Ausgrabungen:Uralte Jesenwanger

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Die Knochen sind aus Pappe, die Grabbeigaben echt. Im Stadtmuseum ist ein Bestattungsplatz der Huosi in Jesenwang nachgebildet. (Foto: Günther Reger)

Historischer Verein findet Hinweise auf jungsteinzeitliche Siedlung

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es ist eine spektakuläre Entdeckung: Offenbar gab es bei Jesenwang vor mehr als 5500 Jahren bereits eine Siedlung. Das legen zumindest Entdeckungen des Historischen Vereins nahe. Denn auf einem Acker im Westen der Gemeinde haben Feldbegeher des Vereins ungewöhnlich viele archäologische Objekte gefunden: Scherben, Feuersteinklingen, Pfeilspitzen und ein Armband. Interessant ist, dass ein ähnliches Schmuckstück im 150 Kilometer entfernten Telfs gefunden wurde. Aufgrund der ungewöhnlichen Vielzahl an Fundstücken, gehen die Mitglieder Arbeitskreises Vor- und Frühgeschichte davon aus, dass es eine Siedlung in der Nähe gegeben haben muss. Die Fundstücke lassen sich der Chamer Kultur zuordnen, die auf die Zeit zwischen etwa 3500 und 2700 vor Christus datiert wird.

Die Vorstellung der Entdeckung übernahm Fritz Aneder, Leiter der Abteilung, anlässlich der Präsentation des bayerischen archäologischen Jahrbuchs für 2016. Zwar hat es die mögliche Jesenwanger Siedlung noch nicht dort hinein geschafft, dafür aber eine Reihe ähnlich bedeutender Funde. Die Vorstellung übernahm Bernd Päffgen, Geschichtsprofessor und Mitglied der Gesellschaft für Archäologie, die den Band heraus gibt. "Auch wenn er in diesem Jahr mit keinem Beitrag vertreten ist, leistet der Arbeitskreis des Historischen Vereins seit Jahrzehnten eine hervorragende Arbeit. Mit ihrer Sachkenntnis und Passion haben die Mitglieder viel für die Archäologie geleistet", lobte er zu Beginn seiner Rede. Mehr als 25 Artikel hat der Verein seit der ersten Ausgabe des Jahrbuchs 1981 beigetragen. Nur wenige Vereine seien so häufig vertreten.

Zu den wichtigsten Beiträgen gehört der Fund eines Gräberfelds der frühen Bronzezeit im Ostallgäu. Dort wurde auch ein Frauengrab entdeckt, das voller Schmuck ist, der einige neue Erkenntnis zulässt. Begeistert zeigte sich der Archäologe auch über den Fund einer frühmittelalterlichen Eisenverhüttungsanlage bei Amberg. Bisher war die Region als spätmittelalterliche Metal-Verarbeitungszentrum bekannt, auch gab es schriftliche Hinweise dafür, dass es eine lange Tradition gibt. Nur beweisen konnte man nichts - die Funde eines sogenannten "Rennfeuerofens" und Grube mit Verhüttungsabfällen die auf das achte Jahrhundert datiert werden, schließen diese Lücke.

Auch C. Sebastian Sommer, stellvertretender Leiter des Landesamts für Denkmalpflege, war ins Brucker Museum gekommen, um den etwa 30 Anwesenden die restriktive Grabungspolitik seines Hauses näher zu bringen. Denn das Landesamt erlaubt Grabungen bei möglichen Bodendenkmälern nur selten. Ein Fakt, der bei lokalen Forschern oft auf Unverständnis stößt. Bei 600 Pflichtgrabungen, so Sommer, sei es einfach unmöglich, noch weitere Grabungen zu betreuen. Zudem wolle man Bodendenkmäler nicht durch Öffnung beschädigen - in der Hoffnung auf schonendere Techniken in der Zukunft, die außerdem mehr Erkenntnisse bringen könnten.

Und so sollen auch die weiteren Forschungen in Jesenwang behutsam weitergehen. Mit Bodenproben und geophysikalischen Untersuchungen soll geklärt werden, ob es tatsächlich eine jungsteinzeitliche Siedlung gab und wo genau. Denn durch Erosion, so erklärt Aneder, könnten die Fundstücke vom ans Feld angrenzenden Hügel gerutscht sein. Auch Luftbilder und Pflanzenbewuchs sollen Aufschluss geben.

Das "Archäologische Jahr in Bayern 2016" ist in der Eichenauer Buchhandlung Rezai erhältlich

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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