Berufsschule in Fürstenfeldbruck:Unterrichtscampus mit Park

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Die neu errichtete Berufsschule in Fürstenfeldbruck verfügt nun über moderne Klassenzimmer und teuer ausgestattete Werkstätten. Fast ein Jahr nach der Inbetriebnahme ist der Neubau eingeweiht worden

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Der Zufall war es nicht, der die Kfz-Werkstätten ausgerechnet neben dem Eingangsbereich entstehen ließ: dort an der Hans-Sachs-Straße, wo die Leute vorbeigehen oder vorbeifahren und durch die große Glasfront ein Auto auf einer Hebebühne sehen oder ein Elektrofahrzeug und Auszubildende drumherum. Die Werkstätten seien die "Aushängeschilder" der Berufsschule, sagt Architekt Franz Balda. Nicht umsonst seien sie "in den öffentlichen Raum" hineingebaut worden. Balda muss es wissen, sein Büro hat in den vergangenen fünf Jahren den Neubau der staatlichen Berufsschule in Fürstenfeldbruck geplant und begleitet.

Das Bauvorhaben war ein Mammutprojekt - erschwert dadurch, dass es zum einen während des laufenden Schulbetriebs umgesetzt werden musste, und weil der Abriss der alten Räume und der Neubau der neuen parallel oder zeitlich aufeinander abgestimmt zu erfolgen hatte. Es war eine Herausforderung, die neue Schule genau an der Stelle zu bauen, wo die alte stand. Balda erzählt, dass Abstände zwischen Alt- und Neubau bisweilen gerade mal 90 Zentimeter betragen hätten: "Gerade genügend Platz für eine Gerüstlage."

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Angehende Kfz-Mechatroniker nebst Fahrzeug ...

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(Foto: Leonhard Simon)

... in ihrem von außen einsehbaren Klassenraum im Erdgeschoss ...

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

... und Friseure beim Praxisunterricht.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Ihre Werkstätten unterscheiden die Berufsschule von anderen Schulen: Werkbänke, ...

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

... ein Zahnarztstuhl (mit Schulleiterin Andrea Reuß) ...

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

... sowie ein menschliches Skelett.

In zwei Bauabschnitten wurde das Projekt umgesetzt. 2016 wurden die ersten Teile der alten Gebäude abgerissen. Auf der frei gewordenen Fläche wurden zwei dreigeschossige neue Gebäudewürfel errichtet und zwei Jahre später bezogen. Anfang 2019 begann der Kreislauf aus Abriss und Neubau noch einmal. Das ehemalige Eingangsgebäude an der Hans-Sachs-Straße wurde durch einen weiteren dreigeschossigen Quader ersetzt, der Eingangsbereich nach hinten gerückt. Eine Magistrale, wie die Architekten sie nennen, also eine Art Hauptverkehrsweg, verbindet alle drei Gebäudewürfel. Entstanden ist ein moderner Unterrichtscampus.

Dass die Schule für ihre 2400 Schüler und 100 Lehrkräfte neu errichtet wurde, hatte seine Gründe zum einen in den baufälligen alten Gebäuden, die 1955 an der Hans-Sachs-Straße erbaut und später erweitert worden waren, zum anderen darin, dass das Gebäude die Voraussetzungen für einen modernen Berufsschulunterricht nicht mehr erfüllte. Geprüft wurde auch, ob eine Sanierung oder eine Verlagerung an einen anderen Ort in Frage kommt. Schließlich einigte sich der Kreistag auf Abriss und Neubau am bestehenden Ort. Laut der Chronik, die die Berufsschule zum Jubiläum herausgegeben hat, waren die Kosten damals in den Fünfzigerjahren für den Bau auf 850 000 D-Mark gedeckelt worden. Kostensteigerungen gab es aber auch damals: um 225 000 D-Mark. Der aktuelle Neubau wurde mit 44 Millionen Euro veranschlagt, vermutlich wird die Summe am Ende nicht ganz ausreichen. Etwa sechseinhalb Millionen Euro investierte der Landkreis allein in die Einrichtung der neun verschiedenen Fachbereiche. Besonders kostspielig: die Kfz-Abteilung sowie die CNC-Maschinen und 3-D-Drucker für die Metaller. Auch Werkstätten für den Technikzweig der Fachoberschule (FOS) sind integriert, die Schweißerei wird von beiden Schulen genutzt. Die hochwertige IT-Infrastruktur stellt tausend Endgeräte bereit.

Die Anforderungen einer Berufsschule, darauf weist Architekt Balda bei einem Rundgang durch das Gebäude hin, sind nicht so einfach zu erfüllen wie für andere Schulen, für die "40 Klassenzimmer, eine Aula und ein Verwaltungsbereich" ausreichten. Eine Berufsschule braucht Werkstätten und Räume, wo die Auszubildenden sich Praxis aneignen können, die über die Praxis in den Betrieben hinausgeht. So gibt es ein Labor für die Gesundheitsberufe oder einen Zahnarztstuhl für die angehenden zahnmedizinischen Angestellten. Ein beweglicher Kopf ist dort angebracht, er hat den Mund offen und zeigt sein Gebiss. Oder der Friseursalon, wo der Reihe nach Arbeitsplätze mit Spiegel und Trockenhauben aufgereiht sind, an denen der Friseurnachwuchs den Übungsköpfen die Haare schön macht. Die Praxisräume sind mit den normalen Klassenzimmern verbunden, um den integrierten Fachunterricht und damit den fließenden Wechsel zwischen praktischem und theoretischem Unterricht möglich zu machen, wie es die Lehrpläne mittlerweile für den modernen Berufsschulunterricht verlangen. Um diese duale Ausbildung, sagte Landrat Thomas Karmasin bei der kleinen nachgeholten Einweihungsfeier, würde "uns die halbe Welt beneiden".

Von den alten Gebäuden ist nichts mehr übrig. Außenanlagen und Parkplätze müssen noch fertig gestellt werden, ein Durchgang wird vom Wittelsbacher Platz über das Berufsschulgelände bis zum Stockmeierweg führen. Alter Baumbestand blieb erhalten. Ein neues Gebäude in den vorgefundenen Kontext einzufügen, das sei immer auch das Ziel von Städtebau, sagt Balda.

© SZ vom 24.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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