Benefizkonzert für Brandopfer in Oberschweinbach:In der Heimat in Höchstform

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Die Wellküren begeistern mehr als 300 Zuhörer mit ihrer Musik und bissigen Anmerkungen zur Politik. Mit dem Publikum verbindet sie ein gemeinsames Ziel. Sie wollen Freunden und Mitbürgern helfen, die alles verloren haben

Von Manfred Amann, Oberschweinbach

Der Brand des weitgehend zerstörten Schmidthaus in Oberschweinbach war noch nicht gelöscht, als sich spontan ein Helferkreis aus Vereinsvorständen bildete. Unter dem Motto "Eine Gemeinde hält zusammen" wollten sie die beiden Cousins Horst und Jürgen, die ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten, sowie dessen noch in Brasilien weilende Frau mit dem Nötigsten zu unterstützen. Das wiederum löste bei Moni, Burgi und Bärbi Well "schiere Begeisterung" aus. Waren doch die Musikerinnen im heutigen Ortsteil Günzlhofen der Gemeinde aufgewachsen. Dass das "nicht nur so hergsagt" war, bewiesen die Wellküren am Sonntag bei einem großen, die Lachmuskeln strapazierenden Open-Air-Benefizabend zugunsten der "Ausgebrannten" im Klosterhof Spielberg.

"Dahoam, wo die Hoamat no hoamatlich ist und wo wir ja ned so oft spuin", zogen die Well-Schwestern dann viele Register und liefen zur Höchstform auf. Sie hätten den 30-jährigen Krieg gewonnen, posaunte Moni Well in Erinnerung an die schon über drei Jahrzehnte andauernde musikkabarettistische Bühnenpräsenz der Wellküren in alle Welt hinaus. Man habe Franz Josef Strauß und Streibls Amigos entlarvt, gegen den Paragraphen 218, gegen das Waldsterben, gegen Pershing II und den Nato Doppelbeschluss angekämpft und Wackersdorf gestoppt. Nun wolle man in Oberschweinbach helfen. Beim Benefizkonzert mitzumachen, war auch für die Schoambacher Musikanten selbstverständlich. Es sei schon was Besonderes, als Vorband der Wellküren aufzutreten. "Außerdem san mia des gwohnt, dass ma für a Bier und a Wurstsemmel aufspuin", scherzte Christian Hartl als Sprecher der "Anheizer für die Wellküren".

Mehr als 300 Zuhörer kamen zum Benefizkonzert. (Foto: Günther Reger)

Nach dem "Vorspiel" der Schoambacher begrüßten die Wellküren alle Gäste vom Trachtler über die Gschaftler und Protestanten bis zu den Lactose-Intoleranten, um dann gegen Trump, Erdogan, Putin und besonders gegen Seehofers Wandel vom brüllenden Löwen zum miauenden Kätzchen und gegen den arroganten Heimatschutzminister Söder zu wettern, der die bayerische Landschaft zerstören mit Gewerbegebieten und Siedlungen kaputt machen wolle. Mit der aktuellen Schlagerwelt können sich die Wellküren offensichtlich genauso wenig anfreunden wie einst mit dem Musikantenstadl. "Was ist euch lieber, zehn Jahre Andrea Berg, 20 Jahre Helene Fischer oder 30 Jahre Wellküren?", fragte Moni.

Keine Frage, dass als Antwort tosender Beifall und Beifallsrufen für die Well-Schwestern kamen. Ebenso begeisterten Bärbis sozialpädagogische Ratschläge zur Bekämpfung der "hormonellen Demenz" bei Männern, bei der eigentlich nur noch Arsen hilft, wenn Globoli versagen. Etwas länger als zwei Stunden kreuzten die Wellküren mit Gesang und Instrumenten wie Nonnentrompeten durch das kleine und große Weltgeschehen. Mit einem klaren Ziel, wie Moni meinte, die Besucher für ihr anlaufendes Studiga-Projekt (Stubenmusik gegen die Idiotisierung des Abendlandes) zu gewinnen. Anheimelnde "Abendlandler" und "Morgenlandler" gönnten den Besuchern zwischendurch Lach- und Verschnaufpausen.

"So einen Zusammenhalt gibt es wahrlich nur bei uns". In Mammendorf zum Beispiel, wo sie ohnehin glaubten, etwas Besseres zu sein, nur weil sie ein Volksfest haben, gebe es so viel Solidarität "bestimmt nicht", lobte Moni die Oberschweinbacher. Hatte sie doch mit Jürgen einst die Schulbank gedrückt, und bei den Schmidts, "die wir alle mochten", wie sich Schwester Burgi erinnert, ging man ein und aus. Hans-Jürgen Hösl, Monis Partner, entwarf Plakate und Flyer und startete eine Werbekampagne. Da wurde nicht lange diskutiert, dass die Wellküren auch einen Beitrag leisten sollten. Besonders löblich sei es, dass Bürgermeister Norbert Riepl, der auch ein Schulkamerad gewesen sei, sich sofort angeschlossen und für das Konzert quasi die Koordination übernommen habe. Bürgermeister Riepl dankte im Namen der Geschädigten den etwa 300 Besuchern, die trotz des unsicheren, kühlen Wetters kamen sowie den Spendern und denen, die mithalfen, das Konzert in kürzester Zeit zu ermöglichen. "Jeder Cent geht an die Brandopfer". Die Wellküren verkauften auch CDs und spendeten die Einnahmen.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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