Bauen in Fürstenfeldbruck:Nachbarn ärgern sich über Verdichtung

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Die Stadtverwaltung weist Kritik an der angeblich zu massiven Bebauung im Westen der Stadt sowie im Ortszentrum von Aich zurück

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Stadtverwaltung sieht wenig Spielraum, um ein umstrittenes Bauprojekt noch zu verhindern. Anwohner aus dem Bereich der Hubertusstraße hatten eine Liste mit 117 Unterschriften im Rathaus abgegeben. Sie protestieren gegen den geplanten Bau dreier Mehrfamilienhäuser im Spitz zwischen Hubertusstraße und Rothschwaiger Feldweg, auf Höhe der Falkenstraße. Mit bis zu fünf Geschossen seien das an dieser Stelle viel zu mächtige Gebäude, und die künftigen Bewohner der 51 Wohnungen würden auch die Verkehrsbelastung weiter verschärfen, heißt es sinngemäß in einem offenen Brief, den Reinhold Schmidl verfasst hat.

Einen Bebauungsplan, mit dessen Hilfe strenge Vorgaben gemacht werden könnten, gibt es für das Grundstück nicht, das von der Kiener-Stiftung an einen Bauträger verkauft worden ist. Das ist nach Auffassung der Stadt auch nicht erforderlich. In solchen Fällen orientieren sich geplante Neubauten an der Umgebung, sie müssen sich dort "einfügen". Strittig ist nun, ob als Bezugspunkt die fünfgeschossigen Wohnblocks etwas weiter im Norden an der Hubertusstraße herangezogen werden können. Die Anwohner, die für einen Bebauungsplan plädieren, lehnen das mit Blick auf die moderate Bebauung mit Doppel- und Reihenhäusern in direkter Nachbarschaft ab. Stadtbaurat Johannes Dachsel bleibt aber dabei: Das Bauvorhaben füge sich "nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung ein". Die Erschließung sei gesichert, das Ortsbild werde nicht beeinträchtigt. Und auch die Nachbarrechte werden seiner Einschätzung zufolge nicht tangiert, so würden auch die Abstandsflächen eingehalten.

Der Planungsausschuss hatte sich im Dezember dieser Auffassung angeschlossen und die Einsetzung eines Fachbeirats beschlossen. Wegen der städtebaulichen Bedeutung des Vorhabens soll dieser die "bauliche Optimierung" sicherstellen, also quasi das Feintuning übernehmen. Der Beirat kann mitreden, wenn es um Klimaschutz, Verkehr und das Anlegen von Wegen geht. Eine komplette Umplanung kann er aber nicht erzwingen. Die Politiker beauftragten die Verwaltung, einen Bebauungsplans aufzustellen. Der umfasst freilich nicht das Spitzgrundstück, sondern die Bereiche südlich davon sowie westlich bis zur Cerveteristraße. Dadurch sowie mit der Änderung des Flächennutzungsplans soll vor allem verhindert werden, dass das dortige Wäldchen abgeholzt wird. Auch im ländlich geprägten Brucker Ortsteil Aich gibt es erneut Ärger wegen eines Neubaus, auch wenn dessen Bau schon weit fortgeschritten ist.

Die frühere CSU-Stadträtin Maria Röhl, die in der Nähe wohnt, kritisiert das Projekt an der Ecke Schloßbergstraße/Dorfstraße, für das die Baugenehmigung ebenfalls nach dem Paragrafen 34 erteilt worden ist. Anstelle eines Gehöfts sind, direkt gegenüber der Kirche Sankt Sebastian, zwei Wohnhäuser entstanden. Dass als Bezugspunkt auch der etwas weiter entfernte Gasthof Drexler herangezogen wurde, stört Röhl, die mehrere Nachbarn hinter sich weiß. Die massive Bebauung habe nichts mit einem "organischen Wachstum" des Orts zu tun, das im Zuge der Eingemeindung 1978 zugesichert worden sei. Sie fürchtet einen Präzedenzfall: Wenn alle ehemaligen Gehöfte so bebaut würden, dann werde sich die Einwohnerschaft von Aich "von 800 auf 1600 verdoppeln".

Eines der beiden Wohnhäuser in Aich, die auf dem Areal eines früheren Bauernhofs errichtet worden sind. (Foto: Leonhard Simon)

Dachsel verteidigt auch hier die Anwendung des Paragrafen 34. Das Vorhaben füge sich in die Umgebung ein. Es habe somit "ein Genehmigungsanspruch" vorgelegen. Ergo: Hätte sich die Stadt quergestellt, hätte sie vor Gericht wohl nur mäßige Erfolgsaussichten gehabt. Einen Lichtblick gibt es beim Gehweg, der durch den Neubau unterbrochen ist. Röhl hatte darauf hingewiesen, dass dieser für Kinder auf dem Weg in die Kita oder zur Bushaltestelle unverzichtbar sei. Stadtbaurat Johannes Dachsel gibt Entwarnung: Der Bürgersteig werde voraussichtlich Ende des Jahres neu angelegt.

© SZ vom 29.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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