:Angebot für schnelles Internet

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Investor will in Grafrath ein Glasfasernetz aufbauen

Von Manfred Amann, Grafrath

Mit durchschnittlich 30 Mbit Übertragungsgeschwindigkeit ist das von der Telekom in Grafrath bereitgestellte Breitbandnetz im Vergleich mit manch anderen Kommunen im Landkreis eigentlich schon recht gut. Nun liegt der Gemeinde jedoch eine Offerte vom bundesweit agierenden Telekommunikationsanbieter "Deutsche Glasfaser" vor. Der Investor bietet an, bei einer Mindestzahl von Anschlüssen von etwa 40 Prozent aller Haushalte und 50 Prozent der Gewerbebetriebe ein eigenes Glasfasernetz aufzubauen und zu betreiben. Die Gemeinde müsste für den Netzaufbau keinen Cent aufbringen, erklärte Firmenvertreter Peter Reisinger jetzt im Gemeinderat. Der große Vorteil: Das Glasfaserkabel würde bei Teilnehmern bis ins Haus verlegt und bei den übrigen bis vor das Grundstück. Der Direktanschluss an das Glasfaserkabel würde den Nutzern deutlich schnellere Down- und Uploads ermöglichen "und dies zu marktüblichen Preisen", warb Reisinger. Stabile 200/300 Mbit bis zu einem Gigabit für größere Betriebe seien schon jetzt möglich.

Für die Bürger und besonders für Unternehmen und für den Ausbau von Heimarbeitsplätzen wäre es ein Riesenschritt in die Zukunft, befand Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei), für die Gemeinde indes eine "große Herausforderung". Da für die Verlegung der Glasfaserkabel in allen Straßen irgendwie gegraben werden müsste, sollte man schon genau abwägen, ob man sich dem Angebot nähern sollte. Dazu versicherte Reisinger, bei der Verlegung darauf zu achten, möglichst keine Schäden zu machen und nachher den vorherigen Zustand wieder herzustellen. Als "Einstiegsangebot" bietet die Firma den Hausbesitzern an, auf die Anschlusskosten von 750 Euro zu verzichten und Nachlässe zum Beispiel bei der Bereitstellungebühr zu gewähren. Dieses "Lockangebot" gilt laut Reisinger aber nur für drei Monate. So lange werde das Unternehmen das Projekt aktiv bewerben, "vorausgesetzt, es wird von der Gemeinde unterstützt".

In einem Vierteljahr müssten also 40 Prozent der Haushalte und die Hälfte der Unternehmen für einen Anschluss gewonnen werden. "Wird das Ziel nicht erreicht, wird das Projekt auch nicht umgesetzt, weil es sich mit weniger Anschlüssen nicht rechnet", so Reisinger. Auf die Frage, wieso die Firma ausgerechnet Grafrath das Angebot unterbreite, erklärte er, dass schon sieben Ammersee-Gemeinden in der Nachbarschaft, zum Beispiel Eresing, Eching, Utting und Schondorf, ihre Absicht erklärt hätten, mit der "Deutsche Glasfaser" ein eigenes Netz aufzubauen und Grafrath vom regionalen Netzaufbau profitieren würde. Außerdem habe das Unternehmen vor Jahren in Türkenfeld das gemeindeeigne Ortsnetz aufgebaut. So habe man die Möglichkeit, mit einer relativ kurzen Kabelstrecke an den Hauptstrang anzudocken, der zum Zentralrechner in München führt. Auf die Frage von Gerald Kurz (CSU), wo den der Vorteil für den Nutzer liege, wenn man davon ausgehen können, dass die Telekom mit ihrer angekündigten Super-Vektoring-Technik auch bis zu 200Mbit bieten könne, führte Reisinger an, dass "dann aber sicher keine Luft mehr nach oben" sei und die zwischen Verteilerkasten und Hausanschluss genutzten Kupferkabel je nach Länge die Übertragungsgeschwindigkeit "enorm bremsen" würden. Überdies sei die Ladegeschwindigkeit bei Kupferkabel auch von der Netzbelastung abhängig.

Laut Reisinger bietet Glasfaser indes stabile, gleichbleibende Übertragung, so dass Internet und Fernsehen unbeeinträchtigt genutzt werden können. Die Chancen, in drei Monaten ausreichend Verträge abschließen zu können, schätzt der Unternehmensvertreter als "ziemlich gut" ein. Erfahrungsgemäß würden bis zu 52 Prozent der Hausbesitzer gewonnen und in der Bauphase kämen oft noch weitere hinzu. Letztere müssten die pauschalen Anschlusskosten von 750 Euro dann aber selbst schultern. Laut Kennerknecht soll nun in den Fraktionen über das Angebot diskutiert werden. In einer der nächsten Sitzungen soll dann eine Entscheidung herbeigeführt werden.

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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