Bau aus den Siebzigern:Prüfer im Rathaus

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Genügt das Olchinger Verwaltungsgebäude noch den Ansprüchen? Eine umfassende Untersuchung soll Aufschluss darüber geben, ob eine Renovierung reicht oder ein Neubau nötig ist

Von Katharina Knaut, Olching

Das Olchinger Rathaus wird auf seine weitere Tauglichkeit untersucht. Das beschlossen die Mitglieder des Hauptausschusses. Die Bestandsanalyse umfasst Standsicherheit und Tragkonstruktion, Brandschutz, Bauphysik, Schadstoffe und technische Gebäudeausrüstung. Abgelehnt wurde ein Antrag der Grünen, zunächst nur das Tragwerk zu überprüfen. Nur eine umfassende Untersuchung liefere ein eindeutiges Bild, lautete die Begründung der anderen Fraktionen. Hintergrund des Beschlusses ist die schon längere Zeit geführte Diskussion um die Zukunft des Rathauses. Gegen das in den Siebzigerjahren erbaute Gebäude gibt es Vorbehalte, unter anderem wegen überstrapazierter Kapazitäten, technischer Probleme, undichter Fenster und dem wenig präsenten Standort. Bürgermeister Andreas Magg (SPD) favorisiert deshalb einen Neubau, Vertreter von Grünen und CSU tendieren hingegen zu einer Renovierung.

Die Bestandsanalyse soll nun Klarheit schaffen. Im Haushalt wurden auf Antrag der Grünen dafür 30 000 Euro mit Sperrvermerk eingestellt. Das vorliegende Angebot zur Begutachtung der fünf verschiedenen Punkte umfasst jedoch insgesamt eine Summe von rund 66 200 Euro und ist damit doppelt so hoch wie die im Haushalt eingeplanten Mittel. Zu viel, finden die Grünen. Fraktionsvorsitzende Ingrid Jaschke stellte daher den Antrag, zunächst nur die Tragwerksanalyse durchzuführen. "Wenn die Tragwerksicherheit gegeben ist, kann man auch alles andere überprüfen", sagte sie. Alles andere halte ihre Fraktion momentan nicht für zielführend.

Viel Beton, viel Glas: Das Rathaus in Olching wirkt ein wenig trist. Auch an seiner Funktionsfähigkeit gibt es Zweifel. (Foto: Matthias F. Döring)

Die Idee dahinter: Wenn das Tragwerk bereits Mängel aufweist, müsse ohnehin von Grund auf saniert werden, eine Überprüfung von Fenster und Dämmung wäre somit überflüssig. Bauamtsleiter Markus Brunnhuber widerspricht der Idee. Eine etappenweise Überprüfung kann er nicht empfehlen. "Das Tragwerk ist nur ein kleiner Ausschnitt", erklärte er. Es mache wenig Sinn, nur diesen Bereich zu begutachten und im Zuge dessen beispielsweise nicht auch die Bauphysik zu überprüfen. "Alles hängt zusammen. Es wird nicht günstiger, wenn der Gutachter ständig wiederkommen muss."

Jaschke betonte hingegen das Risiko, das bei einem nicht funktionierenden Tragwerk besteht. Dabei verwies sie vor allem auf die Tiefgarage: "Die haben nur eine gewisse Lebensdauer, sie ist ständigen Schäden durch beispielsweise Salzwasser ausgesetzt." Argumente, die die anderen Ausschussmitglieder nicht überzeugten. Das Tragwerk sei nicht das Problem, so die Begründung. Die Tiefgarage sei tatsächlich die Achillesferse eines Bauwerks, diese sei jedoch etliche Male renoviert worden, meinte Robert Meier von der CSU. "Es gibt welche, die viel schlechter dastehen." Dass die Betonpfeiler halten, stehe außer Frage", erklärte auch SPD-Fraktionsvorsitzende Marina Freudenstein. Vielmehr gehe es darum, eine umfassende Überprüfung durchzuführen. Dafür sei es auch sinnvoll, Geld in die Hand zu nehmen, wenn das Ergebnis bei der Entscheidung in der Standortfrage hilft, sagte Freudenstein. "Jetzt haben wir die Möglichkeit, es umfassend zu beurteilen."

Dem stimmten die übrigen Ausschussmitglieder zu. "Es geht darum, die Fakten zu kennen und zu interpretieren", erklärte CSU-Fraktionsvorsitzender Tomas Bauer. Alois Waltl (Freie Wähler) brachte es auf den Punkt: "Ich war ursprünglich gegen das Gutachten, aber es bringt Klarheit: Wir müssen wissen, was die Hütte wert ist." Man brauche ein ordentliches Ergebnis, das nicht in Teilen angreifbar ist, fand auch Bürgermeister Andreas Magg. Am Ende wurde der Antrag Jaschkes mit zehn zu einer Stimme abgelehnt. Ebenso wurde beschlossen, dass Magg die Bestandsanalyse in Auftrag geben soll.

© SZ vom 09.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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