Bauvorhaben:Trafohaus kommt nicht auf den Schulhof

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Mit großer Mehrheit stimmen Brucker Stadträte für einen Alternativstandort in der Nähe. Oberbürgermeister Erich Raff sieht indes keine Argumente dafür: "Das ist eine emotionale Geschichte"

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Der Pausenhof der Brucker Philipp-Weiß-Grundschule in Fürstenfeldbruck bleibt von einem Trafohaus verschont. Die große Mehrheit des Haupt-, Planungs- und Bauausschusses des Stadtrates votierte am Dienstag dafür, das Gebäude stattdessen auf eine freie Fläche etwa 60 Meter entfernt auf der gleichen Straßenseite zu verlegen. Lediglich Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) verteidigte die Umsetzung auf die grüne Wiese des Schulhofs, wogegen Kinder, Eltern und Lehrer protestiert hatten.

Vor der Sitzung hatten sich die Stadträte die Situation vor Ort angeschaut. Das Trafohaus steht jetzt an der Ecke von Julie-Mayr- und Philipp-Weiß-Straße und soll einer Wohnbebauung weichen. Die Kommune wollte das Trafohaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Schulhof neu errichten lassen. BBV, CSU, FW, Grüne und SPD sprachen sich nach dem Lokaltermin für den alternativen Standort aus.

Er sei "erleichtert", denn das ganze Prozedere habe ihn doch sehr "an alte Zeiten erinnert", meinte Willi Dräxler (BBV) und zog sogar einen Vergleich zu den Auseinandersetzungen seinerzeit um die Atomanlage in Wackersdorf. "Gut, dass wir eine Ehrenrunde gedreht haben", kommentierte Markus Droth (FW) die Entscheidungsfindung. Er und Alexa Zierl (ÖDP) wiesen darauf hin, dass man das neue Trafohaus mit einer Mobilitätsstation verbinden wollte, mit Ladestation für Elektroautos und Platz für Car-Sharing. Das hätte auf dem Schulhof gar nicht funktioniert.

Als Bauwerk für eine Schule nicht so geeignet, befinden die Stadträte und finden einen anderen Platz für das Trafohaus. (Foto: Günther Reger)

Lediglich der OB blieb bei seiner Haltung. Den Standort an der Schule habe die Verwaltung im Juni auserkoren, er halte diesen für den geeignetsten. "Ich sehe keine sachlichen Argumente dafür, das ist eine emotionale Geschichte", sagte Raff zur Verschiebung. Nun bekämen Anwohner das Trafohaus vor die Nase gesetzt, die "keine Lobby haben". Neben Raff votierten lediglich Klaus Wollenberg (FDP) und Hans Schilling (CSU) gegen die Verschiebung

Statt sich im Schulamt über die Rektorin Isabel Martins zu beschweren, hätte der OB nach der missglückten Kommunikation besser "mit einem Blumenstrauß zu ihr gehen sollen", erklärte Mirko Pötzsch (SPD). Über diesen Einwurf empörte sich der CSU-Fraktionschef Andreas Lohde: "Dieser Hinweis ist absolut unnötig, Sie wollen nur spalten. Sie aalen sich darin, jemanden an den Pranger zu stellen. Verschonen Sie uns!" Raff kommentierte sarkastisch, er sei "überaus glücklich" über diese Wortmeldung, denn nun wisse er, wie sich Pötzsch eine gute Zusammenarbeit vorstelle.

Der zweite Bürgermeister Christian Stangl (Grüne), der die Sitzung bei diesem Tagesordnungspunkt leitete, bedauerte, dass mit der Bemerkung Pötzschs "der Schwarze Peter in eine Richtung gereicht werde". Denn das Verhalten der Rektorin gegenüber dem Sachaufwandsträger, der Stadt, müsse man schon "hinterfragen". Stangl plädierte jedoch dafür, über diesen Vorgang nicht weiter zu diskutieren, nachdem man sich in der Sache einig sei.

Zierl (ÖPD) erinnerte daran, dass die Eskalation erst durch die Stadtspitze verursacht wurde. Pötzsch habe bereits im April vorgeschlagen, das Thema im Ausschuss zu behandeln, im Mai habe er sich erneut gemeldet, sei aber "nicht erhört" worden. Erst dann habe sich der Elternbeirat zu Wort gemeldet. "Unterlassen Sie die Angriffe auf Pötzsch", forderte sie deshalb.

Außer über den Streitfall Trafohaus diskutierten die Stadträte auch über den eigentlichen Auslöser, die geplante Wohnbebauung auf dem Eckgrundstück an der Julie-Mayr- und Philipp-Weiß-Straße. Philipp Heimerl (SPD) kritisierte einen Wettbewerb für 30 000 Euro, den die Stadt zu zwei Dritteln bezahlen muss und der private Investor den Rest. Er forderte außerdem, die Bebauung schöner zu gestalten. "Schlechter wird es nicht, auch wenn es nicht wie Klein-Schwabing aussehen wird", antwortete Christian Götz (BBV). Die Wohnbebauung dort sei jedenfalls sehr sinnvoll.

"Das ist ein wahnsinnig kompliziertes Bauvorhaben", sagte Johannes Dachsel, der Leiter des Bauamtes. Darum seien sowohl eine "Mini-Wettbewerb" als auch ein "Mini-Fachbeirat" und ein Workshop-Verfahren sinnvoll. Die Bebauung umfasse mehrere Schritten. Zunächst müssten die Julie-Mayr-Straße gestaltet und das Trafohaus versetzt werden. Die Straße soll verkehrsberuhigt und mit Baumreihen zur Allee aufgewertet sowie ein Spielplatz angelegt werden. Ein weiterer Punkt ist die Erweiterung der Grundschule und schließlich die Eckbebauung.

Dort ist auf zwei Grundstücken, das eine im privaten, das andere im städtischen Besitz, eine gemeinsame Bebauung mit zwei Gebäudeteilen und Tiefgarage vorgesehen. Die Grundfläche für den dreistöckigen Komplex beträgt etwa 350 Quadratmeter, die Geschossflächen etwa 1350 Quadratmeter, von denen der Stadt etwa 570 Quadratmeter bleiben.

© SZ vom 16.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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