Bildung:Betreuung unter schwierigen Bedingungen

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Der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein (links) in der Brucker Elternschule im Gespräch. (Foto: Günther Reger)

Der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein erfährt bei seinem Besuch in der Brucker Elternschule, was der Einrichtung am meisten fehlt: finanzielle Ausstattung und genügend Fachpersonal

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

Die Brucker Elternschule, die sich als Familienbildungsstätte für Eltern und Kinder im Landkreis versteht und überdies als Familienstützpunkt der Stadt Hilfe, Informationen, Ratschläge, Kurse und Begegnungen anbietet, ist tagtäglich mit den Sorgen und Nöten ärmerer und hilfsbedürftiger Familien konfrontiert. Um mit Betroffenen und Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen, hat der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein in Begleitung von Brucks Stadtrat Philipp Heimerl im Rahmen der Familienwoche seiner Partei gestern die Elternschule West am Sulzbogen in der Buchenau besucht. Eigenen Worten nach hat er dabei "sehr viele neue Erkenntnisse gewonnen".

Vor den Gesprächen mit der Leiterin der Elternschule, Martina Hübner, dem Vorstand des Diakonischen Werkes Fürstenfeldbruck, Joachim Bucher, und der Ägypterin Eman Shaban, die in der Elternschule als Lehrerin arbeitet, hatte Kränzlein den Offenen Treff mit Deutschen und arabischen Frauen und ihren Kindern besucht. Es wurde in beiden Sprachen gesungen, getanzt und geklatscht und es war "zu aufschlussreichen Gesprächen" gekommen. Ein wichtiges Thema sei die Frage nach bezahlbarem Wohnraum gewesen. Wenn eine 50 Quadratmeter große Wohnung etwa 1000 Euro koste und die Gebühr für die Unterbringung jedes Kindes in einer Kindertagesstätte weitere 200 Euro abfordere, bekämen selbst Familien Probleme, die eigentlich über ein relativ gutes Einkommen verfügten. Wie die Leiterin der Elternschule wusste, sind im Bereich von Ostapje, dem präventiven Spiel- und Lernprogramm für Kleinkinder aus sozial benachteiligten Familien, etwa 30 Fälle von Wohnungsnot bekannt. "Das Problem ist, dass den Menschen ohne ausreichend Geld die Möglichkeit der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben genommen wird", befand Kränzlein. Wenn das Geld ohnehin knapp sei und zum Beispiel eine Mutter oder ein Kinde krank werde, käme dies manchmal einer "Katastrophe" gleich, ergänzte Bucher, ganz deutlich erkennbar sei die Geldnot jedes Jahr bei der Schultütenaktion. Mache Familien hätten nicht Mal das Geld für die Grundausstattung zum Schulanfang.

Die Politik habe bezüglich Wohnungsbau sicher wichtige Jahre verschlafen und müsse sich nun sputen, günstigeren Wohnraum zu schaffen, erklärte der Stimmkreisabgeordnete. Und aus Sicht der SPD sollte die vorschulische Erziehung ohnehin kostenfrei zur Verfügung stehen. Bei dem Offenen Treff sei ihm erneut deutlich geworden, dass die Integration von Asylbewerbern ohne organisierte Begegnungen, wie sie der Familienstützpunkt anbiete oder wie sie von den Asylhelferkreisen dankbarer Weise organisiert würden, kaum Aussichten auf Erfolg hätte. Bucher machte Kränzlein auf die oft knappen Finanzmittel aufmerksam, die man für die Familienbetreuung und für die Bewältigung von Integrationsaufgaben aber dringend benötige. Probleme bereite es zudem, Fachpersonal zu finden und in Kinderbetreuungseinrichtungen den staatlich vorgegebenen Personalschlüssel einzuhalten.

Oft seien die Elternwünsche nach flexibleren oder längeren Öffnungszeiten daher nicht zu erfüllen. Auch in der Familienpflege müsse man auf qualifiziertes Personal zurückgreifen können und auch hier gebe es einen Mangel, warf Hübner ein. Die SPD-Fraktion habe die Finanzausstattung der sozialen Einrichtungen wie vieles andere auch, "wo es zwickt" voll im Blick, meinte dazu Kränzlein und bot Bucher an, aktuelle SPD-Anträge an den Landtag "aus fachlicher Sicht" durchzusehen und eventuell Verbesserungen vorzuschlagen. Obendrein versprach der Abgeordnete, Verantwortliche und Mitarbeiter zu einem Besuch in den Landtag einzuladen.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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