Biografischer Beitrag:Spät berufen

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Die Zeitschrift Amperland würdigt den Künstler Reiner Amann

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Von dem Brucker Bildhauer, Objektkünstler und Fotografen Reiner Amann (1931-2017) stammen vierzehn in Bronze gegossene Werke, die auf dem Areal des Klosters Fürstenfeld, der Stadtbibliothek sowie dem Hof des Rathauses zu sehen sind. Amann hatte sie der Stadt bereits 2009 vermacht. Der gebürtige Münchner ist vor rund einem Jahr gestorben, und der Journalist Werner Dreher hat in der neuen Ausgabe der Zeitschrift Amperland Leben und Werk des Künstlers in einem lesenswerten Beitrag porträtiert.

Amann wuchs in Illertissen auf, absolvierte nach der Schule eine Banklehre, zog anschließend nach Fürstenfeldbruck und arbeitete vierzig Jahre bei einem Geldinstitut in München. Von seinem ersten Gehalt kaufte er sich einen gebrauchten Fotoapparat und machte bei Wanderungen und Skitouren erste Aufnahmen, berichtet Dreher. Sport und Natur seien die ersten Themen gewesen, die Amann überlegt in Szene setzte. Ein wichtige Rolle spielten Reisen in die Türkei, nach Griechenland und in die USA, wo er vor allem die urbane Architektur abbildete. Dreher bemerkt zur fotografischen Arbeit Amanns, dieser habe ausnahmslos analog gearbeitet, also auf digitale Technik verzichtet. Damit sei er "von der manipulatorischen X-Beliebigkeit moderner Computer-Bildbearbeitungsprogramme völlig unbeeinflusst geblieben". Über Geschmack lässt sich streiten, aber Beliebigkeit und Manipulation waren auch im analogen Zeitalter möglich.

1975 begann Amann mit plastischen Arbeiten, aber erst mit dem Ruhestand rückte das künstlerische Schaffen in den Mittelpunkt. 1991 besuchte er die Sommerakademie Salzburg. Es folgten erste Einzelausstellungen in der Galerie Frey in Fürstenfeldbruck. 1995 nahm er am ersten Bildhauersymposium der Stadt teil und schuf aus alten Eichenpfählen, die einer Amperbrücke als Fundament gedient hatten, eine Freilandinstallation mit Feuer- und Opferstätte im ehemaligen Wirtschaftshof des Klosters. Dreher hebt die religiöse Motivation des Künstlers hervor und ebenso den Umstand, dass dieser "auf die archetypische Wirkung von einfachen Materialien" setzte.

Zwei weitere Beiträge im Amperland beschäftigen sich mit der NS-Zeit. Franz Josef Merkl schreibt über den SS-General Max Simon, der bei Kriegsende versuchte, mit seiner Formation die US-Amerikaner an der Amper und bei Dachau aufzuhalten. Noch am 6. Mai, als seine Heeresgruppe bereits kapituliert hatte, ließ Simon Deserteure massakrieren. Als Kriegsverbrecher zunächst zum Tode verurteilt, kam er mit lebenslang davon und wurde nach knapp vier Jahren entlassen. Der Historiker Paul Hoser steuerte einen weiteren informativen Artikel über die faschistische Herrschaft in Freising und die Weißwaschung der Täter durch die deutsche Justiz in der Nachkriegszeit bei.

Amperland. Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck, Heft 4, 2018, fünf Euro. Die Hefte können im Buchhandel bestellt werden.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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