Bildung:Extra-Unterricht gefragt

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Das Zwischenzeugnis ist oft das Startsignal: Nachhilfe-Institute und private Lernhelfer üben in den kommenden Monaten mit Schülern, damit diese ihre schlechten Noten verbessern

Von Julia Huss, Fürstenfeldbruck

Jahr für Jahr ist das Zwischenzeugnis Auftakt der Nachhilfesaison. Wenn die Noten nicht zufriedenstellend sind, greifen Eltern zum Telefon und rufen Institute für Zusatzunterricht zu Hilfe. "Kurz vor und nach der Zeugnisvergabe haben wir Hochsaison", erzählt Susan Rodriguez, Leiterin des Nachhilfe-Institutes "Studienkreis" in Fürstenfeldbruck. Vor allem die Mathematik ist und bleibt für viele Schüler der Hauptgrund, Nachhilfestunden zu nehmen.

Der "Studienkreis" bietet den Schülern spezielle Gruppen mit maximal fünf Personen an. Bei der Zusammenstellung der Gruppen sind vor allem die Fächer ausschlaggebend. "Es wird in fachhomogenen Kleingruppen gearbeitet", erklärt Rodriguez. Das bedeutet, dass Schüler innerhalb der 90-minütigen Nachhilfestunde dasselbe Fach üben. Die insgesamt sechs angestellten Nachhilfelehrer übernehmen jeweils eine dieser Gruppen. "Der Lehrer rotiert und übt auch individuell einzeln mit den jeweiligen Schüler", sagt die Leitern. Zusätzlich stellt der Studienkreis seit kurzem eine spezielle App für das Handy zur Verfügung. Diese App enthält, neben einem Terminkalender und einer Lern-Bibliothek, eine Hausaufgaben-Soforthilfe. Bei dringenden Fragen können Schüler sich direkt an verschiedene Tutoren wenden. "Der Schüler hat die Möglichkeit, ein Foto seiner Hausaufgaben zu machen, hochzuladen und bekommt dann online Hilfe von einer unserer Lehrer", erklärt Rodriguez. Bei den problematischen Hausaufgaben handelt es sich vor allem um solche im Fach Mathematik. Das Schulfach sei für Nachhilfe besonders gefragt, weil in der Schule oft die Zeit nicht ausreiche, um den komplexen Stoff ausführlich zu erklären, sagt die Leiterin.

Nicht nur Mathe lässt Schüler verzweifeln, sondern auch die erste Fremdsprache. Englisch ist für die jungen Menschen zu einem echten Problem geworden. Das weiß auch die Studentin Sarah Unholzer, die Nachhilfe in einem Institut gibt. "Oft fehlt das Grundwissen, die Schüler können die Zeiten nicht bilden, wissen keine Vokabeln und können dann auch keine Texte schreiben", erzählt sie. Die Jugendlichen hadern mit den immer schwieriger werdenden Aufgaben. Viele hätten sich jahrelang durchgeschlängelt und plötzlich hole sie das Unwissen wieder ein, erklärt Unholzer die Problematik. Vielen sind ihre Wissenslücken jedoch unangenehm und sie stehen oftmals nicht dazu. Deshalb versucht die Studentin, ihren Schülern von Anfang an die Angst zu nehmen. "Ich mache ihnen klar, dass es nicht schlimm ist, Fehler zu machen, und dass Fehler genauso zum Lernprozess dazugehören", erzählt die Nachhilfelehrerin.

Auch Unholzer beaufsichtigt zwei bis maximal fünf Schüler. Diese Anzahl vermeidet das seit 1998 bestehende Lernhilfe-Zentrum in Germering und Gröbenzell. "Unser Konzept beinhaltet, dass wir nur Einzelunterricht oder Unterricht mit maximal zwei Schülern anbieten", erklärt der Leiter Harald Wenzel. Für Wenzel ist das das einzige zielführende Prinzip. Was alle Nachhilfemöglichkeiten wiederum verbindet, ist jedoch das Problemfach Mathematik. "Vielen Schülern fehlt der Zugang zur Mathematik, deshalb reichen die Erklärungen in der Schule nicht aus, und Schüler kommen mit der Umsetzung des in der Schule gelernten Stoffes nicht klar", erklärt Wenzel. Deshalb stehen im Lernhilfe-Zentrum gut 50 Nachhilfelehrer mit zusätzlichen Erklärungen, Übungen und ausreichend Unterstützung zur Verfügung. Der Erfolg bleibt dabei nicht aus. "Weit über 90 Prozent verbessern sich", sagt Wenzel. Die Anzahl der Schüler im Lernhilfe-Zentrum, die teilweise erst die zweite Klasse oder bereits die Berufsschule besuchen, bleibt seit Jahren konstant.

Neben speziellen Instituten, gibt es auch die Möglichkeit, private Nachhilfestunden zu nehmen. Junge Studenten und angehende Lehrer besuchen die Schüler zu Hause und versuchen den Jugendlichen ihr Wissen weiterzugeben. Die 23-jährige Studentin Lisa Müller gibt seit Beginn ihres Studiums Nachhilfe in Englisch und Deutsch. Vor allem die Deutschkenntnisse ihrer Schützlinge sind ein großes Problem, da die Eltern oftmals nicht in der Lage sind, ihren Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, oder keine Zeit haben, um mit Erklärungen zur Seite zu stehen. "Ich habe Nachhilfeschüler, deren Eltern Deutsch nicht als Muttersprache sprechen. Deshalb wird zu Hause meistens kein Deutsch gesprochen. Das spiegelt sich vor allem in den Aufsätzen wieder. Andere Eltern haben aus beruflichen Gründen schlichtweg keine Zeit", erklärt die Studentin. Um einen optimalen Lernerfolg zu erzielen, versucht sie ihren Schülern die deutsche Sprache schmackhaft zu machen. "Ich arbeite mit Lernspielen und bringe ihnen immer wieder Bücher über spannende Themen mit. Das erweitert ihr Vokabular", sagt Müller.

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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