Fürstenfeldbruck:Edeka gibt nach

Lesezeit: 2 min

Lebensmittelhändler verzichtet auf umstrittenen Supermarkt am Ortsrand und sucht einen anderen Bauplatz in Türkenfeld. Im Landratsamt gibt es noch Bedenken.

Gerhard Eisenkolb

Die Edeka Handelsgesellschaft Südbayern verzichtet mitten im Genehmigungsverfahren auf den Bau des umstrittenen Supermarktes am Ortsrand von Türkenfeld. Das teilte Bürgermeister Pius Keller (CSU) am Dienstag in einer schriftlichen Stellungnahme nach einem Sondierungsgespräch mit Hans Georg Maier, dem Geschäftsführer des Handelskonzerns, mit. Laut einem Edeka-Pressesprecher will der Konzern nun gemeinsam mit der Gemeinde nach einem anderen Standort suchen, "der von den Bürgern bereitwillig angenommen wird".

Der Bürgermeister sagte, er stehe einer Prüfung innerörtlicher Entwicklungsmöglichkeiten offen gegenüber. Eine aufstrebende Gemeinde wie Türkenfeld dürfe sich einer Weiterentwicklung des örtlichen Waren- und Dienstleistungsangebotes nicht verschließen. Dabei vertraue er auf die Zusage der Initiatoren des Bürgerbegehrens "Ja zum Einkaufen im Ort, kein Supermarkt auf der grünen Wiese", die erklärt hätten, einen neuen Lebensmittelmarkt in der Mitte des Ortes zu akzeptieren.

Von einem "Glückstag" sprach der Vorstand des Vereins "Bürgervereinigung Dorfentwicklung Türkenfeld", der von den Initiatoren des Bürgerbegehrens gegründet worden war. Die drei Vorstandsmitglieder Martina Uhlemann, Sabeeka Gangjee-Well und Alois Brem erinnerten daran, dass es ihnen immer um die Ablehnung des Standortes an der Zankenhausener Straße und nicht gegen eine Ansiedlung von Edeka gegangen sei. Die Sprecher des Vereins hoffen, dass die Spaltung der Dorfgemeinschaft überwunden und nun gemeinsam mit der Gemeinde die dörfliche Innenentwicklung angegangen werden könne. Bei der von der Bürgerinitiative angestoßenen Dorferneuerung biete der Verein Bürgermeister Keller gerne seine weitere Unterstützung an. Nun bestehe die Chance, das Dorf wieder zu versöhnen. Das Angebot von Edeka wird ausdrücklich begrüßt.

Laut Edeka-Geschäftsführer Maier soll der neue Markt eine Bereicherung für die Menschen in der Region sein. "Deshalb kommt für uns", wie er feststellt, "nur ein Standort in Frage, der von den Bürgern bereitwillig angenommen wird". Gemeinsam mit der Gemeinde werde man nun in aller Ruhe Alternativen analysieren und versuchen, die Aspekte zu berücksichtigen, die den Bürgern wichtig seien. Es sei zudem nicht sinnvoll, einen Supermarkt gegen den erheblichen Widerstand von einem Teil der Einwohner zu errichten. Das widerspreche der Geschäftsphilosophie von Edeka Südbayern.

Für die Gegner stand vor allem ein Argument im Vordergrund: Sie bekämpften das Bauvorhaben wegen der exponierten Lage auf einem bisher unbebauten Moränenhügel und dem draus resultierenden Eingriff in das Landschaftsbild. Am 21.November 2010 sprach sich dennoch eine knappe Mehrheit der Türkenfelder bei einem Bürgerentscheid für das Projekt am Ortsrand aus. Nach dem Sieg von Edeka geriet das Genehmigungsverfahren in diesem Frühjahr ins Stocken. Unter anderem trugen auch die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt Fürstenfeldbruck in schriftlichen Stellungnahmen massive Bedenken wegen der nachhaltigen Störung des "besonders wertvollen Orts- und Landschaftsbildes" vor. Nachdem mehr als 130 Einwendungen gegen das Bauvorhaben eingegangen waren, setzte die Gemeinde eine im April geplante Informationsveranstaltung zum Thema kurzfristig ab. (Kommentar)

© SZ vom 01.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: