Besuch in Asyl-Unterkunft:Grüne haben viele Fragen

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Gina Merkl, Gabriele Triebel und Beate Walter-Rosenheimer (von links) gehen den Fragenkatalog durch, den die Grünen-Landtagsabgeordnete Triebel vor Weihnachten an die Staatsregierung geschickt hat, um Auskunft über die Verhältnisse in der Flüchtlingsunterkunft am Brucker Fliegerhorst zu bekommen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Politikerinnen Beate Walter-Rosenheimer, Gabriele Triebel und Gina Merkl wollen die Lebensbedingungen der Flüchtlinge in der Unterkunft am Brucker Fliegerhorst verbessern helfen. Doch noch fehlen ihnen wesentliche Informationen, die die Staatsregierung nun liefern soll

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Die Lebensbedingungen der Flüchtlinge in der Unterkunft am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck zu verbessern, haben sich die Grünen im Landkreis zum Ziel gesetzt. Nach einem Besuch in der Dependance des sogenannten Ankerzentrums ("Anker" steht für Ankunft, Entscheidung, kommunale Verteilung bzw. Rückführung) sehen sich die Bundestagsabgeordnete Beate Walter Rosenheimer, die Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel und Bezirksrätin Gina Merkl in ihrer Meinung bestätigt, dass für die dort lebenden Menschen mehr getan werden müsse.

Insbesondere Schwangere sowie Mütter mit Säuglingen oder Kleinkindern sollten besseren Schutz und Rückzugsmöglichkeiten bekommen. Walter-Rosenheimer verwies bei einer Mitgliederversammlung des Kreisverbandes im Maisacher Ortsteil Gernlinden auf die ihrer Meinung nach besseren Beispiele in den "Ankerzentren" Manching und Deggendorf.

Kurz vor Weihnachten hat Gabriele Triebel, die seit November den Stimmkreis Landsberg/Fürstenfeldbruck-West im Landtag vertritt, einen ganzen Fragenkatalog über die Zustände in der Unterkunft am Fliegerhorst an die Staatsregierung geschickt. Zu allererst will sie wissen, wie die Schwangeren versorgt werden, aber auch, wie lange sich die Kinder in der Unterkunft aufhalten, wie sie betreut und beschult werden, und welche Therapie traumatisierte Flüchtlinge bekommen. Mit den Antworten rechnet Triebel bis Ende Januar. Dass sie überhaupt auch die Frage nach der aktuellen Zahl der Flüchtlinge in dieser Einrichtung stellen musste, liegt laut Gabriele Triebel und Beate Walter-Rosenheimer daran, dass ihnen als Abgeordneten kaum Informationen zukämen.

Auch den Termin für einen Besuch in Bruck hatte die Bundestagsabgeordnete der Regierung von Oberbayern fast abtrotzen müssen. Schmunzelnd erzählte Walter-Rosenheimer davon, dass Bewohner sie dort eingeladen hätten, die Unterkunft zu besichtigen, was den Vertretern der Regierung missfallen habe. Doch erst dadurch habe sie sich mit eigenen Augen von den Zuständen überzeugen können. Gina Merkl war dabei aufgefallen, dass auf den Gängen vor den Zimmern, in denen jeweils bis zu sechs Menschen leben, keine Bänke oder Stühle aufgestellt waren. "Die Geflüchteten hatten keine Möglichkeit, sich zusammen hinzusetzen." Walter-Rosenheimer erläuterte, dass Frauen und Männer selbst draußen auf dem Boden sitzen mussten, weil es keine andere Sitzgelegenheit gegeben habe. Verbesserungsbedürftig seien auch die Hygieneräume, wobei sie den Grund für den Zustand vor allem im Alter der ehemaligen Militärgebäude sah.

Neben der in der Versammlung angesprochenen Perspektivlosigkeit der Bewohner, die vor allem damit zu tun habe, dass die vor allem aus Nigeria stammenden Menschen nicht arbeiten dürften und kaum Aussicht hätten, dass sie in Deutschland bleiben könnten, haben die Grünen-Politikerinnen ein Kommunikationsproblem als Ursache vieler Konflikte ausgemacht. Es werde nicht immer verstanden, wenn Menschen die Unterkunft verlassen, sagte Walter-Rosenheimer. Abschiebungen oder auch einfach eine Verlegung in einer andere Unterkunft lösten Unruhe und Unmut aus. "Sie wissen nicht, was passiert ist, weil nichts erklärt wird." Es sei deshalb unabdingbar, dass den Flüchtlingen "Informationen verständlich und frühzeitig vermittelt" werden sollten, so die gemeinsame Forderung. Für Walter-Rosenheimer aber stellt sich noch eine andere, viel allgemeinere Frage, die dennoch unmittelbar mit den Flüchtlingen zu tun hat: "In welcher Gesellschaft leben wir und wie wollen wir mit den Menschen umgehen?"

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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