Ausstellung:Vor traumhafter Kulisse

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Valentin Zoltan Nagy arbeitet vor allem in seinem Brucker Haus. Seine Bilder zeigen oft italienische Architektur. (Foto: Günther Reger)

Der Fürstenfeldbrucker Künstler Valentin Zoltan Nagy darf im italienischen Marostica seine Werke präsentieren. Bei einem Urlaub dort ist man auf seine Bilder aufmerksam geworden und hat ihn sofort eingeladen

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Für den Brucker Maler Valentin Zoltan Nagy ist es wohl der aufregendste Moment in seinem Leben - zumindest seines künstlerischen. Denn von kommender Woche an darf Nagy, der sich selbst eher als Hobbykünstler versteht, im italienischen Marostica in einer Einzelausstellung bis 7. Oktober seine Bilder präsentieren. Ausgerechnet im großen Saal des bekannten Castello Inferiore, dem Wahrzeichen der venetischen Kleinstadt. Bekannt ist Marostica für sein lebendes Schachspiel, mit dem in jedem Sommer an ein legendäres Turnier um die Hand der Tochter des Schlossherrn erinnert wird.

Nagy und seine Frau haben schon eine lange Beziehung zu der kleinen Stadt in direkter Nachbarschaft zu Bassano del Grappa. Seit 2002 verbringen die beiden dort viel Zeit, fahren mehrmals im Jahr dorthin. Und über die Zeit haben sie sich mit den Einwohnern angefreundet. Als einer von ihnen im vergangenen Jahr einige von Nagys Bildern gesehen hat, war er fasziniert. "Er hat gesagt, du musst unbedingt hier ausstellen. Und ich habe gesagt: Klar, wenn es geht, gerne", erzählt Nagy. Kurz darauf habe er einen Termin im Rathaus bekommen, auch dort sei man begeistert gewesen und habe sofort zugesagt. Drei mögliche Orte habe man ihm zur Auswahl gestellt. "Als ich gesehen habe, dass das Castello dabei ist und dann auch noch dieser Saal, musste ich nicht lange nachdenken."

Um die Ausstellung überhaupt alleine stemmen zu können, musste Nagy vor allem erst einmal noch ein paar Bilder malen. "Das, was ich bis dahin hatte, hätte gar nicht alleine für einen so großen Saal gereicht". Nun aber hat er gut 30 Werke zusammen, einige davon hat er bereits nach Marostica geschafft, mit dem Rest macht er sich an diesem Samstag auf den Weg.

Der studierte Architekt zeigt vor allem Architekturstudien und kleine Alltagsszene. Mit feinen Linien, die er mit seinem dünnen Rotring-Stift zeichnet, den er stets bei sich trägt, gibt er die gewählten Motive beeindruckend realistisch wieder und schafft es, ihnen eine ganz eigene Atmosphäre zu geben. Aber nicht nur seine Architekturstudien sind beeindruckend. Auch die Alltagsbeobachten sind interessant, weil sie technisch ebenfalls sauber ausgeführt sind, aber zusätzlich eine emotionale Ebene bekommen. So wie das Bild eines Bistrotisches vor einer malerischen Hügellandschaft. Die Stühle am Tisch sind leer, auf dem Tisch stehen eine Flasche Rotwein und ein Glas. Bis auf zwei Details, ist das Bild schwarz-weiß gehalten. Nur die violette Tischdecke und eine rote Burganlage im Hintergrund brechen aus dem Muster aus. Diese reduzierte Farbigkeit verstärkt das Sehnsuchtsgefühl, das das Bild auslöst, noch einmal. Die Szene zeigt einen Blick aus seinem Lieblingshotel in Marostica, die Burganlage ist die Ruine des Castello Superiore.

Zur Malerei ist der 69-Jährige erst vor wenigen Jahren wieder gekommen. Dabei wollte er als Kind eigentlich Künstler werden, hat in seiner rumänischen Heimat ein Gymnasium mit dem Schwerpunkt Malerei und Grafik besucht. "Aber als ich gesehen habe, wie arm meine Kunstlehrer waren, habe ich mich für die Architektur entschieden", erzählt Nagy, der 1949 im siebenbürgischen Großwardein geboren ist. Nach dem Studium in Klausenburg hat er in seiner Heimatstadt gearbeitet. Allerdings, erzählt er, habe er als Teil der ungarischen Minderheit in Rumänien keinen leichten Stand gehabt. Auslandsaufenthalte waren nur alle paar Jahre in einer der Sowjetrepubliken erlaubt. "Ich erinnere mich noch, wie ich mit 42 Jahren erstmals nach Venedig gefahren bin. Als ich angekommen bin, habe ich erst einmal geweint im Angesicht all dieser Schönheit". Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist er dann nach Deutschland ausgewandert, seitdem lebt er im Landkreis.

Doch erst 2013, nachdem er in Rente gegangen ist, hat er wieder angefangen, sich seiner früheren Leidenschaft, der Kunst, zu widmen. Er ist Mitglied der Olchinger Künstler und der Brucker Freizeitmaler, stellt mehrmals im Jahr im Landkreis aus. Und nun wartet also der Höhepunkt seiner Künstlerkarriere auf ihn.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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