Bezahlbare Unterkünfte :Olchinger Befindlichkeiten

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"Länger, früher, mehr": Angesichts der Forderungen von Eltern bei den Öffnungszeiten der Kindertagesstätten befürchtet Bürgermeister Andreas Magg in Zukunft einen gravierenden Personalmangel. (Foto: Günther Reger)

Die Stadt wächst und hat damit die üblichen Probleme, wie der Bürgermeister bei der Bürgerversammlung berichtet: hohe Mieten und keine Wohnungen

Von Ariane Lindenbach, Olching

Die gute Nachricht vorweg: Die Olchinger wachsen aus sich selbst heraus, sprich: es gibt mehr Geburten als Todesfälle in der Stadt an der Amper. Der Bevölkerungszuwachs entsteht also nicht nur durch Zuzug, wie Bürgermeister Andreas Magg bei der ersten Bürgerversammlung dieses Jahres am Mittwochabend im Kulturzentrum Olching am Mühlbach berichtete. Allerdings hatte er auch schlechte Nachrichten zu verkünden,etwa dass die Mieten trotz weiterer neuer Wohnungen nicht sinken und immer mehr Menschen obdachlos werden. Des weiteren informierte Magg über abgeschlossene und geplante Projekte wie die Erweiterung des Bauhofs und die Paulusgrube. Von den etwa 80 anwesenden Bürgern kamen vor allen Dingen Anregungen und Kritik zum Verkehr.

Der erfreuliche Bevölkerungszuwachs sei nicht gerade Alltag in deutschen Städten, betonte der Rathauschef. Und deutete an, dass er mit einem weiteren Wachstum der Einwohnerzahl, derzeit 27 846, rechne. Die Bemühungen der Stadt, Einfluss auf die Höhe von Mieten zu nehmen, sind nach Maggs Darstellung fruchtlos. "Es sind sehr viele neue Wohnungen entstanden, das hat nicht dazu geführt, dass die Mieten gesunken sind." Derzeit wird geprüft, an der Münchner Straße neben der geplanten Kita und dem Projekt der Genossenschaft Wohngut zusätzliche geförderte Wohnungen zu errichten. Der überhitzte Markt produziert immer mehr Obdachlose. "Mittlerweile ist das quer durch die Bevölkerung", die 250 Wohnungen der Stadt und die angemieteten Pensionszimmer sind Magg zufolge belegt. "Wir bringen die nicht mehr unter", weshalb man überlegen müsse, weitere Wohnmöglichkeiten zu schaffen. Kommunen sind dazu verpflichtet, Obdachlose unterzubringen.

In Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung steht auch die Kinderbetreuung. Die sei sehr schwer planbar, wenn es mindestens eineinhalb Jahre dauere, eine neue Kita zu errichten, die Kinder aber schon mit einem Jahr in die Krippe kommen sollen. Die Öffnungszeiten werden auf Wunsch der Eltern zunehmend ausgedehnt, "länger, früher, mehr". Mit Blick auf die schon jetzt bestehende Personalnot sagte Magg, er befürchte eine dramatische Verschlechterung.

"Sehr, sehr viele Rückmeldungen aus der Bürgerschaft", gab es Magg zufolge bei der Planung der Paulusgrube. Der Stadtrat werde sich "jeden einzelnen Hinweis sehr genau anschauen", zudem gebe es demnächst in dem Gebiet eine sehr genaue Verkehrszählung. Bereits eingeweiht ist der Neubau des Werkstatt-, Verwaltungs- und Sozialgebäudes am städtischen Bauhof. Wie der Bürgermeister berichtete, hat die Stadt nun ihre ersten beiden weiblichen Mitarbeiterinnen dort (zwei Gärtnerinnen). Vor dem Umbau war es mangels Umkleide- und Sanitärräumen nicht möglich weibliches Personal einzustellen. Ferner will die Stadt fünf Asylbewerber anstellen.

Etwa eine Stunde referierte Magg. Als sich schließlich die Bürger mit Fragen, Kritik und Anregungen zu Wort melden durften, dominierte - wie so oft bei Bürgerversammlungen - das Thema Verkehr. Karl-Heinz Michalski lobte die Verlegung der Busroute von der Jahn- auf die Hauptstraße wegen der Baustelle am alten Friedhof. Er fragte, ob die Route nicht beibehalten werden könne, da der Bus auf der Hauptstraße mehr Platz habe und nicht von parkenden Autos behindert werde. In der jetzigen Form nicht, erwiderte der Bürgermeister, denn "jetzt treffen sich die Busse kurz hinterm Rossmann" und dort sei es auch sehr eng. Wie der Bürgermeister ausführte, arbeitet die Stadt daran, das sogenannte Komponistenviertel an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden. Dafür müssten zwei Linien geringfügig verändert werden. Hannelore Littek, die nahe einer Bushaltestelle wohnt, gab Magg als Anwohnerin zu bedenken, dass die geplante Ausweitung der Fahrpläne auf die Abendstunden bis 20 Uhr und die Wochenenden für die Anwohner eine zusätzliche Lärmbelastung bedeute. Magg erläuterte, dass man hoffe mit mehr Bussen den Verkehr etwas zu reduzieren. Und der neue Rufbus sei auch leiser und nur bei Bedarf. Die Kritik am schlechten Zustand mancher Straße ließ er mit dem Verweis auf die gesetzlich verankerte Anwohnerbeteiligung verstummen.

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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