Besiedelung in der Steinzeit:Die ersten Landkreiseinwohner

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Auf den ersten Blick wirken die Exponate eher unscheinbar. Doch sie erzählen viel über die ersten Menschen am Haspelsee. (Foto: Hajo Dickmann/oh)

In der VR Bank in Hattenhofen sind Werkzeugfunde zu sehen, die eine Besiedlung des Haspelmoors vor etwa 10 000 Jahren belegen

Von Florian J. Haamann, Hattenhofen

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung sorgt der Historische Verein dafür, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer großen Ausstellung präsentiert der Verein nun in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden in den kommenden Wochen und Monaten alle Ausstellungsstücke vorgestellt.

Erst einmal unscheinbar wirken die Exponate, die in der VR Bank in Hattenhofen zu sehen sind. Es sind sogenannte Silexinventare vom Rand des Haspelmoors - kleine und kleinste Gesteinteile. Dennoch sind sie für die Forschung hochinteressant. Denn sie sind die ältesten derzeit bekannten von Menschen geschaffenen Hinterlassenschaften in der Region zwischen München und Augsburg. Aufgrund der Funde gehen die Forscher davon aus, dass das Gebiet vom Frühmesolithikum, etwa 9600 vor Christus, bis ins Spätmesolithikum, etwa 5500 vor Christus, immer wieder von Jäger- und Sammlergruppen besucht worden ist - über einen Zeitraum von 4000 Jahren also.

Unterteilen lassen sich die Funde in zwei Kategorien: Klingenfragmente und Mikrolithen. Unter Mikrolithen werden sehr kleine Klingen und Spitzen zusammengefasst. Die gefundenen Spitzen gelten als Beweis, dass damals Pfeil und Bogen erfunden worden sind. Die Bezeichnung "Silex" steht für Gesteine, die einen hohen Anteil an Siliciumdioxid aufweisen, etwa Kalkstein und Quarz. Verwendet haben die Menschen diese Gesteine damals, weil sie sich besonders gut spalten und damit zu Waffen und Werkzeugen verarbeiten lassen. Gefunden wurden die Stücke gut einen halben Kilometer südwestlich von Hattenhofen auf einem Geländevorsprung.

In der Zeit, in der die Werkzeuge entstanden sind, war der Fundort eine Landzunge mit Uferbereich zum damaligen Haspelsee. Aufgrund dieser Eigenschaften, dürften damals dort viele Wasservögel und Fische gelebt haben - wohl ein wichtiger Grund dafür, warum sich das Gebiet bei den vorzeitlichen Jägern einer großen Beliebtheit erfreut hat. Es wird davon ausgegangen, dass die Fundstelle ein Zentrum der mesolithischen Kulturlandschaft in ganz Südbayern war.

Interessant ist auch, dass die großen Klingen, die einen Großteil der Funde ausmachen, sehr wahrscheinlich nicht vor Ort gefertigt worden sind. Das lässt sich anhand ihrer Rohstoffzusammensetzung erkennen. Wo genau die Gesteine abgebaut worden sind, ist noch nicht komplett erforscht, vermutet wird aber ein Radius von den Alpen bis fast zum heutigen Regensburg. Das zeigt, wie groß der Aktionsradius der Menschen in der damaligen Zeit bereits war.

Funde mit Ursprung im Baltikum, dem Pariser Becken und dem Tessin deuten außerdem darauf hin, dass es schon damals einen regen Handel zwischen den Menschen gegeben haben muss, durch den Werkzeuge über Hunderte, manchmal sogar Tausende Kilometer, von ihrem Ursprungsort weg gelangt sind. Ein Beispiel ist der in Fürstenfeldbruck gezeigte Obsidian, der vor etwa 8000 Jahren von der griechischen Insel Milos bis ins Haspelmoor gelangt ist.

Ausstellung "Bodenschätze", bis zum 27. September. Die Silices sind zu sehen in der VR Bank Hattenhofen, donnerstags von 8 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr. Alle Ausstellungsorte im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog

© SZ vom 22.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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