Ausflugsziel:Vom Gelbkopfkarakaras bis zum Wüstenbussard

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Trotz eines unwirtlichen Aprilwetters ist man im Vogelpark Olching mit dem Besuch am Eröffnungswochenende zufrieden. In dieser Saison wartet das Ausflugsziel mit erweiterten Öffnungszeiten und neuen Attraktionen wie einem "Vogelnest für Menschen" auf

Von Ariane Lindenbach, Olching

In engen Kontakt zu den Bewohnern kommen Besucher im Vogelpark, wie diese Frau und ein Turmfalke. (Foto: Johannes Simon)

Das Storchenpaar ist nur ein paar Meter entfernt, zum Greifen nah. Dennoch scheint die Gruppe Menschen die imposanten Vögel nicht zu irritieren. Sie wenden den Menschen ihre weiß-schwarz gefiederten Rücken zu, blicken auf den Teich. Liebevoll zaust einer der Weißstorche dem anderen mit seinem Schnabel durch das Gefieder am Hals. "Oh, er bezuppelt sie gerade", ruft Daniela Kuchenbaur verzückt aus. Ein paar Besucher drehen sich zu ihr um, während die Schriftführerin des Vogelparks Olching erläutert, dass das Storchenpaar nicht wie hier nur beim Austausch von Zärtlichkeiten zu erleben ist, sondern oft auch beim Klappern. Auf diese Weise verständigen sich die Tiere mit den roten Schnäbeln und Beinen nämlich.

Es ist noch Vormittag an diesem trüben Ostermontag. Immer wieder regnen ein paar Schauer vom Himmel, doch überwiegend ist es trocken, auch nicht allzu kalt. Für einen Besuch im Olchinger Vogelpark mit seinen 600 Tieren, darunter 150 Vogelarten aus allen Regionen der Welt, ist es, nun ja, nicht gerade ideales Wetter. Aber es reicht. Denn es tröpfeln immer wieder Besucher, die meisten mit Kindern, in die hinter dem Volksfestplatz Olching gelegene Anlage, die am Karfreitag in die Saison gestartet ist. Für den Träger des Parks, den Verein Vogelliebhaber Olching und Umgebung, ist es ein Novum, den Vogelpark außerhalb von Sonntagen für die Besucher zu öffnen. Doch da das Interesse von Besuchern wie Aktiven gleichermaßen wächst, hat man die Öffnungszeiten erweitert. Offenbar mit Erfolg, wie Kuchenbaur nach den ersten drei Tagen feststellt. "Gestern war es ein bisschen frustrierend wegen des schlechten Wetters", doch Freitag und Samstag hätten schon viele Besucher vorbeigeschaut, sagt sie zufrieden.

Die Weißstörche leben schon 27 Jahre in der Anlage. (Foto: Johannes Simon)

Die Gäste erwarten einige Neuerungen. Da wäre beispielsweise das neue Greifvogelgehege, in dem zurzeit zwei Gelbkopfkarakaras leben, die ursprünglich in Süd- und Mittelamerika beheimatet sind, sowie zwei Wüstenbussarde. Weitere Greifvögel werden in den nächsten Wochen in die 440 Quadratmeter große Anlage einziehen. Offiziell eingeweiht werden soll im Mai, mit Sektempfang und Reden des Vorsitzenden Manfred Kuchenbaur und von Bürgermeister Andreas Magg, berichtet Daniela Kuchenbaur. Das weitläufige Gehege ist nicht nur das größte in dem insgesamt zwei Hektar umgestaltetes Gelände umfassenden Park. Der Verein musste deshalb auch einen langwierigen Rechtsstreit mit dem Landratsamt führen.

Als weitere Neuerung gibt es in den Amperauen ein "Vogelnest für Menschen": ebenerdig und durch einen breiten Eingang zu betreten, haben die Vogelfreunde mit Ästen und Zweigen ein gut ein Meter hohes kreisrundes Geflecht erschaffen. Innen stehen ein paar Bänke. Wie die Schriftführerin erläutert, die auch regelmäßig Führungen für Schulklassen macht, könne man so einen Eindruck davon bekommen, wie sich ein Vogel in seinem Nest fühlt. Ebenfalls neu ist der noch entstehende Lehrpfad. Im Mai soll er fertig sein. Geplant ist ein Frage-und-Antwort-Spiel zu Vögeln, Bäumen und Pflanzen, aufgeteilt in drei Altersklassen und mit jahreszeitlichen Schwerpunkten.

Tradition hat der Besuch des Osterhasen, hier gemimt von Lea von der Jugendgruppe. (Foto: Johannes Simon)

Über die frisch gekiesten Wege spazieren immer mehr Besucher. Der Schriftführerin zufolge wurden für die Wege 16 Tonnen Kies per Schubkarre über die kleine Brücke in den Vogelpark gebracht. Des weiteren wurden neue Beete angelegt und vor allen Dingen Beeteinfassungen angelegt. Am Eingang, noch vor der Kasse, weist die Besucher ein neues selbst gefertigtes Schild den richtigen Weg. Die Verhaltensregeln darauf, wie etwa Hunde an der Leine zu halten, sind mit bunten Metallplättchen als Symbole dargestellt.

Wie Daniela Kuchenbauer erzählt, habe auch der Verein der Vogelliebhaber neuen Schwung bekommen. So habe man einige neue Mitglieder gewonnen (aktive sind es zurzeit etwa 25, vor zwei Jahren waren es nur 15) und die Jugendgruppe sei mit zehn neuen Mitgliedern wiederbelebt worden. Eines von ihnen, die 15 Jahre alte Lea, sitzt, verkleidet in einem braunen Hasenkostüm, gegenüber der Kasse. Vor ihr stehen Körbe, in ihnen liegen Ostereier, Schokolade und Gemüse. Ein kleines Mädchen greift gerade mit leuchtenden Augen in den Korb voll Schokolade.

Gegenüber der Kasse wohnt Hannes. Der imposante Andenkondor mit geschätzten sieben Jahrzehnten auf dem Buckel hat heute einen fast unverwüstlichen Ball bekommen, berichtet Kuchenbaur. Doch der riesige schwarze Vogel ist nicht zu sehen. Erst auf den zweiten Blick sieht man ihn, gut versteckt hinter Blattwerk, wie er einen gelben Ball mit dem Schnabel vor sich her treibt. Jetzt rollt der Ball in die sichtbare Hälfte der Voliere. Hannes läuft hinterher. In der Natur würden Andenkondore nur etwa 45 Jahre alt, erklärt Kuchenbaur. Doch hier in Olching wird er von den Vogelliebhabern gut gepflegt.

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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