Lesenswert:Zwei wunderbar normale Menschen

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"Sieben Tage einer Ehe" von Mary Beth Keane, erschienen bei Eisele, 24 Euro. (Foto: Katrin Schmidt)

In ihrer Kolumne zeigt sich Helen Hoff begeistert von "Sieben Tage einer Ehe" von Mary Beth Keane - ein Roman, der authentisch die Beiziehungsprobleme eines Paares begleitet.

Kolumne von Helen Hoff

Bei den vielen Büchern, die ich als Buchhändlerin lese, gibt es Bücher, die vor Spannung fast platzen. Es gibt Bücher, die gut sind, "aber" an der Oberfläche bleiben oder einen nur marginal berühren. Und dann gibt es Bücher, die leise anfangen, leise bleiben und einen intensiven Nachhall haben. Solch ein Buch ist "Sieben Tage einer Ehe" von Mary Beth Keane. Jess, Anwältin, und Malcolm, Barbesitzer, sind bereits seit einigen Jahren verheiratet. Jess wünscht sich so sehr ein Kind, dass sie nichts unversucht lässt. Auch Malcolm wünscht sich ein Kind - aber nicht um jeden Preis. Gleichzeitig versucht er, sich mit einer eigenen Bar seinen großen Lebenstraum zu verwirklichen.

Als Jess davon erfährt, dass Malcolm nicht nur die Bar, sondern das ganze Haus gekauft hat, zieht sie die Konsequenzen und verlässt Malcolm. So wie Malcolm seinen Traum hat, fragt Jess sich, ob ihr Anwaltsjob und das Leben mit Malcolm wirklich alles sind, was sie vom Leben will. Aber auch Malcolm muss sich fragen, wie viel er für seinen Traum aufs Spiel setzen will. Beziehungen - ob mit der Partnerin oder dem Partner, ob mit Freunden, Bekannten, dem Arbeitgeber: manche sind gut, manche anstrengend, manche wunderbar. Doch was macht eine gute Beziehung aus? Gerade in unserer heutigen - extrem schnelllebigen - Zeit werden Beziehungen ebenso schnell über Bord geworfen: "Mir passt es nicht, dass sie/er den Müll stehenlässt, die leere Milchflasche wieder in den Kühlschrank stellt - vielleicht ist es ja mit einem neuen Partner besser?!"

Aber ist das Gras auf der anderen Seite wirklich grüner? Gehe ich eine Affäre ein oder trenne ich mich ganz? Hier sind zwei Menschen - mit all ihren fehlerhaften und guten Seiten - die in Alltagssituationen und auch in ungewöhnlichen Momenten - ein starker Schneesturm legt fast den ganzen Ort lahm - immer wieder über ihre Beziehung nachdenken. Jess und Malcolm sind zwei wunderbar normale Menschen, die nicht bereit sind, ihre zusammen verbrachten Jahre einfach wegzuwerfen und - jeder für sich und auch zusammen - intensiv über ihre Situation nachdenken. Schaffen sie es, ihre Beziehung zu retten? Von der ersten bis zur letzten Seite ein beeindruckend stimmiges Buch, das mich tief berührt hat.

Helen Hoff und Katrin Schmidt sind die Inhaberinnen der Buchhandlung Lesezeichen in Germering. Regelmäßig stellen sie im Wechsel mit Nicola Bräunling von der Buchhandlung Bräunling in Puchheim ihre aktuellen Lieblingsbücher vor.

Der Laden "Lesezeichen" von Helen Hoff (links) und Katrin Schmidt hat den Deutschen Buchhandlungspreis 2021 für die "Beste Buchhandlung" gewonnen. (Foto: Leonhard Simon)
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