Bayern und Sachsen:Blutiger Plan

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Eichenauer Autorin veröffentlicht Krimi

Von Florian J. Haamann, Eichenau

Ein kleiner Seitenhieb aus der bayerischen Heimat muss dann schon sein: Mitten in der Dienstbesprechung der Soko im tiefsten Sachsen zieht Kommissar Leo Reisinger seine FC-Bayern-Mütze auf. Gut, vorher hat ihn der gschaftlhuberische Kollege Rüdiger Henke noch gefragt, ob er denn einen Trachtenhut habe, damit er als Wanderer auch möglichst authentisch wirke. Und so setzt die Eichenauer Autorin Thea Lehmann in ihrem sechsten sächsisch-bayerischen Regionalkrimi "Blut und Blüten" auf Kontinuität: Unterhaltung durch den Zusammenprall zweier scheinbar so unterschiedlicher Kulturen.

Für Reisinger beginnt die Geschichte mit einem Abschied. Eigentlich sollte der Mammendorfer Kommissar nur zwei Jahre bei der Kripo in Dresden arbeiten. Doch nun hat er sich entschieden, komplett in die sächsische Landeshauptstadt zu ziehen. Zum Abschied aus Mammendorf nach den Weihnachtstagen gibt es eine Küchenmaschine von Mama, einen Trachtenjanker von Oma und dann noch den bayerischen Defiliermarsch als Handyklingelton, heimlich eingestellt von seinem besten Spezl.

Während Reisinger also in die neue Heimat übersiedelt, wird dort in einer skurrilen Vierer-WG ein ausgeklügelter Plan geschmiedet. Es ist die pure Verzweiflung, die im Hause Horwald herrscht. Der Betrieb von Vater Walter ist in der Krise, Schuld sind Billigarbeitskräfte aus dem Osten und vielleicht auch ein wenig der Alkohol. Die Söhne Ingo und Dirk sind arbeitslos, und so leben die vier eher schlecht als recht von der Rente des Großvaters Erwin.

Da kommt es gelegen, dass Dirk bei einem Gelegenheitsjob erfährt, dass aus der Wertpapier-Druckerei in der Nachbarschaft kurz vor Silvester noch ein voll beladener Laster abfahren soll. Ein Plan für den Überfall ist schnell ausgedacht. Dass sie allerdings nicht die einzigen sind, die es auf die Ladung abgesehen haben, ahnen die Horwalds freilich nicht, und so finden sie sich plötzlich mitten in einem internationalen Kriminalfall wieder.

Neben der Lösung widmet Lehmann der Geschichte ihrer Figuren und ihrem sozialen Umfeld viel Platz - und natürlich der Beschreibung der Sächsischen Schweiz. Die ist es, die die Autorin auch persönlich so fasziniert, dass sie immer wieder dorthin fährt. Und ihr schließlich mit einer ganzen Krimi-Reihe ein literarisches Denkmal setzt. Lehmann beschreibt die sich seit der Wiedervereinigung fortsetzende, generationenübergreifende Arbeits- und Perspektivlosigkeit bestimmter Regionen im Osten.

Reisingers Kollegin Sandra wiederum muss erfahren, welche zusätzlichen Steine eine Frau in den Weg gelegt bekommt, die innerhalb traditioneller Männernetzwerke aufsteigen will. Sie liefert sich einen Machtkampf mit Rüdiger Henke und zeigt dabei genauso menschliche Schwächen wie ihr Gegenüber. Und dann ist da auch noch die spannungsvolle Verbindung zwischen den beiden Ermittlern, beide unglücklich von ihren Partner getrennt, die mit einem gemeinsamen Tanz auf einer Hochzeit auch zum Gesprächsthema der Kollegen wird.

Und so gelingt Lehmann mit "Blut und Blüten" ein kurzweiliger Regionalkrimi, der nicht nur für die Fans dieses Genres eine spannende Lektüre ist.

"Blut und Blüten", Thea Lehmann, DDV Edition, 12,90 Euro

© SZ vom 30.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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