Beschränkungen:Die Masken fallen

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Die 3G-Regel hat sich im Innenbereich vieler öffentlich zugänglicher Orte längst eingespielt, auch wenn es immer wieder Klagen über zu laxe Kontrollen gibt. Bislang genügte für das dritte G in der Regel ein einfacher Antigen-Schnelltest. (Foto: Claus Schunk)

Durch die 3-G-plus-Regel können auch Clubs und Kulturveranstalter aufs Besucherlimit verzichten. Werden nur Geimpfte, Genesene oder PCR-Getestete eingelassen, müssen die Gäste zudem weder Mundschutz tragen noch Abstand halten. Wirte sind dennoch skeptisch

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Seit Mittwoch gelten neue Regeln für das bayerische Gastgewerbe: Mit dem sogenannten freiwilligen 2 G oder 3-G-plus dürfen Restaurants, Veranstalter und Clubbetreiber nahezu alle Beschränkungen fallen lassen. Wer nur noch Gäste einlässt, die geimpft oder genesen sind oder mit einem - von Montag an kostenpflichtigen - PCR-Test nachweisen, dass sie nicht infiziert sind, darf wieder die volle Anzahl an Gästen einlassen - und das ganz ohne Masken- oder Abstandspflicht.

Interessant scheint das im Landkreis vor allem für jene Betriebe zu sein, die Gäste in größerer Zahl empfangen, also bei Kulturveranstaltungen und in Clubs zum Beispiel. Restaurants und Cafés hingegen wollen zunächst alles so lassen wie bisher, nicht zuletzt, da die meisten Gäste ohnehin geimpft sind.

Aktuell gilt in den Wirtschaften die 3-G- Regel. Gäste müssen nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind, für Letzteres genügen auch die günstigeren Antigen-Schnelltests. Dann müssen sie am Platz keinen Mund-Nasenschutz mehr tragen, jedoch weiterhin Abstand halten, was auch weniger Sitzplätze bedeutet. Nach dem jüngsten Beschluss der bayerischen Staatsregierung vom Dienstag dürfen Veranstalter und Gastronomen seit Mittwoch auch freiwillig nach 2 G oder 3-G-plus verfahren. Beides erlaubt quasi eine Rückkehr zu einem Zustand vor Corona - freilich ist das mit Einlasskontrollen zu überprüfen. In Clubs und für größere Veranstaltungen werden diese Regeln teils schon angewendet, auch wenn das in der Praxis auf einen Ausschluss von Menschen hinausläuft, die sich nicht impfen lassen können oder wollen und sich den teuren PCR-Test nicht leisten können. Wirtinnen und Wirte von Gasthäusern und Cafés hingegen wollen zunächst einmal die bisherigen Regeln beibehalten.

Das Musikerlebnis Center MEC in Olching hat am Freitag ganz normal wie zuletzt vor mehr als eineinhalb Jahren sein übliches Programm abgespult. Zu "Froschkönig sucht Prinzessin" wurden Gäste nur nach der 3-G-plus-Regel eingelassen. Und auch in die Alte Druckerei, das frühere Buck Rogers, in der Hasenheide dürfen vom heutigen Samstage an nur Geimpfte, Genesene und PCR-Geteste hinein. Thomas Breitenfellner, der unter anderem das Veranstaltungsprogramm für das Stockwerk in Gröbenzell verantwortet und im Ort das Gasthaus Alte Schule sowie in Eichenau das Café Flori betreibt, will für größere Veranstaltungen ebenfalls auf 3 G plus setzen, "denn für die Gäste ganz ohne Abstand und Maske liegt der Vorteil auf der Hand". Außerdem ist es eine einfache Rechnung: Mit 3 G plus dürfen dann wieder 320 Gäste ins Stockwerk, so wie vor der Pandemie eben, bei 3 G sind es nur 140.

Ebenso eindeutig ist die Haltung der Gastronomen, zu denen ja auch Breitenfelder zählt, zu der Neuerung. "Wir wollen erst mal abwarten, wie sich das entwickelt", man wolle weiter für alle offen sein, betont Breitenfellner. Denn von Montag an sind die Tests nicht mehr kostenlos, er habe gehört, dass der PCR-Test dann 50 Euro kosten soll. Dann werde wohl kaum noch jemand ohne Impfung nur auf einen Cappuccino vorbeischauen, mutmaßt er. Aktuell kommen in seine Wirtschaften auch noch ungeimpfte Gäste in nicht unwesentlicher Anzahl. Wie groß ihr Anteil ist, vermag er nicht zu sagen. "Mal so, mal so", höre er von seinem Service-Personal.

Eindeutiger scheint die Situation in anderen Wirtschaften. "Ich kann das für uns erst mal vernachlässigen, weil 99 Prozent unserer Gäste geimpft sind", erklärt Birgit Bartels-Peter. Die Wirtin des Klosterstüberls in Fürstenfeldbruck berichtet auch, dass viele ihrer Gäste selbst im Biergarten auf dem Weg zum Tisch nicht ohne Maske sein wollten, auch wenn das gar nicht mehr notwendig sei.

Und selbst wenn es die jüngsten Änderungen der 14. bayerischen Infektionsschutzmaßnahmeverordnung erlauben würden: Aus Vorsicht, zum Schutz von Gästen und Mitarbeitern, die alle geimpft sind, ist die Zahl der Sitzplätze im Gastraum weiter reduziert, die Plexiglasscheiben bleiben zwischen den Tischen und bedient wird weiterhin mit Maske. "Ich gehe wirklich mit einer gewissen Vorsicht in den Winter und wir haben eine Verantwortung", erklärt Bartels-Peter, die sich einerseits über die Lockerungen freut und sich andererseits etwas wundert, "dass das vor dem Winter passiert". Einig ist man sich vom Klosterstüberl über den Gasthof Hartl in Türkenfeld bis zum Germeringer in Germering, dass man Ungeimpfte nicht ausgrenzen möchte. "Solange wir nicht müssen, lassen wir es bei 3 G", versichert Josef Hartl Junior vom gleichnamigen Gasthof, zumindest was den Betrieb in Restaurant und Biergarten betrifft. Abgesehen vom Aspekt der Ausgrenzung sieht er in der 3-G-plus-Regel keinen Vorteil, da sie für die Verantwortlichen strengere Einlasskontrollen bedeutet. Anders wird es wohl werden, wenn er wieder Kabarett veranstaltet. "Da müssen wir eh 3 G plus machen", aus wirtschaftlichen Gründen und auch wegen der Planungssicherheit.

© SZ vom 12.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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